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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Samstag, 31. Oktober 2015

Saures und Süßes

Ich holte mir gerade zwei Bier am Kiosk, als plötzlich drei Zombies den Laden betraten und „Süßes oder Saures“ rufend den Tresen in Beschlag nahmen. Natürlich waren das keine Zombies, sondern junge Mädchen, allenfalls 16 Jahre jung. Sie waren geschminkt und zurechtgemacht von wem auch immer. Sie trugen eiternde Wunden im Gesicht, waren aschfahl, irgendwie entstellt. Die Frau hinter dem Tresen sagte „Ich habe hier was Süßes“, holte routiniert drei Kolakracher aus dem Fach und hielt jedem der Drei einen davon hin. Diese nahmen ihn und steckten sich das Ding gleich in den Mund. Als sie den Kiosk wieder verlassen hatten, und ich an der Reihe war, zeigte mir die Frau eine Packung, eine leere, und sagte, dass sie heute bereits mehr als 500 solcher Gäste gehabt haben musste, denn, wie ich ja sehen konnte, eine Packung war bereits vollkommen leer. Was sollte ich darauf antworten, außer, dass es eben an diesem einen besonderen Tag genau so zuging auf den Straßen in Linden. Wenigsten wurde niemand in meinem Umfeld mit Eiern beworfen, wie letztes Jahr.

Eine ähnlich hohe Fluktuation musste unsere Straße heute Morgen ertragen. Es war nicht nur Halloween, sondern auch Samstag, also Markttag. Für den einen Moment sind fünf Parkplätze frei und im nächsten keiner mehr. Es war ein ständiges Kommen und Fahren zu beobachten. Ich stand des Öfteren am Fenster, weil ich Gäste erwartete und jeden Augenblick mit ihnen rechnete. Ich sah hinunter auf das Treiben, auf die einparkenden und ausparkenden Autos, auf Busse, die böse hupend an den die Fahrbahn blockierenden Autos vorbei ihren Weg zur nächsten Haltestelle einzuschlagen versucht waren. Meine Gäste sind so etwas nicht gewohnt. Sie kommen aus Städten, in denen, bis auf wenige Straßen im Stadtzentrum abgesehenen, keine Parkplatznot herrscht. Einparken unter dermaßen erschwerten Bedingungen war dort sowieso kein Thema.

Auf dem Herd köchelte ein Topf voll Königsberger Klopse. Das Rezept dafür hatte ich mir aus dem Internet besorgt. Allerdings war ich nicht so gut vorbereit, wie ich es mir gewünscht hatte. Mir fehlte das Lorbeerblatt, ich besaß keine Rinder-, sondern nur Gemüsebrühe , und das einzige, auf das ich mich in rauen Mengen berufen konnte, waren zwei Gläser Kapern, die ich nach Entnahme der Klopse aus der Brühe, sogleich in diese hinein gelangen ließ. Ich schwitzte ein wenig Mehl an, verdünnte mit der Brühe und zwischendurch schaute ich immer wieder auf die Straße, um festzustellen, dass meine Gäste noch immer nicht da waren.

Als das Essen fertig war, kamen auch die Gäste endlich. Der Großteil von ihnen hatte sich längst eingefunden, wenn auch nicht bei mir, sondern bei Frau und Kindern auf dem nahe gelegenen Spielplatz. Als alle da waren, schmeckte ich ein letztes Mal ab und befand es für zu sauer. Ich streute noch Zucker nach und rührte um. Es blieb sauer. Die Kapern. Ich zuckte mit den Schultern und tat auf.

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Eine Reise im Treppenhaus, oder Wie sich Trithemius in meinem Text einmischt

Eigentlich wollte ich etwas zum Seminar schreiben, dass ich gestern besucht habe. Aber ich litt unter einer mich mittäglich häufiger erfassenden Konzentrationsschwäche, so dass nicht mehr viel übrig ist, von dem, was da gesagt wurde. Trithemius macht dagegen einen Mittagsschlaf, wie er mir am Abend berichtete, aber dazu kommen wir noch. Eigentlich wollte ich auch eine Rezension zu einem Buch schreiben, das ich gelesen habe, und von dem wir gestern während des Seminars gesprochen hatten. Es wäre dann eine Rezension zu einem Buch einer Autorin geworden.

Glücklicherweise befand ich mich am Abend in Gesellschaft von Herrn Putzig und Trithemius, wo ich wenigstens die peripheren Begleiterscheinungen genauestens aufzudröseln in der Lage war.

Ich fuhr mit dem Fahrrad zur Uni und hatte das Glück in der Senke auf eine grüne Ampel zu stoßen. Dadurch konnte ich den Schwung nutzen und aus ihr herausfahren. Das kann ich sonst auch ohne Schwung, ist aber anstrengender. Als ich dann vor dem Contihochhaus stand, sah ich viele hübsche Frauen aus dem und in das Gebäude hinein gehen. Ich erwähne das nur, um für später vorzubeugen, Sie werden sehen. Ich sah sogar zwei Teilnehmer des Seminars. Den einen grüßte ich, er schaute so. Den andern nicht, der schaute woanders hin. Der ist ein Pfarrer und schaut wie einer aus, und er nimmt immer die Treppe.

Wir müssen ja bis in den vierten Stock hoch, aber ich nahm deshalb auch die Treppe, bin ja gerade einmal etwas mehr als halb so alt wie der Pfarrer. Das hat mich ganz schön fertig gemacht. Aber nur weil vor mir zwei aufgepumpte Wiwistudenten die Treppe emporkrochen und mich nötigten, meine Schrittfolge extrem zu verlangsamen. Ich nahm zwei Stufen auf einmal, wie immer. Die beiden gingen so langsam, dass es mir so vorkam, als würden sie nur einen halben Schritt machen pro Stufe, was ja auch irgendwie stimmt, denn sie waren ja zu zweit. Dem Pfarrer war das zu langsam und plötzlich scherte er aus und sprang mit zwei energiegeladenen Sätzen an den Jungens vorbei. Die guckten schräg, als sie der alte Hüpfer überholte, weil er schon eine Treppe weiter war, während sie den Zenit ihres Treppenabschnitts noch nicht erreicht hatten.

Entgegen kam mir auch jemand, eine Frau. Die aß eine Birne vom Kopf her. Das ist übrigens die Notiz, die ich mir im Beisein von Trithemius und Herrn Putzig in unserer Stammkneipe gemacht habe, um das nicht auch noch zu vergessen. Das war natürlich völliger Blödsinn, denn sowas vergisst man doch nicht. Eine Birne vom Kopf her zu essen. Die Blüte war schon weg und die Frau hielt die Birne in der Hand, wie eine Waffel mit Eis darin. Sie biss von ihr ab, als wäre das Eis in die Waffel gerutscht und müsste nun erst von der Waffel befreit werden. Ganz unten lugte der Stiel aus ihrer Hand, wie Hänsels kleiner Finger, den er immer der Hexe vorzeigte. Ein erstaunliches Bild.

Trithemius fragte mich dann, ob die Frau denn schön gewesen sei und ich konnte dazu überhaupt keine Angaben machen, obwohl – das schrieb ich schon – mir durchaus hübsche Geschöpfe begegnet waren.

Das Seminar blieb seltsam unmerkwürdig. Vielleicht hatte ich meinen Denkapparat im Treppenhaus stehen gelassen, wo er nun alte Plakate bestaunte und auf dem Zettelbrett ein fast unmoralisches Angebot fand. Darin wurde von einem Verschlag berichtet, der unglaubliche 350,- Euro Miete kosten sollte und einer ungehörigen Kaution von 900,- Euro. Nur unter Angabe von Personalausweis, Mieterselbstauskunft, Bürgen und pol. Führungszeugnis könne sich auf das Zimmer beworben werden. Darauf war mit blauem Filzmarker vermerkt: „Selber, du Arschloch!“ Und weiter unten stand noch: „Du wirst mal Knöllchenschreiber“. Mein Denkapparat überlegte die ganze Zeit, was wohl ein pol. Führungszeugnis sei. Er kam nicht auf polizeilich, sondern versuchte die Brücke immer zu politisch zu schlagen. Wo man das bekommen könne, fragte er sich und dachte dabei an ein anderes Hochhaus, in dem die Politologen studierten.

Jedenfalls fand ich meinen Denkapparat wieder, als wir aus dem Seminarraum ins Treppenhaus gingen. Diesmal wollte ich Fahrstuhl fahren, weil ich einmal irgendwo aufgeschnappt habe, dass Treppensteigen gesund und Treppenhinabsteigen ungesund sei. Ich rief den Fahrstuhl, was Trithemius dazu brachte, laut über das Wort Fahrstuhl nachzudenken, weshalb ich dann nur noch vom Aufzug sprach, weil mir das auch komisch vorkam. Ich stellte mich also in den Aufzug hinein und drückte den Knopf. Dann sah ich, wie der ankam, den ich gegrüßt hatte und hielt ihm per gehobenem Bein in der Lichtschranke die Fahrstuhltür auf. Aufzugtür klingt auch komisch. Stellen Sie sich einmal vor, sie würden das g vergessen, dann hätten sie plötzlich eine Aufzutür. Mit dem Fahrstuhl kann Ihnen das nicht passieren, da gibt es kein g.

Und beinahe hätte mein neuer Aufzugmitfahrgast dem Pfarrer auch noch die Tür aufgehalten. Dieser winkte aber freundlich ab, weil er nirgendwo aufgeschnappt hatte, dass Treppenhinabsteigen ungesund sei. Er nahm die Treppe.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Heute ohne Ende

In Vorbereitung auf das heutige Seminar ist mir ein Gedanke untergekommen, der mich sehr beschäftigt. Es ist nicht nur ein Gedanke, sondern eine schlichte Tatsache, dass ich Literatur, die von Frauen geschrieben wird, nicht lese. Das hat mich einigermaßen bestürzt. Ein Sturz im Treppenhaus wäre schlimmer, aber immerhin.

Nun könnte ich es mir natürlich einfach machen und einfach nur noch Autorinnen lesen. Das wäre dann ungefähr so, als würde jede neue Straße in Berlin nach einer Frau benannt. Dann könnte ich mir in naher Zukunft – denn ich lese außerordentlich viel – auf die Schulter klopfen und sagen, ich hätte der Gerechtigkeit Genüge getan.

Aber so einfach ist das nicht. Ich lese ja nicht irgendwas. Ich lese Bücher, auf Empfehlung oder durch Eigenrecherche. Die meisten meiner Treffer mache ich selbst, indem ich die Antiquare meines Vertrauens aufsuche und dort Bücher herausziehe, die mich ansprechen, sei es nun die Umschlaggestaltung, der Klappentext oder der erste Satz. Schon dabei kommen mir selten Frauen unter.

Die letzte Frau, von der ich ein Buch gelesen habe, war Sara Paretzky mit „Blood Shot“. Eine im Piper-Verlag erschienene Krimireihe um die Detektivin Vic Warshawski. Das war kein Zufallsfund, sondern eine gezielte Aktion, die ihren Ursprung in der Beschäftigung mit Kriminalliteratur als Themenfeld einer Masterarbeit hatte. Thomas Wörtche verdanke ich den Tipp. Überhaupt hat Wörtche ein paar gute Tipps auf Lager. Patricia Highsmith wird über kurz oder lang wohl auch noch gelesen. Ich habe natürlich auch den ein oder anderen Schwedenkrimi weggeknackt, also die echten: Wahlöö und Sjöwall, Agatha Christie in jungen Jahren, ein Krimi von Sylvie Granotier aus der Pulp-Reihe, ich las sogar einmal einen Roman von Anne Perry, „Eine geschlossene Gesellschaft“, allerdings nicht bis zum Ende, weil unerträglich.

Und mit dem Seminar, auf das ich mich vorbereitet habe, las ich zwei weitere Frauen: Alina Bronsky und Judith Kuckart. Das war aber nicht, weil mir die Bücher empfohlen worden sind oder ich sie mir selbst ausgesucht habe, sondern weil sie für das Seminar Pflichtlektüre darstellen. Ist auch irgendwie eine Empfehlung, wenn auch nicht ganz so frei, wie es mir sonst passiert.

Tja, und jetzt fällt mir nicht ein, wie ich den Eintrag hier beenden soll. Das ist auch irgendwie bestürzend.

Samstag, 24. Oktober 2015

Liebe Leserinnen und Leser,

ich benötige Ihre Hilfe. Ich sammle gerade alles mit der Endung –bar. Mir und ein paar Freunden sind auch schon viele tolle Sachen eingefallen, aber je länger man darüber nachdenkt, umso schwieriger wird es. Und ein Lexikon, in dem man nachschauen kann, gibt es dafür ja auch nicht. Die Wörter können originell sein wie ruchbar oder sich einfach aus Verben ableiten, die im aktuellen Tagesgeschehen plötzlich in aller Munde sind wie erneuerbar.

Hier ein paar der schönsten Beispiele, die wir bereits zusammengestellt haben:

haltbar
unverwechselbar
erneuerbar
sonderbar
wunderbar
unmittelbar
ruchbar
heilbar
zahlbar
nutzbar
urbar
greifbar
befahrbar
essbar
schaltbar


Die sind alle schon ganz brauchbar. Ein paar mehr wären aber nicht schlecht. Wenn Ihnen also noch eins vorschwebt, das Sie hier nicht gefunden haben, melden Sie sich!

Danke

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Krügers "Der Gott hinter dem Fenster"

Seit gestern bin ich wieder Teilnehmer eines Seminars an der Universität. Ich besuche dort ein Seminar zur LiteraTour Nord, einem Preis, der von mehreren Universitäten und ein paar Sponsoren ausgelobt, jährlich vergeben und von der Universität schon so lange wie ich dort bin, mit einem Seminar dazu begleitet wird – wahrscheinlich sogar viel länger. Zweimal schon habe ich versucht daran teilzunehmen und musste immer wieder die Segel streichen, wenn es akut wurde, weil sich immer wieder wichtigere Seminare auf dem gleichen Sendeplatz befanden. Überhaupt sind die Sendeplätze ja sehr begrenzt, wie mir immer scheint, denn es ballt sich oft an wenigen Tagen zu wenigen Uhrzeiten ein wahres Feuerwerk an Veranstaltungen, während es zu anderen Zeiten Leerläufe gibt oder nur Seminare zu Grillen kurzlebiger Dozenten. Ich stehe ja auf Grillen, weshalb ich schon öfters an Freitagen morgens um acht ein Seminar besucht habe. Diesmal jedoch erstand ich den Platz in einer Sitzung zur Premiumsendezeit. Warum das so ist, dafür gibt es viele Gründe… aber das gehört nicht wirklich hier her.

Ich saß an der Fensterreihe mit der Sonne im Rücken und sprach zu mir selbst und meinem Sitznachbarn, der mir schräg im Rechteck auf dem nächsten Sitzplatz folgte und den ich zufällig kannte, ob das denn eine so gute Idee sei, mich hier hinzupflanzen. Die Sonne schien nämlich überraschenderweise mit all ihrer Kraft auf meinen Nacken. Da er bereits in der Kehre der Tische saß, streifte ihn die Sonne nur. Ich blieb dennoch sitzen, es waren auch nur noch wenige Plätze frei. Der Raum ist sehr klein für einen Seminarraum und wahrscheinlich zu groß für ein Büro, das zu besetzen nur Neid und Missgunst hervorrufen würde.

Wir besprachen eine Erzählung von Michael Krüger, „Aus dem Leben eines Schriftstellers“, erschienen in dem Erzählband „Der Gott hinter dem Fenster“. Ich fand die Geschichte so gut, dass ich gespannt auf den Rest des Buches war und es mir deshalb eine Woche vorher bestellt hatte. Am Vorabend las ich dann im Theater den ganzen Rest des Buches, inklusive einer zweiten Lektüre dieser Geschichte zur Vertiefung. Mit dieser hatte ich angefangen, weil ich die zwei Geschichten, die davor im Buch abgedruckt waren, bereits am Vorabend des Vorabends gelesen hatte.

Ich lese Erzählbände ungern am Stück, obwohl das bei diesem durchaus möglich gewesen wäre, kaum mehr als 200 Seiten. Ich mache das deshalb nicht, weil es häufig trotz der in sich abgeschlossenen Handlungen einzelner Erzählungen so etwas wie einen roten Faden gibt, oder ein alles überspannendes Thema oder einfach nur interessante Wiederholungen von Phrasen oder Worten, die aufgrund eines anderen Zusammenhangs sogar in zuvor gelesene Erzählungen ein anderes Licht hineinwerfen können. Und wenn ein solcher Erzählband eine stimmige Komposition ist, dann erkennt man das an der Melodie, die das Gelesene hinterlässt. Ich erkenne das Tage und Wochen später. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, worum es darin ging, in diesem Buch, was ich vielleicht vor vielen Jahren gelesen habe, aber die Melodie fällt mir sofort ein, wenn ich nur den Titel und den Autor auf dem Buchrücken lese.

Dass Krüger im Verstricken kein Meister ist, war mir schon nach den ersten beiden Geschichten klar, aber es gab trotzdem ein paar Punkte, die mich aufblicken ließen. Stellen, die in minimaler Varianz und Bedeutungsverschiebung Wiedererkennungswert hatten. Die prägnantesten sind natürlich dem roten Faden oder dem übergeordneten Thema zuzuordnen. Es geht in dem gesamten Band um Erzähler: Schriftsteller, Verleger, Lektoren, Übersetzer. Sie alle sind alt, verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz und starten ihre Erzählungen, die alle in der Ich-Form geschrieben sind, mit einem Rückblick, der manchmal weit in die eigene Vergangenheit zurückreicht und manchmal nur Minuten zählt. Fokussiert wird einerseits auf Akte des Schreibens oder Facetten, die damit zusammenhängen, und andererseits auf die Menschen und ihre Wirkung auf andere, manchmal aus der Perspektive der eigenen Beobachtung, manchmal auch aus der Perspektive eines Beobachters. Häufig handeln diese Menschen widersprüchlich oder sogar unvernünftig, bleiben unverständlich oder von außen betrachtet beschränkt in ihren Meinungen und Ansichten. Krüger erzählt hier mit dem Blick eines Mannes, der weiß, wovon er schreibt. Ich glaube fast jeder kennt Situationen, in denen einem unverständlich ist, warum von jemanden, der Jahrzehnte älter ist als man selbst, jetzt genau dies getan oder gesagt wurde (Annika hat dazu ein paar Beobachtungen angestellt und aus ihrem Umfeld ein paar Links gesammelt, die in ein paar kleineren Facetten vielleicht tatsächlich mit dem hier Geschriebenen in Zusammenhang stehen. Wer also Lust und Zeit hat, noch mehr zu lesen: bitte sehr!)

Eine dieser Verstrickungen, die tatsächlich nur eine Phrase darstellt, zweimal explizit genannt und häufig implizit in die jeweiligen Erzählungen verwoben, fand ich sehr interessant. Es ging dabei ums Schreiben bzw. ums Nichtmehrmüssen. Um den Umstand, mit sich und der Welt im Reinen zu sein, einen Beruf zu haben, über den man sich immer noch definiert, der einen fast das ganze Leben über geprägt hat, den auszuführen man plötzlich nicht mehr in der Lage ist, und dann erst merkt, dass man diesen Beruf auch gar nicht mehr braucht. Eine abgeschlossene Emanzipation von sich selbst, sozusagen: „Er wurde ein glücklicher Mensch, ein Schriftsteller, der nicht mehr schreiben musste.“ (S.150), „Ein Schriftsteller, der nicht schreibt, schien mir nun endgültig das höchste Ziel des Schreibens zu sein.“ (S.86).

Wie dem auch sei, Krügers Buch hat eine Melodie, eine, die fast jeden einmal erfasst. In der Erzählung, die wir im Seminar behandelten, wurde das deutlich, wenngleich nur wenige das gesamte Buch gelesen hatten. Dazu sage ich nur kurz etwas: Lesegewohnheiten von anderen gehen mich nichts an und die wenigsten befinden sich in so komfortabler Situation, mit einem oder zwei Seminaren ein Semester bestreiten zu können. Ich finde es allerdings schwer, anhand einer Erzählung, Qualität zu bemessen. Dass mir aber diese eine Konstruktion innerhalb der Erzählung nicht aufgefallen, die noch dazu irgendwie unstimmig ist, von meinem Nachbarn als misslungen bezeichnet, weil sie im Fortlauf der Erzählung einen Bruch evozierte, den, weiß man davon, zu übersehen man gar nicht mehr in der Lage ist, machte mich rat- und stimmlos. Ich war am Ende nicht einmal in der Lage, den Raum zu verlassen, weil sich direkt vor der Tür ein Haufen gebildet hatte, der irgendetwas zu verhandeln hatte, von dem ich nichts mitbekam. Eingekeilt zwischen Leuten stand ich da, es ging nicht vor, nicht zurück. Irgendwann fand ich meine Sprache wieder und verschaffte mir damit Platz, den Raum zu verlassen.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Die Freitagstextergewinnerverkündung

Freitagstexter

Puh war das anstrengend. Ich habe jeden Kommentar ein paarmal gelesen und vor mich hin gesagt. Es gab Tage, da konnte ich mich vor Kichern nicht mehr einkrichern und dann gab es Tage, an denen konnte ich überhaupt nicht lachen. Es lag glaube ich mehr an den Tagen als an den Texten. Deshalb vielen Dank an alle Beteiligten.

Zu den Gewinnern:

Der Gewinner in der Kategorie Publikum: bleibt unbesetzt. Das Publikum konnte sich diesmal nicht durchringen, den Juroren ins Handwerk zu pfuschen.

Der Gewinner in der Kategorie meister: ist der Wortmischer, er hat insgesamt drei Kommentare zu einem Bild abgegeben.

Der Gewinner in der Kategorie Film: ist der Vielfraß mit einem der tiefsinnigsten Dialoge der Filmgeschichte.

Die Gewinnerin in der Kategorie blau: ist La Mamma, Fachfrau für kleinste Nuancierungen.

Der Gewinner in der Kategorie Gast: ist Hubbie, der es doch tatsächlich geschafft hat einen Feuerwehrmannnamen zu erfinden, der nicht besser sein könnte. Also wenn Florian Löscher nicht Feuerwehrmann geworden wäre, dann wüsste ich auch nicht weiter.

Der Gewinner in der Kategorie Dritter: ist der Kommentar von Mr. Spott geworden. Ich kannte bis dahin nur die lila Pause.

Der Gewinner in Kategorie Zweiter: sind das Bee für die gar böse Biopalmöl-Laterne und noch einmal der Wortmischer für die neue Form des Strickens, das Guerilla Knitting.

Der Gewinner in der Kategorie Erster: ist der Herr Boomerang. Überzeugt hat mich hier der Name des Strickvereins „Komme was Wolle“. Er erinnerte mich an die höchst kreativen Namen von Friseurgeschäften.

Herzlichen Glückwunsch! An dieser Stelle geht es weiter.

Montag, 19. Oktober 2015

Wunder der Technik

Weil es immer wieder Studenten gibt, die mir nicht gönnen, meine ausgeliehene Literatur über mehrere Monate bei mir zu Hause zu horten, muss ich hin und wieder zur Bibliothek, um ein vorgemerktes Exemplar dort abzugeben. Oft kann ich den Verlust ausgleichen, weil ich an guter Position wohne und nur wenige Minuten länger fahre bis zur Landesbibliothek, heute Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, die das gleiche Buch im Bestand hat. Hier kann ich mir fast sicher sein, das Buch bis zum Ende meines Lebens behalten zu dürfen, da immer weniger Studenten wissen, dass es diese Bibliothek überhaupt gibt. Die Tutoren der neueren Semester wissen das nämlich schon nicht mehr und statten, statt der Bibliothek mit der Abkürzung GWLB, lieber der Limmerstraße einen Besuch ab und bringen die Gehirnzellen auf andere Art zum Tanzen.

Die GWLB hat leider auch schon gefühlt seit Anbeginn der Zeit das Problem, dass sie umgebaut wird. Deshalb befindet sich der ehemals generöse Empfang (fragen Sie mich nicht woher ich weiß, dass der einmal generös war, ich habe davon gehört) nun in einem kleinen Baucontainer, der keinen Wartebereich mit allen gängigen Tageszeitungen bietet, großzügig ausgestattet mit Sitzflächen und Computerterminals. Dennoch ist die GWLB nicht nicht innovativ, wenn es darum geht, Dinge einzuführen, die das Arbeiten in ihr vereinfacht. Die neueste Entwicklung, die ich aufgrund mehrerer blöder Studenten, die sich Bücher aus meinem Bestand ausleihen wollten, machen durfte, ist die Buchung der von mir bestellten Titel.

Früher gab es dafür einen Scanner an einer Schnur, der dem Scanner einer Kasse ziemlich ähnlich sah. Die Farbe war ein niederschmetterndes Grau, das Geräusch, das er machte, ein unerbittliches Piep. Den Damen und Herren hinter dem Tresen wurde damit verkündet, dass ich mal wieder zu spät dran war. Aber ich spreche hier aus Versehen in der Vergangenheit. Den Scanner gibt es noch. Nur die Bücher werden damit nicht mehr eingescannt. Die Bücher werden jetzt einfach auf eine rot gefärbte Matte gelegt, die, wenn ein Kalender darauf abgedruckt wäre, als Schreibtischunterlage hätte durchgehen können. Durch einen neuerdings im Buch eingepflanzten RFID-Chip wird das Buch dann verbucht.

Als besonders geistreicher Vertreter fragte ich vor ein paar Wochen einmal, ob denn der Scanner bald überflüssig wäre. Die Dame hinter dem Tresen vermutete ja und freute sich ob meines Interesses an der für sie und mich neuen Technik. Und als ich dann noch fragte, wann denn der Umbau fertig würde, und sie mit nächstes Frühjahr antwortete und ich dann witzelte, also im Oktober, da verlängerte sie mir sogar ein Buch, das ich eigentlich hätte vorzeigen müssen, weil ich es schon so lange bei mir statt in der Bibliothek verwahrte.

Jedenfalls war ich heute schon wieder dort, um mir ein Buch auszuleihen, das ein Student in der Universitätsbibliothek aus meinem Bestand vorgemerkt hatte und ich nur noch in der GWLB bekommen konnte. Und als ich mich am Tresen um meine Bestellung bemühte, fiel mir sogleich ein, warum zumindest die Prognose mit dem in Zukunft verschwindenden Scanner falsch ist. Ich musste nämlich meinen Ausweis vorzeigen, den der Scanner abpiepste und den Mann hinter dem Tresen veranlasste, in den Nebenraum zu gehen und mein Buch aus einem Regal zu fischen. Als ich ihn dann vorsichtig fragte, ob es denn in Zukunft womöglich neue Mitgliedsausweise gäbe, verneinte er, das sei ihm nicht bekannt. Ich hätte ihm gern erklärt, wie blöd doch die Einführung einer neuen Technik des Bücherverbuchens ist, wenn dann statt einem Gerät mehrere nötig sind und wie inkonsequent ich das finde. Aber ich bezahle ja als Student nichts für die Bibliotheksnutzung und mit Männern hinterm Tresen habe ich es nicht so, also hielt ich die Klappe und ging.

Samstag, 17. Oktober 2015

Doodlen ohne Draht - Ein Mitmachprojekt von Trithemius

Fast hätte ich es vergessen. Da saß ich doch am Mittwoch mit Trithemius in der Kneipe und doodelte ihm für sein Projekt eine Figur. Die erste war natürlich völlig falsch, denn ich doodelte nur ein Gesicht. Die nächste war zu unproportional und die dritte, naja, sehen Sie selbst. Oder noch besser: machen Sie es selbst, also doodeln, und veröffentlichen das Ergebnis in Ihrem Blog.


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