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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
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Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
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Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Wort für Wort

Dienstag, 14. Juli 2015

Das Attentat - ein hundsgemeiner "falscher Freund"

…Im Volksmund ist es seit alter Zeit üblich, zur Bezeichnung von Männern dadurch Substantiva zu bilden, daß man an ein Substantiv, das eine Sache bezeichnet, oder an ein anderes Nomen die Endung er hängt…

…Im Buchhandel spricht man von Sortimentern, in der gelehrten Welt von Naturwissenschaftern und Sprachwissenschaftern, in der Malerei von Landschaftern, und in der Politik von Botschaftern, Reformern und – Attentätern!*)…


*)Apotheker und, was man im Volke auch hören kann, Bibliotheker ist anders entstanden, es ist verstümmelt aus apothecarius und bibliothecarius. Attentäter wurde anfangs nur als schlechter Witz gebildet (es hätte auch Täter genügt); aber törichte Zeitungsschreiber haben es dann in vollem Ernst nachgebraucht.

Gefunden in Wustmanns "Allerhand Sprachdummheiten. Kleine deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des Häßlichen."

Montag, 13. Juli 2015

Zum Deppenapostroph

"...Nun ist ja der Apostroph überhaupt eine große Kinderei. Alle unsere Schriftzeichen bedeuten doch Laute, die gesprochen werden. Auch die Interpunktionszeichen gehören dazu. Nicht bloß das Ausrufe- und das Fragezeichen, Komma, Kolon, Semikolon und Punkt. Klammern und Gedankenstriche lassen sich beim Vorlesen sehr wohl vernehmlich machen. Nur der Apostroph bedeutet gar nichts; ja er soll geradezu einen Laut bedeuten, der – nicht da ist, der eigentlich da sein sollte, aber ausgefallen ist. Ist nicht das schon kindisch?..."

Gefunden bei Wustmann

Mittwoch, 11. März 2015

Entflikt

Aus der Rubrik seltene Worte

Entflikt, der, bildet mit dem weitaus bekannteren Nomen Konflikt ein Gegensatzpaar zeitlicher Dimension. Während der Konflikt einen Zustand ausdrückt, der bislang keinen Abschluss gefunden hat (unvollendet), ist der Entflikt das Resultat aus Ersterem (vollendet). Die Verwendung des Wortes Entflikt strebt gegen Null, da ausgetragene Konflikte erst mit dem Verschwinden aller darin Verwickelten als tatsächlich gelöst angesehen werden kann, und wenn dieser Zustand einmal eintrifft, gewöhnlich niemand übrigbleibt, um den Begriff noch zu verwenden.

Schade

Montag, 16. Februar 2015

Zwei Fragen, zwei Antworten

Ich: Fiete, magst du etwa keine Tomaten?
Fiete(fast 4): Nein.

Ich: Und du Edda, magst keinen Kohlrabi?
Edda (2): Ja.

Freitag, 21. November 2014

Die Zuckerbergsche Kongruenz

Heute möchte ich Ihnen einen Begriff erklären, den ich aus streng geheimen Papieren ermittelt habe, die mir zufällig in die Hände gespielt worden sind. Es handelt sich hier um nicht weniger als die Königin der Verschwörungstheorien, um einen Dummjungenstreich, wie er nicht besser ablaufen könnte, um das Resultat einer jahrelangen Marketingkampagne mit dem Ziel, uns alle krank zu machen. Es geht um die Zuckerbergsche Kongruenz. Entschuldigen Sie bitte, dass ich dafür so weit ausholen muss, es ist notwendig, aber lesen Sie selbst:

Es geht ja ständig etwas herum bei Facebook. Ein ganz besonders heißer Clou scheint alles zu sein, was sich bei erhöhter Klickfrequenz und Weitergabe an die entlegensten Orte des Userpools katapultiert. Viral ist hierbei das Zauberwort. Viral heißt es auch deshalb, weil sich das gezeigte Material wie ein Virus ausbreitet, nämlich wahnsinnig schnell. Ein Virus ist ja ein Ding, was bei uns sonst nicht gut wegkommt und diese Namensgebung ist deshalb natürlich alles andere passend. Natürlich kann man versuchen, ihn positiv zu besetzen aber das gelingt natürlich nicht, indem man ihn für Kampagnen, Werbung, Hetze und Katzenvideos einspannt, um auf die schnelle Verbreitung dessen hinzuweisen. Bei Facebook kann man sich mit sowas sehr schnell einen Schnupfen einfangen. Da muss man nur mal kurz auf so ein Fenster klicken und schwupss stehen drei weitere darunter. Wer jetzt auch noch „gefällt mir“ klickt, kann sich sicher sein, dass noch weitere Kreise gezogen werden, ein Kommentar ist zwar unverfänglicher, kommt aber im Endeffekt auf das Gleiche hinaus. Sie sind plötzlich im Auge des Sturms und merken erst viel später, vielleicht beim nächsten Einloggen, das etwas anders ist. Sie bekommen Nachrichten zu Dingen übermittelt, die Sie gar nicht kannten, Sie haben plötzlich Freundschaftsanfragen in ihrem Postfach von Personen, die ihnen mal irgendwo auf irgendeiner Party über den Weg gelaufen sind und die Sie nur gefunden haben, weil sie den gleichen Inhalt geteilt haben.

Doch zurück zu diesen viral verbreiteten „Inhalten“. Man kann diese „Inhalte“ – abseits der eigentlichen Werbung, die sich Marketingstrategen gerne ausdenken würden aber eigentlich nur klappen, wenn genau das gar nicht geplant war und wenn es geplant war, eigentlich nicht funktioniert – in vier Gruppen einteilen. Inhalte sind es dabei häufig gar nicht, sondern Blödsinn. Und weil sich Blödsinn immer noch am besten und schnellsten verbreitet, ist der Blödsinn der unangefochtene Meister unter den Inhalten, die viral verbreitet werden. Dazu gehören allerhand Videos, Selfies und Eiseimerwettbewerbe usw.

Gleich hinter dem Blödsinn kommt der Schwachsinn, das sind so Dinge wie Katzenvideos, Tiervideos und andere „lustige“ Videos, wo sich entweder Tiere, Katzen manchmal sogar Menschen zum Affen machen. Fotos der gleichen Kategorie bilden natürlich auch gleiches ab, sind aber weniger viral.

Hinter dem Schwachsinn folgt der Unfug, das sind vor allem „Inhalte“, die sich mit halblegalen Dingen beschäftigen, dazu können Videos und Bilder gehören, auf denen bestimmte Menschengruppen diffamiert werden, Fußballer zum Beispiel oder Ausländer oder ausländische Fußballer oder Linke oder Nazis oder beide oder Ausländer.

Die letzte Gruppe der viral verbreiteten Inhalte ist noch relativ klein, sie wächst aber und ist genauso wie der Rest hochansteckend. Das sind die Verschwörungstheorien. Dieser Mix aus Blödsinn, Schwachsinn und Unfug kann alles Mögliche sein, meistens ist es so umfassend, dass nicht nur die Schuldigen, sondern sogar die Unschuldigen schuldig sind, so dass es überhaupt keinen Ausweg mehr gibt und man fassungslos auf „gefällt mir“ klickt oder einen Kommentar absondert oder beides oder gar nichts. Es stellt sich eine leichte Handlungsparalyse ein, im besten Fall verbringt man nur Stunden im Netz, um sich endlich richtig aufzuklären, um am Ende auf eine Mauer des Schweigens zu stoßen oder auf die Grenzen der Wissenschaft.

Die Grenzen der Wissenschaft: Fluor ist böse. Es macht die Zähne kaputt, es ist krebserregend und überhaupt werden wir alle daran sterben. Fluorid hingegen ist das alles kaum, es ist ungefährlicher, wenngleich nicht ungefährlich aber das ist bei Chlor ja auch so und trotzdem essen wir unsere Suppe gerne mit Natriumchlorid, sprich Salz. Wir essen aber keinen Löffel Salz, und auch keinen Löffel Fluorid. Scilog hat dazu einen ganz alten Spruch ausgegraben, wahrscheinlich ist er vom guten alten Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.

Und jetzt sind wir wieder am Anfang. Wie, das verstehen Sie nicht? Ich erkläre es ihnen. Facebook ist ja nicht nur Verbreiter viraler „Inhalte“, es hat sich ja selbst epidemisch ausgebreitet. Überall begegnet es einem, Sie können ja nicht mal mehr zum Bäcker um die Ecke gehen, ohne dass Sie dort aufgefordert werden, den Brötchenkauf mit „gefällt mir“ zu kommentieren, um dann später über neueste Preisentwicklungen auf dem Brötchenmehlmarkt informiert zu werden. Diese Kongruenz einer viral verbreiteten Plattform und den auf ihr viral verbreiteten Inhalten nennt man Zuckerbergsche Kongruenz. Je häufiger Sie sich auf Facebook herumtreiben, herumklicken und Dinge angucken, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, und seien Sie froh, wenn es nur Blödsinn ist! Das ist die Zuckerbergsche Kongruenz, ein ganz billiger Trick.

Um sich davor zu schützen, sind Sie entweder nicht bei Facebook und machen einfach nicht mit, was natürlich auch schade ist irgendwie. Oder Sie passen höllisch auf, dass alles, was angeklickt wird, nicht mehr Anhänger als Finger an einer Hand hat. Alles was weniger Anhänger als eine normal befingerte Hand hat, ist nicht viral und darf getrost konsumiert werden. Wie schon gesagt, die Dosis macht das Gift. In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!

Donnerstag, 17. Juli 2014

Vergniesgnaddelt

Schrauben sind furchtbar sensible Geschöpfe. Dreht man sie zu weit, sind sie nicht mehr zu gebrauchen, dreht man sie zu wenig hinein, erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck nicht. Und überdreht man den hochempfindlichen Kopf mit seiner Kreuz-, Schlitz- oder Sterneinlassung, kann es passieren, dass die Schraube sich weder vor noch zurück drehen lässt. In diesem speziellen Fall sitzt die Schraube meist aus purer Bosheit fester, als sie eigentlich sitzen dürfte und weder gutes Zureden noch Fluchen noch Gegenschlagen noch Abknipsen mittels Zange macht die Stelle, an der die Schraube saß, für ihre Bestimmung zugänglich, nämlich dort etwas festzuhalten. Die Schraube, bzw. was davon übrig ist, nennt der Volksmund dann „vergniesgnaddelt“.

Im Internet finden sich zu dieser Vokabel vor allem das Partizip II, das ja gemeinhin einen Zustand beschreibt, der bereits vorliegt. Für alle übrigen Zustände benutzt man solche Wörter wie schrauben, überdrehen, Verben, die den Zustand erst hervorrufen. Niemand aber geht von vornherein davon aus, eine Schraube zu vergniesgnaddeln.

Im Internet finden sich, wenn man genauer hinsieht, überhaupt keine Einträge zu diesem Wort, denn das Internet hat schlicht eine völlig andere Vokabel dafür in petto: „vergriesgnaddeln“. Das ist aber völliger Unsinn.

Das Wort „vergriesgnaddeln“ gibt es gar nicht. Dieser marginale Fehler von n zu r ist einer Fliege zu verdanken, die auf einem alten Skript aus dem frühen Mittelalter gesessen hatte und sich das Beinkleid putzte, als ein Mönch sie mit einem Wisch beiseite gefegt, wenn er sie denn erwischt hätte. Der Mönch jedoch schrieb diesen alten Text gerade ab und konnte die Fliege weder beineputzend noch sonst irgendwie auf seinem Manuskript ruhend gebrauchen, was ihn zu seiner unwirschen Handlung veranlasste, die sonst überhaupt nicht seinem frommen Wesen entsprach.

Die Fliege, die schnell genug war, um dem Mönch auszuweichen, hätte vielleicht ein Bein verlieren können, vielleicht wäre sie aber auch schnell genug gewesen einen sogenannten Fliegenschiss auf dem Dokument zu hinterlassen, genau an der Stelle, wo sich das n zum r verjüngt. Hat sie aber nicht und deshalb spricht jetzt die ganze Welt von „vergriesgnaddeln“, obwohl es, wegen eben dieser Fliege eigentlich richtig „vergniesgnaddeln“ heißen müsste.

Dass Insekten unsere Sprache verhunzen ist ja nicht neu, weshalb ich jedoch auf diesen besonderen, ja fast hypothetischen Fall zu sprechen komme, ist die offensichtliche Parallele zum Nagel. Im Mittelalter gab es nämlich gar keine Schrauben.

Mittwoch, 19. März 2014

Verduzt

Im orthographischen Dschungel des Internetzes findet sich der gewöhnliche kaum noch zurecht. Es wird immer schwieriger die richtige Schreibweise ausfindig zu machen, geschweige denn überhaupt noch auf einige Worte zu stoßen. Achten Sie einmal auf die Texte, die Sie lesen und verfolgen Sie die Anwendung von „zwar“, Ihnen wird auffallen, dass dieses herrliche Wort fast gänzlich aus dem Wortschatz zu verschwinden droht.

Doch um „zwar“ geht es heute nicht. Es geht einmal mehr um den Präfix (Vorsilbe) „ver-“. Wie jedem bekannt sein sollte, handelt es sich bei dieser Vorsilbe um ein besonders vorwitziges Exemplar. Im Gegensatz zu vielen anderen Vorsilben ist „ver-“ in seiner Bedeutung nicht festgelegt und so kommt es häufig zu Verwechslungen. „Versprechen“ kann sowohl für einen mündlichen Fehler stehen als auch für den Eid, den unsere Jugend gern mit Anrufung einer ehemaligen Respektsperson verbindet: „Ich schwör, Alta!“

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Problem. Nicht nur der gemeine Pöbel, selbst Hobby- und Gelegenheitsjournalisten ist es schon passiert, dass sie den verdutzt dreinschauenden Protagonisten ihrer Geschichte des ersten „t“s beraubten, was ihn leider weniger alt aussehen lässt, als es dem Schilderer der Geschichte lieb sein konnte. Denn „verduzt“ hat eine völlig andere Bedeutung als „verdutzt“.

Wie seltsam die deutsche Sprache ist, wird hier sehr gut deutlich. Während man die um einen Buchstaben längere Schreibweise im hinteren Teil des Wortes nämlich kurz ausspricht, ist es die kürzere Schreibweise, die man lang ausspricht. Solche Gegenteiligkeiten sind natürlich ein Graus, wenn es um die Einhaltung orthographischer Prinzipien geht. Doch es kommt noch schlimmer: Die Vorsilbe „ver-“ sorgt, wie in vielen anderen Fällen auch, wo ähnliche Schreibweisen vorliegen, dafür, dass sich die Bedeutung stark wandelt. Während die lange Schreibweise mit zwei „t“ für den Überraschungsmoment steht, der sich in Mimik und Gestik des Betroffenen widerspiegelt, könnte die kurze Variante, also mit nur einem „t“ geschrieben, der Auslöser für diese Überraschung sein.

Besonders Fäkalausdrücke mussten in der Vergangenheit unter diesem häufig auftretenden Fehler leiden, so dass sie heute kaum noch für „chic“ erachtet werden. Ausdrücke wie „Ach du Scheiße“, stehen mittlerweile auf dem Index jeder Kommunikation. Sie nötigen dem Empfänger ein verdutztes Gesicht ab, denn Vertraulichkeiten mit einem Fäkalbegriff können doch einen kompetenten Gesprächspartner nicht auszeichnen! Wegen solcher Fehlinterpretationen reihen sich die Fäkalausdrücke in die lange Liste der auszusterbenden Wörter ein, „Scheiße“ steht nicht weit entfernt von „zwar“.

Dabei muss das nicht sein. Beachten Sie in Zukunft einfach die Aussprache und Schreibweise beider Wörter. Sprechen Sie sich das Wort, wenn nötig laut vor, bevor Sie es in einen Text einpflegen, denn Pflege sollte das höchste Prinzip bei der Sprachgestaltung sein. Und sollten Sie einmal die Bedeutung des Einen oder anderen vergessen haben, so schauen Sie sich im Netz um, Sie finden gute, seriöse Erklärungen und weniger seriöse Erklärungen, auch wenn man manchmal etwas suchen muss.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Ahung

Ahung. Ich habe keine Ahnung, weshalb ich das Wort „Ahnung“ ausschließlich so falsch schreibe, wenn ich es falsch schreibe, aber es wird damit schon etwas auf sich haben. Deshalb nehme ich diesen Verschreiber in meine Hall of Fame der Verschreiber auf. Ich habe absichtlich Verschreiber geschrieben, weil es sich zwar um ein orthografisches Problem handelt, dieses aber wider besseren Wissens zustande kam und nicht vergleichbar ist mit einem Fehler wie „Mädchen“ mit „t“ zu schreiben.

Ahung. Was ist eine Ahung? In vielen Fällen von Fehlern, in den meisten sogar, die sich für länger in elektronisch geschriebenen Texten halten, ist ein Verschreiber etwas, das trotz eines offensichtlichen Fehlers richtig zu sein scheint. Wenn Sie zum Beispiel statt „ein“, was Sie ursprünglich schreiben wollten „dein“ schreiben, so merkt selbst das intelligenteste Schreibprogramm nicht, dass Ihre Finger die Taste „e“ auf Ihrer Tastatur nicht allein getroffen haben. Das Gleiche könnte Ihnen auch mit dem „s“ passieren. Fehler, die vielleicht erkannt werden, böten die Buchstaben „r“, „f“ und „w“, alles direkte Nachbarn des „e“ auf Ihrer Tastatur. Aber auch diese Wörter gibt es alle, so dass nur eine intelligente Fehlersuche diesen Mangel im Text erkennen kann.

Mit Ahung verhält es sich anders. Ahung bemerkt jedes Schreibprogramm sofort. Das Wort „Ahung“ steht nicht im Duden. Die Wortbestandteile, das große „A“ und das „h“ sowie die Endung „ung“ deuten zwar ein Substantiv an, das entweder eine Sache, einen Vorgang oder einen Zustand beschreibt, weil die Endung „-ung“ genau solche Substantive produziert. Da es sich aber bei „Ah“ weder um ein Substantiv noch um ein Verb handelt, bleibt die Verbindung scheinbar nutzlos, denn andere Verbindungen als die genannten, also mit Substantiven und Verben, lässt „ung“ im Regelfall nicht zu.

„Ah“ ist eine Interjektion, Wikipedia zufolge würde ich „Ah“, obwohl es dort nicht explizit genannt wird, zu den Symptominterjektionen zählen. Es ist ein Ausruf, den Allgemeinmediziner regelmäßig einfordern oder der uns selbst bei angenehmer Empfindung oder vielleicht sogar angenehmer Überraschung überfällt. Wenn wir diese beiden Wortbestandteile kombinieren entstünde so etwas wie die Zustandsbeschreibung oder Äußerung einer angenehmen Empfindung oder Überraschung oder – das wäre kontextabhängig – ein Ausdruck zur Beschreibung einer medizinischen Untersuchung. Tja, obwohl es das Wort Ahung gar nicht gibt, können wir damit plötzlich etwas anfangen. Zumindest ich bin angenehm überrascht.

Sonntag, 22. September 2013

Abgeschmusiet.

Dieser Partizip II erlangte erstmals größere Aufmerksamkeit, als ich daheim am Küchentisch saß und Erbsen zählte. Mein kleiner Gehilfe, bewaffnet mit einer Postkarte, auf der mindestens 6 Leuchttürme zu sehen waren, fragte mich in kurzer Frist hintereinander, um was für ein Ding es sich bei der Abbildung handele, worauf ich, wie es mir befohlen ward, antwortete, dies sei ein Leuchtturm. Dies sei ebenfalls ein Leuchtturm, sagte ich zudem, das auch und ferner der dort ist einer, ja und der außerdem.

Nachdem diese Arbeit verrichtet war, wir gelangten zu der Auffassung, dass es sich nicht um 6, sondern um mindestens 18 Leuchttürme handeln musste, wurde meinem Gehilfen kurz langweilig, denn er musste feststellen, dass auf der Postkarte nur Leuchttürme zu sehen sind. Kurzerhand entwarf er ein Szenario an der magnetischen Kühlschranktür, das ihn zu seiner oben erwähnten Wortschöpfung anstachelte. Er nahm die Postkarte, schob sie hinter eine zweite, auf der übrigens kein Leuchtturm zu sehen, die allerdings mit einem Magneten an der Tür befestigt war, und schob die Postkarte so weit unter die andere, bis sich die obere, vom Magneten gehaltene von der Kühlschranktür löste, weil der Magnet sie nicht mehr zu halten vermochte. Beides landete auf dem Boden.

Das war ein famoser Trick, der im ersten Moment noch keiner Bezeichnung bedurfte, denn ich tat zuerst so, als ob ich das Ganze gar nicht beobachtet hätte, sondern als wäre ich noch längst mit dem Zählen von Leuchttürmen beschäftigt. Dann allerdings wurde ich aufgefordert, die Karte mitsamt Magneten wieder an der Kühlschranktür zu befestigen. Ich wurde plötzlich zum Gehilfen degradiert.

Ich hatte sehr wohl bemerkt, wie wichtig diese Tätigkeit war, wollte meinem noch minder sprachgewandten Gehilfen wenigstens eine Begründung abtrotzen, weshalb ich nun aufstehen und mich bücken sollte und fragte deshalb, was er denn da eigentlich mit der Postkarte getan hatte. Abgeschmusiet, antwortete mein stets unterschätzter Gehilfe, der jetzt mein Meister war. Ich tat wie geheißen und magnetete die Postkarte zurück an den Ausgangsort, wo sie sogleich wieder abgeschmusiet wurde.

Dienstag, 6. August 2013

Der arme Jan

Der Jan hat es nicht leicht. Jane (Pluralform!, nicht der weibliche Vorname ist gemeint) haben es nie leicht, vor allem nicht leichter als andere Vornamen, wenn sie aber vom eigentlichen Vornamen zum Kopf einer ganzen Reihe von Zusammensetzungen werden, dann hat es ein Jan eben besonders schwer, schwerer als zum Beispiel ein Knut oder Holger. Verfolgte man den Strang in gendertypischer Manier, so müsste man dem Pärchen Jan und Liese besondere Beachtung schenken, denn auch die Liese hat es nicht leicht. Wollen wir aber nicht, wir bleiben bei Jan.

Der Jan wird nämlich zu Unrecht verunglimpft. Der kann da gar nichts für. Schuld an der Misere des Jan ist der Duden. Der hat nämlich bestimmt, dass die Zusammensetzungen mit Jan zwei unterschiedlichen Deutungen unterliegen könnten. Da ist auf der einen Seite der Schlendrian, wir kennen ihn alle, er bezeichnet häufig träge oder nachlässige Verfahrensweise und seltener auch schon einmal eine Person, die so verfährt. Selten ist der Schlendrian als Personenbezeichnung vor allem deshalb, weil wir einen nachlässigen und trägen Menschen eher als Schludrian bezeichnen. Beide Bezeichnungen sind sich in ihrer Beschaffenheit so ähnlich, dass kaum Zweifel über den gleichen Ursprung herrschen dürften. Zöge man den Grobian und den Dummerjan mit ins Kalkül und wäre sich der vergangenen und heutigen Schreibweisen bewusst, fiele dem Dümmsten aller Dummerjane auf, dass es sich hierbei doch um Dinge handeln müsste, die sich irgendwie ähnlich verhalten, ähnlich gebildet und ähnlich abgeleitet sein müssen.

Nicht so der Duden. Der beharrt darauf, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Die Erste ist eine bildungssprachliche und sozusagen von oben herab betrachte Lösung. Denn im Lateinischen bezeichnet die Endung –ian eine Person, eine männliche. Diese Lösung ist deshalb von „oben herab“, weil das gemeine Volk des Lateinischen natürlich nicht mächtig war, als dieser Begriff aufkam (17. Jh.) und somit die Bezeichnung des Schludrian von gebildeteren Leuten ausgehen musste. Dafür spricht im Übrigen ein anderes Phänomen, dem ich mich früher einmal gewidmet habe, die Lappalie. Auch hier wurde einem deutschen Wort, dem Lappen, eine lateinische Endung verpasst, um daraus ein neues Wort zu bilden. Hier waren laut Duden Studenten am Werk, die vor allem dem Kanzleideutsch, das so schöne Worte wie Personalie geboren hatte, eins auszuwischen versuchten, und was eignet sich da nicht besser als ein latinisierter Lappen.

Die zweite Lösung kommt da schon wolkiger daher. Sie geht davon aus, dass sich der Jan auf eine frühnhd. Bildung zurückführen lässt, wo dem jān die Bedeutung eines „Arbeitsganges“ als Grundwort zukommt. Wolkig ist das insbesondere deshalb, weil sich der Duden hier eines wohlplatzierten „Vielleichts“ bedient und wäre es möglich, dies nachzuverfolgen, müsste es natürlich noch andere Wörter geben, die sich entweder so ableiten ließen oder das Grundwort in anderer Form beinhalten. Es gibt im Duden aber kein einziges Wort, das den Grundwortbestandteil jān entweder an den Anfang stellt oder eben an das Ende, als die bereits Genannten, die allesamt negativ konnotiert sind. Das ließe den Schluss zu, dass in der Epoche des Frühneuhochdeutschen entweder schlecht oder gar nicht gearbeitet wurde oder die Arbeit so unwichtig war, dass sich Begriffe mit dieser Bildung nicht in das Neuhochdeutsche übertragen haben. Leider ist das auf den Jan bezogen wieder kein gutes Zeugnis.

Das einzig Gute am Namen Jan ist dessen eigentliche Herkunft. Jan ist nämlich die Kurzform von Johannes und der geht ja bekanntlich auf den hebräischen Jochanan zurück, was so viel heißt wie „Gott ist gnädig“, „Gott hat Gnade erwiesen“. Übrigens geht die Liese, aus der sich so unschöne Dinge wie Trödelliese oder dumme Liese ableiten lassen, auf Elizabeth zurück, welche die Mutter von Johannes dem Täufer war und auf das hebräische Elischeva zurückgeht, was ungefähr bedeutet „Gott schwört“, „Gott des Schwures“. Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erfreut sich der Name Jan einer ungebrochen hohen Beliebtheit, seit den 70ern des vorigen Jahrhunderts gehört er entweder allein oder als Teil eines Doppelnamens zu den 20 beliebtesten Vornamen in Deutschland. Beim Doppelnamen ist noch zu erwähnen, dass Jan eher am Anfang der Namenskette steht und seltener am Ende. Dieser nicht unerhebliche Hinweis auf die ansonsten eher verunglimpfende Art, sich des Namens Jan zu bedienen, erscheint natürlich jetzt, wo wir wissen, was sich hinter dem Jan so alles verbirgt, viel klarer. Sollten Sie deshalb je einem Jan begegnen, sollten Sie womöglich selbst einer sein, lassen Sie Nachsicht walten und denken Sie immer an die große Bürde, diesen Namen zu tragen.

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