Für heute bis zum Mittwoch habe ich hohen Besuch hier, den ich dieser
lieben Dame verdanke. Deshalb heißt es hier wieder: geben Sie alles! Ich gebe Ihnen das Bild dazu.
Schreiben Sie ein Ständchen, einen Kommentar, einen Dialog, einen Witz, ein Bonmot, was auch immer, scheiben Sie es in den Kommentar hinein, vergessen Sie nicht den Absender mit hinzuschreiben, und ist der Absender ein Blog, dann können Sie gewinnen. Dann gewinnen Sie den Pokal, wenn ich und die Jury entscheiden, dass Ihr Kommentar der beste war, dann steht der Pokal bei Ihnen herum ab kommenden Freitag bis Mittwoch darauf.
Einsendeschluss ist Dienstag 23:59 Uhr MEZ, es zählt der Poststempel. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Viel Spaß!

Tatort. Ich habe mich ein ganz klein wenig geärgert gestern, weil da nämlich kein aktueller Film, sondern eine Wiederholung lief. Nicht nur eine Wiederholung, sondern sogar schon eine Wiederholung der Wiederholung. Da komme ich mir schon vor, wie auf Sat.1, wo man mindestens einmal im Jahr mit sämtlichen Asterixfilmen malträtiert wird, nur bezahle ich dafür keine Gebühren. Aber ach nee, die haben das ja jetzt an Kabel 1 abgegeben, so wie die Dritten bei den Öffentlich rechtlichen immer die alten Tatorte zeigen, außer Ostersonntag, da darf die ARD ran, und außer beim neuesten Asterix, der läuft nochmal bei Sat.1.
Was soll’s, dachte ich, Montag kommt ja einer, ein neuer, ein Osterkrimi, mit Hasen, sogar mit Bunny, mit Maschinenpistolen und einer Story, die von so weit hergeholt war, dass ich mich über die Reichweite der Gebühreneinzugszentrale nicht mehr zu wundern brauche. Wahrscheinlich werden sogar noch grenznah wohnende Holländer abkassiert, wenn sie sich mal ganz kurz durchs deutsche Fernsehelend zappen.
Ganz kurz zum Tatort: Da werden acht! Köche aus der Küche abgeführt, kurz bevor das Essen serviert werden sollte, und nicht einer von denen hat eine dreckige Schürze! Das war jetzt die Minimalaufregung!
Da wird eine hanebüchene Geiselnahme konstruiert, um eine Vertuschung im Rüstungsgewerbe nicht einmal aufzudecken, weil alle Täter und Zeugen sterben und die Papiere abhanden kommen, während man vor kurzem gerade lesen konnte, dass das G36 bei Dauerfeuer keine gute Figur macht. Ich war vor fast 20 Jahren bei der Bundeswehr und habe mit dem G36 geschossen und jetzt fällt das jemandem ein. Die Wahrscheinlichkeit, mit einer Vertuschungsaktion in dem Maßstab nicht aufzufallen, ist vergleichsweise gering gegenüber der Wahrscheinlichkeit, dass es sowieso niemanden interessiert, bis die Kacke am Dampfen ist. Bis es soweit ist, sind die verantwortlichen Manager ja längst beim Golfen.
Sechs Krimis liefen heute im Ersten. Sechs! Würde ich den frühmorgendlichen weglassen und stattdessen bis drei Uhr früh vor der Glotze sitzen, wären es sogar sieben! Ich habe davon den schlechtesten gesehen, den zur Primetime um 20:15 Uhr. Das ist wie im Supermarkt: da steht man vor dem Regal und der Artikel, der einem sofort ins Auge fällt, ist der teuerste, mindestens aber der am besten kalkulierte. Und ich Seppel lass mich jeden Sonntag (oder Ostermontag) vom Krokodil fressen, das glaubt man doch wohl nicht, das kann doch nicht sein! Doch! So isses.
Es war einmal ein Mann. Der hatte nur Flausen im Kopf, er war zu faul und zu blöd für eine ehrliche Arbeit und überhaupt baute er lieber Luftschlösser und verließ sich auf Andere, als sich selbst um irgendetwas zu kümmern.
Doch eines Tages – den Mann drückten erhebliche Schulden, weil er natürlich weit über seine Verhältnisse gelebt hatte – da gab es kein Zurück mehr. Er hätte entweder vor seinen vielen Gläubigern Reißaus nehmen können oder wäre ins Gefängnis gegangen. Der Mann jammerte und klagte und verfluchte sein Ungeschick.
Dies hörte der Teufel, und wie immer bei so armen Kreaturen, hatte ihm dieser einen Vorschlag zu machen. Der Teufel schlug ihm einen Deal vor, bei dem der Mann reich und dem Teufel am Ende des Lebens die Seele des Mannes zustehen würde. Doch so verzweifelt war der Mann anscheinend doch nicht, denn er feilschte mit dem Teufel viele Stunden lang und handelte ihn auf ein Körperteil herunter. Der Teufel begnügte sich statt mit der Seele des Mannes mit dessen Nase. Der Mann war überzeugt, dass das viele Geld, seinen offensichtlichen Makel herunterspielen würde und freute sich, nachdem der Deal perfekt war, auf ein Leben in Saus und Braus.
Tja, was soll ich noch erzählen. Es kam genauso, wie es sich alle gedacht haben. Der Mann meldete eine Kleinigkeit zum Patent an, wurde stinkreich und trotz der fehlenden Nase, konnte er sich vor Frauen nicht retten. Er lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage, vielleicht lebt er sogar noch heute. Der Teufel aber erhielt dessen Nase und war nicht weniger zufrieden. Warum? Das will ich Euch erzählen:
Ich traf zwar nicht den Mann ohne Nase – das hätte mich doch sehr amüsiert – aber ich traf auf die Erfindung, die dieser Mann zum Patent angemeldet und ihn reich gemacht hatte. Das war ein kleines ausgestanztes Loch kurz vor dem beginnenden Rand eines Plastikdeckels, wie man ihn auf vielen To Go Bechern finden kann. Dieses ausgestanzte Loch mit seinen scharfen, nach außen gerichteten Kanten pikste mich beim Trinken des Kaffees in die Nasenspitze, und ich bin mir ziemlich sicher, irgendwo ein Kichern gehört zu haben.
Aus der Rubrik seltene Worte
Entflikt, der, bildet mit dem weitaus bekannteren Nomen Konflikt ein Gegensatzpaar zeitlicher Dimension. Während der Konflikt einen Zustand ausdrückt, der bislang keinen Abschluss gefunden hat (unvollendet), ist der Entflikt das Resultat aus Ersterem (vollendet). Die Verwendung des Wortes Entflikt strebt gegen Null, da ausgetragene Konflikte erst mit dem Verschwinden aller darin Verwickelten als tatsächlich gelöst angesehen werden kann, und wenn dieser Zustand einmal eintrifft, gewöhnlich niemand übrigbleibt, um den Begriff noch zu verwenden.
Schade
Ich war auf einem Diskussionspodium zu Charlie Hebdo. Kein Selbstmordkommando, denn die Gäste waren handverlesen und die Werbung dafür minimalistisch, ich musste mir also keine Sorgen machen. Ganz hinten zu sitzen, hat den Vorteil, nicht alle Redner von Angesicht zu sehen, und den Nachteil, nicht alle Redner von Angesicht zu sehen. Mir eröffnete das vor allem eine Perspektive von Gleichmut, nachdem ich festgestellt hatte, dass selbst ein harsches Einschwenken nur einen Teilerfolg bringt. Ich fand mich damit ab und lauschte den Worten.
Der Eingangsvortrag, erfrischend kurz und provokant, stellte sogleich ein paar Thesen auf, nämlich, dass es sich tatsächlich um Islam handelt, wenn Islam draufsteht. Im philosophischen Sinne ist das keine Neuentdeckung, die Feststellung aber für so manch Zeitgenossen sehr unbequem, Beispiele gab es zu Hauf. Die Huntingtonsche Dimensionalität aufnehmend argumentierte der Redner, ein Politikwissenschaftler, in Richtung „Westen“ und hinterließ bei mir nicht selten den Eindruck, auf einer Pegida-Kundgebung zu sein, die Absicht war natürlich zu offensichtlich. Den danach folgenden Diskussionsteilnehmern schien dieser Zusammenhang gänzlich verloren gegangen zu sein. Meistens konnte sich das Anfangsargument durchaus hören lassen, die Argumentation jedoch verfiel in Strickmuster, wie sie allseits bekannt sind: Radikalisierung von „Verwirrten, die den Islam als Projektionsfläche für zumeist männliche Gewalt- und Machtphantasien sehen. Da ist schon interpretiert worden, bevor die Frage - es ging nämlich eigentlich darum, warum sich jemand in Deutschland radikalisiert – überhaupt gestellt worden war.
Der grüne Bundestagsabgeordnete präsentierte sich höflich aber festgefahren. Der SPD-Mann dagegen war eher ratlos und gab dies sogar offen zu. Die „Halb-Iranerin“ warf dem Politologen Einseitigkeit vor und der Moderator verwies einmal mehr auf die Vielschichtigkeit der islamischen Gesellschaft, indem er den Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten breittrat. Herausgekommen ist nichts von Belang, also braver Applaus und zustimmendes Nicken. Verlorene Zeit, wenn da nicht dieser Begriff wäre, der sich in mir formte, nachdem wir uns später zusammensetzten, um darüber zu reden. Ein simpler Versprecher eigentlich, über den ich jetzt erstmal nachdenken muss, bevor ich ihn mitteile. Bis dahin.
Gute Nacht
Ich: Fiete, magst du etwa keine Tomaten?
Fiete(fast 4): Nein.
Ich: Und du Edda, magst keinen Kohlrabi?
Edda (2): Ja.
Genauer gesagt handelte es sich um Theaterblut, Haferflockenschleim und Schokopudding. Ersteres ist eine bekannte Requisite. Man mischt, je nach gewünschter Konsistenz, mit Wasser, um es dann ordentlich spritzen zu lassen, zum Beispiel auf einen Haufen geschredderter Akten, die in roten Müllsäcken, umgeben von grünen Platikspellets zum Auffüllen großer Pakete, in einem Raum unter der Bühne vor sich hin gammeln.
Haferflockenschleim ist ein Gemisch aus Haferflocken und ebenfalls Wasser, das zu einer breiigen Konsistenz verrührt wird. Dann stopft man sich das Zeug in den Mund und versprüht es mit einem gezielten Auswurf auf die betreffende Stelle. Den Schokopudding muss man anrühren. Dazu nehme man am besten ca. 1/5 weniger Flüssigkeit als auf der Verpackung des Herstellers angegeben ist, damit das Zeug ordentlich fest ist. Sollte es sich außerdem auch noch um ein Theaterstück handeln, bei dem die Schauspieler zufällig Kleidung tragen, so was soll ja vorkommen, empfiehlt es sich, keine Milch zu nehmen, sondern Wasser, dann bekommt man die Kleidung wieder sauber. Den Zucker lässt man übrigens weg, Scheiße schmeckt ja auch nicht.
Die Bühne nach dem Stück von all diesen Dingen zu säubern, bedeutet ein klein wenig Aufwand. Um den kümmern sich die Regisseure und ihre Assistenten in den seltensten Fällen. Klar, es wurde irgendwann einmal besprochen, dass es da eine Reinigungsfirma gibt, die solche Dinge dann nach jeder Vorstellung direkt in Angriff nimmt, damit die Sachen nicht antrocknen. Aber zu Zeiten der Proben kümmert sich da keiner drum. Besonders nett ist das, wenn der Bühnenboden mit einem grauen Filz bedeckt ist. Dann kommen wir ins Spiel, die Requisite.
Einfach toll, wie ihr das gemacht habt, ihr seid meine Helden, nee, echt super, hören wir sie sagen. Wie wir das wieder gemacht haben, wie die Tatortreiniger, haha. Achja Tatort, gestern war Dietmar Bär bei uns im Haus, ich habe ihn anfangs gar nicht erkannt, weil er so schnoddrig gekleidet war, also in Zivil. Wenn man jemanden nur mit Anzug sieht, kommt einem das immer komisch vor, dann sieht der Dreitagebart, egal wie gut in Schuss, einfach schlampig aus, die Frisur, durch die zuvor getragene Mütze leicht entstellt, wirkt dann ungepflegt und die Klamotten sehen aus, wie gestern auch schon angehabt. Dann könnte man leicht enttäuscht sein, ich fand das gut.
Weniger gut fand ich seine Gesprächspartnerin. Eine Regisseurin, die mich einmal aus einer Generalprobe hinauskomplimentieren ließ, von ihrem damaligen Assistenten. Es hieß sinngemäß, hier dürfe nur zusehen, wer auch etwas zum Stück beitragen müsse. Die Requisite trägt ja nix bei, die trägt nachher nur weg. Ich habe mir das gefallen lassen und bin schulterzuckend gegangen, es war sowieso ein echt ekelhaftes Stück (Blut war auch dabei).
Heute war ich einkaufen. Ich hatte nicht die beste Laune, war noch ein wenig hungrig und überhaupt lief vieles schief; mindestens aber in den falschen Hals.
Angefangen hat es bei Real, wo ich immer einen Kasten alkoholfreies Bier kaufe und einen Sechserträger Wasser. Manchmal freue ich mich, dann ist meine bevorzugte Biersorte im Angebot, meistens aber kaufe ich zum regulären Preis. Das ist in Ordnung, das ist meine ganz persönliche Mischkalkulation. Heute aber geriet die Kalkulation ein wenig aus der Fuge, weil man mir offerierte, dass ich drei Kästen zu kaufen hätte, um meinen Angebotspreis zu erhalten, anstatt den Normalpreis abzudrücken; in Zahlen bedeutete das ca. 5,- Euro weniger pro Kasten zu bezahlen.
Ich ärgerte mich über diese Unverfrorenheit über unseren Haushalt bestimmen zu wollen, indem man mir hier so ein blödes Angebot macht. Als wenn es Real interessierte, wenn ich drei statt einem Kasten nähme? Mir aber drei Kästen aufzuschwatzen, obwohl ich nur für einen Platz habe, das sieht dem Einzelhandel ähnlich. Und mir dann auch noch mit einem solchen Preisgemauschel zu kommen. Das geht nicht. Ich ging also zur Kasse mit meinem einzigen Kasten und wurde hier gleich noch einmal mit dem Angebot belästigt. Ich winkte ab.
Weiter zu Lidl. Dort gehe ich durch die Gänge und bin immer wieder enttäuscht, wie mickrig hier doch das Angebot ist. Ich finde keine Zucchini, keine Dillsauce und die letzte Packung Bio-Eier. Ich habe auf einmal ein ganz schlechtes Gefühl. Nein, die Eier sind in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. Ich bekomme obendrein sogar die letzten beiden Stücken irische Butter zum Superangebotspreis, obwohl wir noch 4 Stücken zu Hause haben; für Butter ist immer Platz, bevor ich mir die Wasser schwitzende Deutsche Marken-, nein, Knüppelbutter aufs Brot zu schmieren versuche.
Ich kam zur Kasse, niemand da. Toll. Ich packte die Sachen aufs Band, fast alles. Eine Sache lasse ich immer im Wagen stehen. Wir kaufen nämlich jede Woche eine komplette Stiege Milch. Fragen Sie mich nicht, was damit passiert, zum Baden ist es zu wenig und am Ende der Woche ist sie alle. Ich hielt dem Kassier die Milch hin, sagte, ich hätte eine Palette und schob den Wagen herum, damit er hineinsehen konnte. Da sagt er zu mir, das ginge nicht. Was? Pro Person seien nur 5 Liter Milch erlaubt.
Sein Gesicht, eine unbewegliche Maske wirklichen Bedauerns, ich will hineinschlagen, mindestens den Pappkarton auf den Boden schleudern. Dann bewegt sich was und er lacht mich an, oder aus? Ich merke, dass ich längst nicht mehr so gut umschalten kann und lächle eisern. Mir ist immer noch nach Reinschlagen aber die Waren stapeln sich vor mir auf dem kleinen Fitzel Band jenseits des Scanners. Das braucht meine volle Aufmerksamkeit. Haha, nur 5 Liter pro Person, Sie haben das wirklich geglaubt, oder? Haha, da haben Sie wenigstens was zu erzählen nachher zu Hause, haha. Haha. Ja, tschüß, habe ich was zu erzählen, haha, du Vollhonk. Den Vollhonk denke ich mir und schiebe wortlos den Wagen nach draußen.