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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Dienstag, 2. Juni 2015

Wellen stechen

Mein Sohn ist dafür bekannt, dringende, eigene Anliegen denen vorzuziehen, die ich ihm gerade auftrage. Meistens sind seine dringenden Anliegen jedoch überschaubar und können entweder abgebogen oder eben noch ausgeführt werden, je nachdem, wieviel Zeit dafür verloren geht.

Vor ein paar Tagen jedoch, wusste ich leider nichts zu erwidern, als wir uns wieder in einer jener Situationen befanden, bei der ich ganz klar formulierte, was Sache ist, und mein Sohn dann noch eine andere Aufgabe hatte:
"Zieh' deinen Schlafanzug an, sofort!"
"Warte, ich muss noch in eine Welle stechen", sagte er und piekste die Luft um sich herum.

Freitag, 29. Mai 2015

Freitagstexter (10)

Freitagsbanner

Guten Morgen meine Damen und Herren,

der Herr Wortmischer war so nett und hat meine schmutzige Phantasie mit einem Pokal prämiert. Das ist toll, weil ich gerade aus dem Urlaub komme und von dort natürlich jede Menge Fotos mitgebracht habe. Spazieren Sie also herein, machen Sie es sich gemütlich und kommentieren Sie nach Lust und Laune und nach den hier nachzulesenden Regeln.

Leider ist es schlussendlich doch kein Urlaubsschnappschuss geworden, weil ich keine Pauschalreisenden kompromittieren wollte und sich mindestens ein solches Exemplar in jedes Bild geschummelt hat. Es hätte noch ein Foto eines Wiedehopfes gegeben, der auf der Wiese vor dem Strand erdnussflipsgroße Würmer aus dem Boden zog, aber ich fand, wenn ich den hier Vorbeireisenden schon Kommentare aus der Nase ziehen möchte, dann sollen sie sich nicht fühlen, wie von einem Wiedehopf bearbeitet.

So, nun aber genug geschwatzt, Mittwoch gibt es einen Gewinner, dann muss der Pokal schon wieder weiterziehen.

Freitag, 22. Mai 2015

Wie erlebte ich Pauschaltourismus? Erleben Sie mit!

So funktioniert es: Schreiben Sie einen Kommentar zu dem bisher Geschriebenen. Nennen Sie mir ihre eigenen Vorbehalte und/oder Erlebnisse. Oder genießen Sie nur oder lesen Sie erst gar nicht, wenn es Sie nicht interessiert. Ich werde auf Kommentare antworten, indem ich eigene Aspekte unseres Urlaubes zu Ihren Kommentaren in den Text einarbeite. Gucken wir mal, was dabei herauskommt.

Tag 0. Vorbereitungen und Vorbehalte.

All inklusive Türkei. Eine Woche. Zusammen mit den Großeltern. Das wird ein Spaß: die beiden ehemaligen Rucksacktouristen, mittlerweile mit drei Kindern gesegnet, tauschen die Rucksäcke gegen Hartschalenrollkoffer und verreisen mit Oma und Opa und Kindern an die türkische Riviera. Die Hartschalenrollkoffer gab es übrigens von den erfahrenen Großeltern geschenkt. Dort, wo wir vorher Urlaub gemacht hatten (ohne Kinder), wären die Rollen nicht einsatzfähig, die harte Schale aber vielleicht von Nutzen gewesen, wenn es zufällig zu einer Schießerei gekommen wäre (soll ja vorkommen in Südamerika, ist uns aber nie passiert).

Übrigens ist der Pauschaltourismus schon etwas über 170 Jahre alt und schon damals hieß der Veranstalter Thomas Cook. Leider widersprechen sich die Wikipedia-Artikel untereinander, weshalb die Angabe nicht hundertprozentig gesichert ist. Sicher aber ist, dass es sich bei den Reisen meist um die Kombination aus Verkehrsmittel und Unterkunft zum Erreichen eines Ziels weitab der Heimat handelt, wahlweise mit oder ohne Verpflegung, zusätzliche Ausflüge und den ganzen anderen Schnickschnack. Vermutlich haben in Zeiten des modernen Massentourismus fast alle Menschen des alten Europas schon die ein oder andere Erfahrung mit der Pauschalreise gemacht, und sei es nur ein Ferienlageraufenthalt oder der Urlaub mit den Eltern.

Ich habe mir für eine Woche eine Packung Tabak, Filter und Blättchen mitgenommen. Nicht, dass ich das Rauchenaufgeben aufgegeben hätte, ich habe es nur noch nicht ganz zu Ende geführt. Mit meinen Eltern in den Urlaub zu fahren und nicht zu rauchen ist schwierig, denn beide rauchen gerne. Mit drei Kindern und der Frau in den Urlaub zu fahren, die es nicht wissen sollen bzw. wollen, dagegen schwierig genug. Eine Zwickmühle.

Tag 1. Anreise und Ankunft.

Drei Stopps haben sie gesagt, bis wir in unserem Hotel sind. Es sind drei Stopps. Wir sind gereizt, verschwitzt und schmutzig. Entern die Rezeption und nehmen die Schlüssel mit. Die Anlage ist weitläufig, bestehen doch die Hotelzimmer aus Zimmern in Häusern, die höchstens dreistöckig und über ein Areal von der Größe Hessens überall verteilt sind. Wir laufen einem Elektro-Caddy hinterher und ich denke noch, wie umweltfreundlich, als ich plötzlich die riesige Solaranlage sehe, die wohl die Klimaanlagen mit Strom versorgt. Es brummt unermüdlich. Unsere Zimmer liegen direkt dahinter. Wir treten ein und sind enttäuscht.

Mal ehrlich: Ein Doppelzimmer als Familienzimmer auszuweisen ist ungefähr so, als würde ich mich zum Bier trinken verabreden und dann nur Wein trinken. Klar, der Effekt ist der gleiche aber es schmeckt mir einfach nicht, weil ich kein Weintrinker bin. Das Doppelzimmer ist ein Durchgangszimmer und ein Schlafzimmer. Das hintere von beiden das Schlafzimmer für die Eltern und das vordere (eigentlich das Wohnzimmer) dient den Kindern zum Schlafen. In dem vorderen Zimmer befindet sich der Zugang zum Hotelzimmer an sich, der Badezimmerzugang, der Zugang zum Balkon, die Minibar und der Fernseher, und dort sollen drei Kleinkinder auf umgebauten Sofas schlafen, obwohl wir eigentlich wenigstens zwei Babybetten bestellt hatten, von denen eins da ist. Die Sofas verfügen über zwei Holzbalken, die quer zur Liegefläche entlang laufen und jedem Menschen über 15 Kilo Körpergewicht das Schlafen vergällen. Dann mache ich den Fehler und besichtige den Balkon. Es brummt von der Solaranlage herüber.

Ich mache mich mit meiner Mutter auf, die Rezeption nach einem Ersatz zu fragen. Der Ersatz kommt prompt, ist aber das Gleiche in Grün, bis auf den Krach von draußen. Wir gehen also erneut zur Rezeption und erfahren ein „Upgrade“ ein Hotelzimmer mit drei Räumen, zwei Bädern für meine Kinder, meine Frau und mich und ein Doppelzimmer für meine Eltern. Wir latschen die komplette Anlage ab, kapieren irgendwann endlich, was die Rezeptionsdame meinte, als sie sagte, es wäre egal, wie wir gehen, wir können so rum oder so rum. Wir gehen im Kreis und verpassen die Abzweigung. Wir gehen zurück und entdecken ein Hinweisschild und sind gefühlt schon auf der benachbarten Hotelanlage, als wir im Schatten mehrerer Bäume ein abgelegenes Haus entdecken, in dem sich unsere Zimmer befinden. Es ist alles schön. Wir packen die Sachen zusammen, behelligen die Kofferleute und lassen uns alle Babybetten hineintragen, die wir bestellt haben und sind glücklich; nach etwas mehr als zwei Stunden nach unserer Ankunft.


Wir gehen zu unserer ersten Mahlzeit, Abendbrot, und ich bekomme einen überwältigenden Eindruck geboten, was Auswahl und Menge der Speisen anbelangt. Wir sitzen an einem Tisch, den eine typisch russische Touristenfamilie - Mutter, Oma und Kind - gerade verlassen hat. Mein Vater erkennt diese Konstellationen sofort. Der Tisch ist noch nicht ganz leer geräumt. Es gibt massenhaft Kinderstühle, wir nehmen uns zwei.
Das Buffet ist toll, ich esse, bis mir schwarz wird, genehmige mir das erste Bier des Tages (ich fliege immer nüchtern).

Tag 2. Warmwerden.

Zur zweiten Mahlzeit, Frühstück, stellen wir fest, dass man auch draußen essen kann. Wir setzen uns an eine Stelle, die später von der Sonne in gleißendes Licht getaucht sein wird. Kein guter Platz. Ich nehme zur Kenntnis, dass das Buffet von gestern heute Morgen ein anderes ist aber an der gleichen Stelle steht und um ein Außenangebot ergänzt wird. Ich werde auch noch feststellen, dass es abends ebenfalls ein draußen gibt, da wird dann Gegrilltes angeboten, von dem ich mich fernhalte (außer bei den Chickenwings konnte ich einmal nicht widerstehen und das gegrillte Gemüse, Paprika, Zwiebelringe und Tomaten, landet häufiger auf meinem Teller).

Dieses Reservieren der Liegen mit dem Handtuch ist längst kein rein deutscher Touristensport mehr, Russen und Engländer stehen den deutschen Touristen in nichts nach. Es gibt Hunderte Liegen, unter kleinen Dächern, mit Schirm daneben zum Aufspannen, gestapelt als Reserve, am Strand, auf der Wiese, um die Pools herum, völlig frei stehend oder in Reih und Glied. Die guten Plätze sind vergeben, bevor wir unser Frühstück beendet haben. Aber was ist denn überhaupt ein guter Platz? Viel Sonne? Viel Schatten? Am Kinderpool oder lieber am Strand? Wir entscheiden uns für Kinderpool im Schatten, am Morgen sind kaum 20°, an baden denke ich nicht. Plötzlich geht das Gespritze los: aus allen möglichen Öffnungen ergießt sich Wasser über Rutschen, Blumen, Gestänge und sonstiger Dekokram, den man sich nur ausdenken kann, und es hört nicht wieder auf. Ganz oben füllt sich ein Eimer mit Wasser, der kippt plötzlich um und entlässt einen Riesenschwall über die gesamte Beckenseite. Kein guter Platz.

Tag 3 Alles ausbaldowern.

Heute habe ich zum ersten Mal gelesen und das Buch gleich geschafft. Es war ein kurzer Krimi von Leo Malet. Manchmal lese ich gern Franzosen. Dieser hier kommt sehr locker rüber und wird mit jedem Buch besser, wenn man vorn beginnt. Weil ich meine Bücher fast ausschließlich antiquarisch kaufe, konnte ich leider nicht mit dem ersten Buch beginnen, was allerdings aufgrund der abgeschlossenen Handlung kaum ein Problem darstellt.

In mir reift der Gedanke, das Angebot vollumfänglich umzusetzen, d.h. kein Besuch in der Stadt, nur in der Anlage zu bleiben. Meine Mutter findet das witzig.

Tag 4. Alte Hasen.

Die Mahlzeiten sind wie folgt geregelt:
Frühstück: Meine Familie kommt zusammen an und isst gemeinsam, meine Eltern kommen etwas später und essen auch.
Mittag: Meine Frau, meine Tochter, mein kleinster Sohn und ich essen gemeinsam, während meine Eltern mit meinem Ältesten zusammen den Platz bewachen, an dem wir uns niedergelassen haben. Danach wird getauscht.
Abend: Zuerst essen die Kinder bei dröhnender Kindermusik im Kinderrestaurant. Dann essen meine Frau und ich allein, während meine Eltern mit den Kindern Karussell fahren. Danach essen meine Eltern allein, während wir die Kinder zu Bett bringen, wo sie hoffentlich bald schlafen.


Halbzeit. Meine Mutter bietet uns an, den Abend auf die Kinder aufzupassen, damit meine Frau und ich in die Stadt fahren können zum Shoppen. Angebot angenommen, gehen aber stattdessen zur Show ins Theater hier auf dem Gelände. Meine Mutter sagt, sie dachte, ich hätte einen Witz gemacht, als ich gestern von meiner Idee sprach.

Ich weiß jetzt, wie die anderen Familien das Problem der Doppelzimmer-Familienzimmer-Problematik gelöst haben. Die nehmen ihre Kinder einfach überall hin mit, bis diese vor Müdigkeit umfallen und legen sie dann schlafen, um dann wieder zu den Abendveranstaltungen zurückzukehren. Wirklich schlau!

Habe das zweite Buch ausgelesen, während mein kleinster meinen Bauch okkupiert und Siesta hält. Ich bin ein wenig enttäuscht, weil es, wie sich später herausstellte, der zweiteTeil der Reihe ist, und mir nicht so gut gefallen hat, wie das andere davor. Ich muss dabei an Börne und Thiel denken, denn als ich deren ersten Fall ansah – ich hatte ihn seinerzeit verpasst –, konnte ich mir auch kaum vorstellen, dass das jemand lustig gefunden hat. So geht es mir mit diesem Krimi. Leider geht es mir sonst nicht so gut. Mich plagen seit der Siesta ein paar Rückenschmerzen, die ich mit Schmerztabletten bekämpfe.


Tag 5. Vorurteile ablegen.

Erkundigungen im Ladengeschäft innerhalb der Anlage eingeholt, was Blättchen kosten, Tabak und Filter sind noch ausreichend vorhanden. 4,- Euro die Packung, nein danke.

Tag 6. Krank sein.

Es könnte am letzten Cuba Libre gelegen haben, der mit Zucker! gestreckt wurde, oder an der letzten Mahlzeit, dem Abendbrot. Ich weiß es nicht. Bewegen werde ich mich heute nicht und meine Quote erfüllen, nämlich einen bestimmten Anteil der Reise krank zu sein. Diesmal ist es ein Siebtel, es erspart mir den Preisaufschlag wegen Übergewicht beim Rückflug und hässliche Druckstellen im Beckenbereich. Außerdem muss ich nicht so tun, als ob ich den Kindergurt tatsächlich noch nicht bekommen habe und einen zweiten verlangen, weil ich den ersten dazu verwendet habe, den eigentlichen Gurt zu verlängern, damit ich ihn überhaupt zu bekomme. Das alles entfällt wegen meiner vorausschauenden Planung, am Ende des Urlaubs eine kleine Entspannung für den Magen einzubauen.

Nicht einmal lesen kann ich. Ich schlafe gefühlte 48 Stunden lang durch mit kurzen Unterbrechungen.

Tag 7. Heimreise und Ankunft.

Ein Buch habe ich umsonst mitgeschleppt, vier Paar Socken, zwei Unterhemden und kein T-Shirt. Kein T-Shirt, weil ich nur vier eingepackt und zwei davon mehrmals gewaschen habe, damit es überhaupt reicht. Ich lerne mit jeder Reise dazu, jetzt weiß ich, dass ich mehr T-Shirts brauche und weniger Socken und mir nicht vornehmen sollte, im Urlaub etwas für die Uni zu tun und ein Buch dafür mitzunehmen, das klappt nicht. Das ist zwar vorerst eine gute Gewissensberuhigung, funktioniert aber am Ende der Reise nicht mehr, da wirkt es anders herum.

Tag 8. Akklimatisieren.

Heute Morgen das letzte Blättchen verbraucht. Das war knapp.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Gelbe Köpfe und kein Herz für Zusteller

Wir haben jetzt zwei Wochen hintereinander ausprobiert, wie es ist, sich abends auf der Limmer für ein Bier zu treffen. Es war in jeder Woche jeweils der falsche Tag dafür. Ich schließe daraus, dass meine innere Uhr auch keinen Sommer macht.

Ein weiterer Schluss ergab sich aus meiner kaputten Jacke, die ich beim ersten Treffen trug und nicht zuziehen konnte, weil der Reißverschluss kaputt war. Gestern, beim zweiten Treffen, hatte ich nämlich die Jacke längst gegen eine neue ausgetauscht und fror trotzdem. Die Jacke sieht zwar gut aus aber sie hält einfach nicht warm.

Von der Bank aus, wo wir letzte Woche saßen, konnten wir die Reste eines Ladengeschäfts begutachten. Das Geschäft war einfach eine Ecke weiter gezogen und spart sich nun wahrscheinlich die Hälfte der Miete, weil dieser Bereich der Limmer keine Fußgängerzone mehr ist. Herr Putzig würde dies mit einer 1b-Lage kommentieren und hätte wahrscheinlich Recht, es ist ihm nur nicht aufgefallen, nein, er war noch nicht da, als ich mit Trithemius darüber sprach.

Von dem Umzugsplakat habe ich ein Foto gemacht, weil es so passend das Leben auf der Limmer wiederspiegelt. Lauter Gelbköpfe rennen in die neue Postfiliale oder kommen aus ihr heraus, um sich vom reichhaltigen Angebot berauschen zu lassen. Das führt scheinbar häufig zu allgemeiner Kopflosigkeit, um die sich die ehemalige Postfiliale natürlich Sorgen gemacht hat. Deshalb haben die Leute von der Post den Leuten vor der Post einen gelben Punkt auf die Schultern geklebt, um ihnen wenigstens halbwegs die Würde einer menschlichen Gestalt wieder zu geben.





Gestern unterhielten wir uns dann kurz über die Apotheke von gegenüber, die ebenfalls umgezogen ist. Die Apotheker zog es genau einen Hauseingang weiter nach links in ein Geschäft, das schon so lange leer stand, dass der Mietpreis wahrscheinlich einer 1b-Lage entspricht, obwohl es 1a-Lage ist. In der alten Apotheke ist auch schon wieder jemand am renovieren, die Fenster sind mit schwarzen Planen zugedeckt und auf einem Plakat in der Tür wird darauf hingewiesen, dass die Pakete für die Apotheke jetzt nebenan abzugeben seien. Diesen Hinweis hat sich die ehemalige Postfiliale übrigens erspart, die Post hat wohl kein Herz für Zusteller.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Schmunzeln

Gestern Abend stand ich für geraume Zeit an einer Supermarktkasse hinter einem dicken Mann. Dieser hatte seine Waren aufs Band gelegt, guckte zu mir hinüber und überlegte; vielleicht überlegte er, mich vorzulassen, weil ich nur einen Artikel hatte, entschied sich dann aber anders und sortierte seine Sachen wieder um, akkurat am Band ausgerichtet bis auf die beiden Schnittbrote am Ende. Vielleicht drehte er sich aber auch zu mir um, weil ich leise vor mich hin summte, ich hatte nämlich, wie so oft, einen Ohrwurm, den er vielleicht trotz seiner Ohrstöpsel in einer Liedpause mitbekommen hatte.

Ich habe ständig Ohrwürmer und kann sie nur so lange behalten, bis ich einen neuen habe. Was ich gestern für einen Ohrwurm hatte, weiß ich gar nicht mehr, denn heute Morgen bin ich aufgewacht und summte die ganze Zeit die Melodie von „Das ganze Leben ist ein Quiz“ von Hape Kerkeling.

Neulich las ich „Kühn hat zu tun“ von Jan Weiler, dessen Kommissar ja auch ständig einen Ohrwurm hat und sich nicht daran erinnern kann, woher dieser kommt. Dem Leser des Romans kommt das nicht so spanisch vor, wenngleich die vollständige Erklärung erst am Ende des Buches kommt. Assoziationen, Erinnerungsfetzen aus den großen kursiven Passagen deuten in dem Buch auf die Herkunft dieser Ohrwürmer hin.

Es gibt ja Bücher, in denen habe ich die kursiven Passagen manchmal nicht zu Ende gelesen, sondern einfach überblättert. Spontan fällt mir da „Der Turm“ von Uwe Tellkamp ein, da waren diese Stücke manchmal doch ein wenig zu arg verschroben. Ich dachte auch, dass Huxley in „Kontrapunkt des Lebens“ solche Passagen hätte, aber ich habe sie auf die Schnelle nicht gefunden, dafür aber jede Menge Anstreichungen. Eine davon lautete: „Gottesdurstig kamen die Männer aus den spirituellen Wüsten der Werkstatt und des Büros zum Tempel der Spirituosen.“ Das brachte mich zum Schmunzeln.

Ich hatte gestern Abend nämlich lediglich eine Flasche Wein auf das Laufband gelegt, die dann, eingekeilt von zwei Warentrennern, vor sich hin rollte. Ich schmunzelte auch (was für ein herrliches Wort: schmunzeln!) über den Mann an der Kasse vor mir, der seine Waren neu sortierte und dabei die Schnittbrotpackungen vergaß und nicht an der Kante ausrichtete. In Gedanken schob ich die Packungen zurecht und nickte ihm dann aufmunternd zu, als er sich deshalb zu mir herum drehte. In Wirklichkeit schmunzelte ich nur, das hörte er diesmal nicht.

Donnerstag, 30. April 2015

Scheherazade

Ich arbeite ja seit geraumer Zeit eine nicht enden wollende Lektüre ab. Sobald ich mit etwas fertig bin, kommt ein neuer Haufen an Fußnoten dazu, die ich nach Brauchbarem durchforste, was meine Liste wieder verlängert.

Heute also lese ich gerade einen Artikel, in dem es um sogenannte Kanon-Literatur geht, in diesem speziellen Fall um Kanon des 18. Jahrhunderts und wie, wo und wie oft man diesen im Internet finden kann. Eigentlich keine spannende Sache, wenn nicht in ein paar kleineren Nebensätzen immer wieder auf die Suchtreffer eingegangen würde. Da finden sich dann so obskure Seiten wie Friedrich-von-Schiller.de, auf denen man nichts weiter lesen kann, als ein paar marginale Daten. Klickt man jedoch auf das Impressum, landet man plötzlich auf der Seite eines kleinen Berliner Verlages, der neben Büchern auch Domains verkauft; eben jene Friedrich-von-Schiller.de Seite.



Humor haben die Verleger übrigens auch, wie man in Zeile 7, rechte Spalte sehen kann. Naja, ich gehe wieder zu meiner Scheherazade, die Nacht ist ja noch jung…

Montag, 20. April 2015

Thema Masterarbeit - Die Zweite

Haha, entschieden. Ich habe mich entschieden. Ich mache jetzt was mit Netzliteratur. Ich habe keine Ahnung, was genau ich da machen werde. Ich lese bislang nur die einschlägigen Texte vielzitierter Wissenschaftler und versuche dabei, ein Problem zu ermitteln, welchem sich noch keiner so wirklich gewidmet hat. Ich will ja nicht den hundertsten Aufguss von Irgendwas schreiben. Ich will ja originell bleiben. Originell, haha.

Mittwoch, 15. April 2015

Führerschein und Fahrzeugepapiere bitte

Freitagstexter

So. Der Pokal hat bei mir lange genug herumgestanden, Zeit, ihn weiterzureichen. Vielen Dank daher für die vielen Einsendungen, es ist bis zum Schluss spannend geblieben.

Ganz nah dran war der Kulturflaneur, die Frage allerdings wäre noch gewesen, ob es der Giraffe etwas ausgemacht hätte, wenn dort ein paar Löwensouveniers im Auto gelegen hätten. Ich würde der Giraffe an dieser Stelle Parteilichkeit unterstellen.

Noch näher dran war das Boomerang. Auf diese evolutionäre Begründung wäre Darwin sicher nie gekommen.

Gewinner ist diesmal der Herr G2 aka gulogulo. Er hat den Servicegedanken einer Dienstleistungsgesellschaft mit seinen kapitalistisch, globalisierten Tücken des Arbeitsmarktes am treffendsten beschrieben. Die Kleidung kommt aus Bangladesh, die Unterbodenwäsche wird von Giraffen erledigt, zu toppen wäre dies nur noch, wenn die Giraffe spräche: „Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!“, aber das kommt vielleicht auch noch irgendwann.

Herzlichen Glückwunsch, am Freitag geht es hier weiter.

Gelegenheiten V

Ich wollte mir die ganze Zeit schon ein Theaterstück ansehen, von dem ich viel halte, obwohl ich es gar nicht kenne. Kennen ist eigentlich nicht das richtige Wort, wenn man regelmäßig die Requisiten einrichtet, die von Stühlen auf drei Etagen über Pauken und einem mehrmetrigen Notenblatt, das quer über einem Flügel liegt, bis hin zu drei langsam vor sich hin schmelzenden Eisblöcken, die durch ihr stetes Tropfen die Pauken zum Klingen bringen, reichen. Von den Kleinigkeiten, die immer wieder verschwinden, will ich hier gar nicht reden, oder doch: es fehlen regelmäßig ein angespitzter Bleistift, wahlweise einer von vier Fotoapparaten oder ein Megaphon, von dem schweren Eisengewicht, das wahrscheinlich aus einem alten Aufzug stammt und nur dazu da ist, ein Pedal des Klaviers zu beschweren, kann ich jetzt, wo ich einmal damit angefangen habe, auch nicht schweigen – wo das schon überall gesucht wurde.

Das Stück spielt in einem Treppenhaus, genauer in der Cumberlandschen Galerie, dort wird es gespielt, wenngleich das Treppenhaus natürlich nicht zum Stück gehört, sondern lediglich die Spielstätte darstellt, was auch nicht ganz richtig ist – ich kann heute einfach nichts richtig machen. Es scheint, als wäre das Treppenhaus dem Stück auf den Leib geschrieben – sehen Sie? Das meine ich, vielmehr meinte ich nicht, denn es muss natürlich anders herum lauten. Aber eigentlich ist es ja gar kein Bühnenstück, es ist eine Art Prosa, die zu einem Theaterstück umgebaut – sagt man das so? Bestimmt nicht – wurde.

Atlas der abgelegenen Inseln. Judith Schalansky. Der Hals der Giraffe ist ebenfalls ins Theaterprogramm gerutscht und spielt natürlich ebenfalls im Treppenhaus. Sie sollten sich übrigens dieses Treppenhaus nicht vorstellen als Treppenhaus als solches vorstellen – mindestens zwei dieser eben geschriebenen Dinge könnte ich weglassen aber wenn man zwischendurch gerufen wird, braucht man manchmal eine kleine Schleife, um wieder hineinzukommen in den Text – apropos Text: ich schrieb schon einmal von dem Stück, hier, es ist also schon wieder eine Dopplung – und eine Richtigstellung, denn das Lied, das mir so gefiel hieß gar nicht: „Dein Gesicht hab‘ ich vergessen, deine Füße aber nicht“, sondern „Deinen Namen hab‘ ich vergessen…“ – stellen Sie es sich stattdessen als ziemlich abgerockte Version eines Treppenhauses in einem mindestens königlichen Stadtpalast vor, wahlweise können Sie es natürlich auch googeln und sich darüber ein viel besseres Bild machen, oder Sie glauben mir, wenn ich Ihnen sage, dass es keinen besseren Ort gibt, um Theater zu spielen.

Und dieses Stück soll nun nach Berlin, in die Hauptstadt, weil es eingeladen wurde zu den Berliner Festspielen. Das ist natürlich toll einerseits, anderseits ist das nicht so schön – Berlin hat zwar jede Menge Treppenhäuser aber keins davon hat auch nur annähernd den Charme der Cumberlandschen Galerie. Weil das Stück nun aber dort gespielt werden soll, braucht es ein Treppenhaus, muss der Regisseur die letzten drei Vorstellungen in Hannover besuchen, um alles noch einmal umzuwerfen und neu zu interpretieren – inszenieren? Der ist Schweizer, Gotzeidank, könnte man sagen, denn wenn er aus Tokio käme, dann… naja, wie dem auch sei. Jedenfalls spielt das Stück in Berlin in einer Schule, im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium. Das wollte ich alles gar nicht schreiben. Ich wollte doch nur kurz erwähnen, dass der Regisseur noch einmal da war, dieser Schweizer – ach, schauen Sie es sich an, wenn Sie da sind, da wohnen, da zur Schule gehen – apropos Schule: die wird dort tagsüber ganz normal frequentiert und ich wette mit Ihnen, nicht eine Schülerin oder Schüler wird sich das Stück anschauen, stattdessen sehen Sie da wilde Frisuren in schwarz gekleidet, allenfalls ein leuchtend roter Schal, die Fransen schwimmen im Champagnerglas und mit spitzer Nase zustimmend nickend, obwohl sie gar nicht zugehört haben, weil sie eigentlich lieber dort drüben wären, beim Regisseur, dem Schweizer, der lauten Gruppe, die sich gerade den Eisblock vornimmt und ihn für echt erklärt – weil ich das Stück nun nicht mehr sehen kann, weil die Vorstellungen vor dem Gastspiel, von denen ich zwei bearbeite, ausverkauft sind, restlos. Ich kann mich da nicht einfach hinsetzen, irgendwo, und so tun als ob.

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