Nichts Spezielles
Montag. Aufgestanden und den Kaffee vom Sonntag aufgewärmt und getrunken. Danach erst einmal zum Kiosk und neuen Tabak und Blättchen geordert, damit der neu zu brühende Kaffee ordentlich gewürdigt werden kann. Nach dem dritten Punkt innerhalb des Textes festgestellt, dass in den Hauptsätzen die Subjekte fehlen. Klarwerden, dass es so nicht weitergehen kann. Wissen lernen, wer gemeint ist.
Zeitsprung.
Zwecklos.
Das Subjekt wartet aufs Wochenende. Der Montag muss ohne auskommen.
Eigentlich kann ich mich ja nicht beschweren. Ich habe mehrere Nebenjobs, die wenigsten davon sind anspruchsvoll aber es geht beim Geldverdienen ja auch nicht um Anspruch, sondern um das Geld, was dabei herauskommt. Die Scheinkorrelation von wachsendem Gehalt und Anspruch in der Tätigkeit hat sich innerhalb meiner Nebenjobkarriere nicht bestätigt. Ich könnte, wenn es denn erforderlich wäre, am Theater beim Bühnenaufbau arbeiten und gutes Geld bekommen oder aber - so wie ich es jetzt gerade tue - in einem Büro mit 4 anderen Studenten sitzen und abwechselnd auf Zahlenreihen und Facebookseiten stieren und dabei etwas weniger Geld pro Stunde bekommen. Nebenbei läuft hier in unserem Büro Dudelmusik und auf dem Tisch vorn am Eingang röchelt eine Kaffeemaschine.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann türmen sich auf der gegenüberliegenden Seite genauso viele Stockwerke wie hier bei uns aufeinander. Da sitzen andere Büroleute drin und verrichten ihr Tagwerk. Ganz oben ist ein Pausenraum, aus dem immer wieder nichtssagende ( nicht zu sagen Habende ) Gesichter zu uns herabstarren und mit Kippe und Kaffee bewaffnet einer Pause nachgehen, die sich von Arbeit nur darin unterscheidet, dass sie rauchen dürfen.
Sicher, klar doch. Da gibt es einige, wenn nicht sogar die meisten, die während ihrer Arbeitszeit ein Höchstmaß an Effektivität entwickeln. Aber die bekomme ich hier nicht zu Gesicht. Nach vorn raus, also zu der uns gegenüberliegenden Seite sind nur wenige Büros, in denen noch seltener jemand anwesend ist. Die echten Arbeitstiere sind alle im Hinterhaus untergebracht - auf der anderen Seite des Flurs. Die dürfen nicht auf die Straße oder auf die gegenüberliegende Fassade sehen. Die müssen auf Hinterhöfe glotzen, wenn sie sich ablenken wollen. Aber die wollen sich gar nicht ablenken lassen beim Arbeiten. Die sind lieber stille kleiner Räder in großen Maschinerien. Puzzeln an jedermanns Kreditlinien herum, errechnen Rankings, Dividenden und Cash Flow.
Die Fassade dieses Hauses besteht aus roten Ziegeln. Die Leute darin sind auch wie Steine, die nur halten, weil sie durch grauen Mörtel der täglichen Arbeitszeit und zu vieler Steine über und unter ihnen festgehalten werden. Und hin und wieder steht so ein Stein am Fenster und quiemt an einer Fluppe. Dann glotzt er zu mir herüber und denkt sich vielleicht genau das Gleiche, was ich mir gerade wünsche: ein fliegender Stein zu sein und eine Scheibe einschlagen zu dürfen.
Nachtrag 15:00 Uhr: Feierabend :)
Es ist jetzt nicht mehr lange hin und das neue, hoffentlich alles fassende Bücherregal ist fertig. Die letzten Böden erholen sich gerade von ihrem Anstrich, die Regalbodenträger müssen noch gebohrt und eingesetzt werden und dann ist die erste Umgestaltung des Zimmers fertig. Dann fehlen noch der Schreibtisch, die Schränke, das Aquarium und natürlich die neue
Rutschunterlage für den Schreibtischstuhl.

Ein Teppich, der so oft gewaschen wurde, dass er glänzt, rutscht und sich ständig krempelt, ein Drehstuhl mit Rollen, der nur rollt, wenn ich darauf sitze. Das sind die Protagonisten, die mir das Leben schwer machen.
Das Fenster zum Lüften befindet sich links vom Stuhl. Ich komme am Drehstuhl nicht vorbei, wenn ich das Fenster öffnen möchte. Ich muss ihn wegschieben. Das geht nicht, weil ich nicht darauf sitze. Sitze ich darauf, rollt er nicht über den Teppich, weil der sich aufbäumt und Falten schlägt. Habe ich keinen Teppich unter dem Drehstuhl, zerkratzt er das Laminat beim Rollen. Also drehe ich, um das Fenster zu erreichen, den Drehstuhl in eine rechtwinklige Position zum Schreibtisch, setze mich darauf und stoße mir beim Umdrehen das Knie am Schreibtisch, um dann nach 180° Wende wieder aufzustehen, um das Fenster zu öffnen.
Am erstaunlichsten dabei ist, dass diese Prozedur ungefähr so lange dauert, wie das Schreiben dieser Zeilen.
Unsere Nachbarn ziehen um, schade. Deshalb ist bei uns wieder mächtig was los. Die Wohnung gegenüber wird geräumt und in Kisten gepackt. Dafür wurde extra ein Parkverbotsschild geordert und zwei Tage vorher vorm Haus deponiert, um Platz zu schaffen für den Möbeltransport.
Nebenbei läuft die ganze Zeit ein Möbelkran, der praktischerweise an ein Fenster zur Straßenseite angebracht ist. Daran gleiten die verpackten Möbel herab, um im großen Bauch des LKW zu verschwinden. Der Motor des Kranwagens läuft ununterbrochen, darüber legt sich das Gebrüll von mehreren Möbelpackern, die mal nach unten und dann wieder nach oben rufen.
Der LKW steht trotzdem irgendwie in zweiter Reihe, obwohl den Schildern Folge geleistet wurde und eine relativ breite Lücke zum Parken vor dem Haus entstanden ist. Das liegt vor allem daran, dass das Kranende dadurch genau an der Mündungsluke des LKW endet und bequem umgeladen werden kann - verständlich. Hin und wieder gibt es auch ein paar kleine Zuschauer, die sich voller Begeisterung auf den Kran stürzen und wahrscheinlich später alle Kranfahrer werden wollen.
Ich gehe zum Kaffeetrinken wieder in die Küche, denn auf dieser Seite ist es weniger laut.
sondern eigentlich alle Farben auf einmal, weshalb wir weiß dann als weiß wahrnehmen. Deshalb ist weiß, obwohl es aus allen Farben zu bestehen scheint, doch ziemlich unbunt. Im Gegensatz zum reizarmen Grau hat Weiß jedoch einen phänomenalen Vorzug: es sieht nicht nur weniger trist, sondern auch gleich viel sauberer aus ( die Werbebranche nutzt diesen Effekt immer wieder ).
Deshalb hatten meine Frau und ich uns für die letzte Woche vorgenommen, unsere Fliesenfugen zu weißen. Bei weißen Fliesen und grauen Fugen ergibt sich einfach immer ein Bild von leicht verschmutzt, führte meine Frau als Argument ins Feld und ich, obwohl ich das nicht so recht einsehen wollte - denn der Werbung traue ich einfach nicht über den Weg - schloss ich mich dieser Aussage besser an und weißte mit.
Nach mehreren Tagen auswärts duschen ( denn im Bad sollten die Fugen ca. 48h Stunden trocknen ), überhaupt mehreren Anstrichen, einer kräftezehrenden Reinigungsprozedur für alles, was nicht in den Fugen landete, sondern auf dem Fliesenrand, ist das Werk nun endlich vollbracht. Die Fliesenfugen sind weiß.
Und, was ich noch viel erstaunlicher finde: es sieht tatsächlich besser aus.
Heute morgen kann ich das Fenster nicht öffnen, mache es aber trotzdem, um mir ein Bild von der Lage zu machen.
Es herrscht Chaos auf meiner Straße. Zu beiden Seiten türmen sich die Autos verschiedenster Dienstleister, um ihren Dienst zu tun. Von links fuhr gerade ein Transporter in die Straße ein, der Pakete an den Mann/Frau bringen möchte ( hoffentlich keine verspäteten Weihnachtsgeschenke ). Davor - der Grund, weshalb vom Paketetransporter gerade ein Wendemanöver zwischen parkenden Autos versucht wird - stehen zwei weitere Transporter in zweiter Reihe. Einer davon parkt so ungünstig, dass ein Vorbeikommen unmöglich scheint. Der andere der parkenden Transporter hat einen Hänger auf dem ein kleiner Bagger darauf wartet ausgepackt zu werden, um die momentane Behinderung zu einer dauerhaften werden zu lassen. Davor, mitten auf einer Kreuzung, die obwohl relativ klein doch große Bedeutung hat, weil sie eine der wenigen Verbindungen von Süd-Ost-Linden-Nord mit Nord-West-Linden-Nord ist, steht ein Kanalreinigungsfahrzeug und hat einen Schlauch in den Straßenkeller gesteckt. Dahinter wiederum dreht ein Müllfahrzeug seinen Rücken im Kreis, das wegen des Kanalreinigungsfahrzeuges nicht weiter kommt. Das Müllauto ist viel zu groß für eine Wendung auf zugeparkter Straße und so steht es dahinter und wartet. Aha.
Alle stehen, bewegen, warten und aussteigen natürlich mit laufendem Motor. Ich denke, es wird Zeit für einen Kaffee, die Küche geht nämlich nach hinten raus.
Das Gute hatte ich dann schon wieder vergessen bei so viel Ärger aber fangen wir vorn an:
am Montag gewann ein Freund von mir 16.000 Euro bei "Wer wird Millionär". Ein wenig Perspektivlosigkeit, da ich heute so früh aufstehen muss, und auch Langeweile trieb mich dazu, gestern ebenfalls den Jauch zu schauen - die direkte Fortsetzung in einer Doppelfolge.
Erfreulich war, dass es ziemlich lange dauerte bis zur ersten Werbung und auch die zweite ließ ziemlich lange auf sich warten, danach war gefühlt alle 5 Minuten Reklame.Die Kandidaten waren super, keiner enttäuschte. Die wußten alle eine Menge, Jauch hat hin und wieder mit angeschoben und alles lief wie am Schnürchen.
Doch dann kommt Dr. ...
Dr. ... möchte Deutschland gern die Rechtschreibung beibringen. Wenn ich so etwas höre, platzt mir immer der Kamm. So was überhebliches wie diesen "Lektor und Schriftsteller" habe ich selten gesehen. Redet erstmal ohne Punkt und Komma eine gefühlte halbe Stunde davon, wie schlecht es doch um die Rechtschreibung gestellt sei - ohne Punkt und Komma deshalb, weil, die hat er gar nicht ( diese Kombi ist extra für Herrn Dr. ), Punkte und Kommas besitzen nämlich nur die Studenten. Und was machen die damit? Die schütten sie aus ihrer großen Tüte über den Text aus. Ha ha. Selten so gelacht. Ich setze Kommas nach Gusto, richtig. Ich setze auch sonstige Satzzeichen nach Gusto, ebenfalls richtig. Ich bin stolz darauf, mir diese Freiheit erlauben zu dürfen, ich studiere nämlich Germanistik. Ich weiß nämlich, weshalb ein Komma gesetzt wird. Ich habe mich in etlichen Seminaren mit allen möglichen Wandelphänomenen der deutschen Sprache auseinandergesetzt. Ich studiere schon so lange, ich bin selbst ein Komma.
Wie oft muss ich mir also das Geseiere von solchen selbst ernannten Rechtschreibpolizisten noch anhören? Bis ich mit dem Studium fertig bin? Wahrscheinlich - aber Jauch gucke ich erstmal nicht mehr.
Ich habe mir keinen Lottoschein gekauft, sondern eine Packung Tabak, Blättchen und Filter. Die restlichen 5 Euro werde ich dieses Jahr am Bahnhof ausgeben, entweder für eine Zeitschrift oder für etwas völlig überteuertes Essbares. Dann werde ich in den Zug steigen und nach Osnabrück fahren, um dort mit meiner Frau und zwei Freunden im kleinen Kreis Silvester zu feiern. Ich werde keinen Krach machen, von uns vieren wird wahrscheinlich niemand Krach machen, da sind wir uns einig. Es wird ein paar exotische Sachen zu Essen geben, von denen ich nicht ganz überzeugt bin, wir werden ein wenig spazieren gehen und den Trubel ansonsten von anderen veranstalten lassen, die hoffentlich weit genug weg sind, um davon nichts mitzubekommen.
Eigentlich freue ich mich sogar darauf.
Guten Rutsch allen.
Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest gehabt zu haben. Ich hatte auch eins.
Mittlerweile überholt mich der Stress der letzten Tage des Jahres, der aus mehreren Anreisen und Abreisen bestand, und von der entspannten Stimmung der "Zwischentage" bekomme ich einfach nichts ab. Arbeit lauert überall und häuft sich an, so dass mir kaum Zeit bleibt, meiner gewohnten Lektüre nachzugehen. Heute habe ich aber endlich ein wenig Zeit gefunden, um mich auf den neueren Stand zu bringen und selbst ein paar Zeilen zu schreiben. Auch wenn die Weihnachtsgrüße etwas spät kommen, so kann ich doch zumindest einen guten Start ins Neue Jahr wünschen, und das sogar rechtzeitig. In diesem Sinne...
Ein Nachtrag: dies wird eines der wenigen Silvester werden, an denen ich einmal nicht sonstwo bin oder sogar arbeiten muss, spätestens mit diesem Tage hat mein Stress also auch ein Ende, bis es dann im neuen Jahr von vorn beginnt :)