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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Von Kellerasseln und Mäeutik

Ich saß am Dienstag Abend erneut in meiner Lieblingsvorlesung. Schulpädagogische Grundlagen. Ein echter Kracher, da hier zum Teil recht unreflektiert schwadroniert wird, was manchmal echt witzig ist. Neulich fragte ein Student, was denn die "Klassenkooperation" bedeute. An die Wand war eine überdimensionale Torte projiziert, die uns nichts anderes zeigen sollte, als dass der Frontalunterricht mehr als 85% der Unterrichtsaufkommens ausmacht. Die sogenannte Klassenkooperation bildete ein Teilstück von vielleicht 3% Prozent. Der Prof antwortete ganz enthusiastisch: Das habe ich mich auch schon gefragt. Was er von solchen Schaubildern hält, hielt ihn nicht davon ab, uns damit zu behelligen, gleichzeitig riet er uns, es auf dem Schulbuchsektor zu versuchen, das wäre ein sehr einträgliches ( freudscher Versprecher inklusive: erträgliches ) Geschäft.

Ich besuche ein Seminar des gleichen Profs zu einem praxisorientierteren Thema, da verlieren wir uns manchmal so sehr in Einzelheiten, dass ich überhaupt nicht bemerke, wie die Zeit vergeht. Hier schult er unseren Geist für jeden noch so kleinen Hinweis, lässt uns alles auf die Goldwaage legen und schon öfter dachte ich bei mir, das kennst du doch aus deiner Schulzeit. Ein unbestimmtes Gefühl von "Falschheit" ( Falschheit im Sinne von: was gesagt wird, ist nicht gemeint ) hatte so manches Lehrergebaren, aber erst jetzt, wo ich mich konkret mit solchen Situationen auseinandersetze, kann ich erklären, woran das lag. Und weil mir das Seminar sehr gut gefällt, gehe ich eben auch in die Vorlesung.

Hier kam es dann am Dienstag zu folgendem Dialog: auf die Frage hin, wie es denn sein könne, dass seine Vorlesung zum gleichen Thema ( die schulpädagogische Grundlagen eben ) einen völlig anderen Schwerpunkt hätte, als die andere Vorlesung dazu und wie er sich denn mit seinem Kollegen verstünde, der offensichtlich ein großer Freund der Reformpädagogik ist ( unser Prof. sieht da einen direkten Zusammenhang zwischen der Reformpädagogik und den vielen Mißbrauchsfällen an Schulen dieser Denkrichtung, Stichwort pädagogischer Eros bei Google, da ist einiges dabei zu dem Thema ), sagte er ganz trocken: Wir respektieren uns und gehen uns aus dem Weg.
Unsere Aufgabe ( also wir Studenten ) sei es, selbst zu entscheiden, was wir uns wo herausfischen, um es später im Lehrerberuf anzuwenden, er und seine Kollegen seien nur da, um die Vielfalt zu wahren, da es ja offensichtlich "Den Einen Weg" nicht gäbe.

Tja, und seitdem frage ich mich, weshalb ich darüber staunen soll, wie modern ein Comenius gewesen ist oder warum das in sich versunkene Betrachten einer Kellerassel kein echtes Interesse nach der sokratischen Methode sei ( diese Brücke gab es wirklich, bin sie gegangen bis die Geschichte mit dem Jever-Bierdeckel-Rätsel kam, da bin ich ausgestiegen ). Viel lieber wäre es mir manchmal in der Schule zu sitzen und über eine Klasse, einen Schüler oder einen Lehrer zu staunen. Wieso wird man Lehrer in einem theorieüberladenen universitären Korpus, anstatt den Lehrberuf an einer praxisorientierten Fachhochschule zu studieren?
jeanluc78 - 8. Dez, 10:17

Fangen wir mit dem Schluss an:
Es gibt - zumindest in Österreich - ja zwei Ausbildungsarten zum Lehrer Dasein. Die pseudowissenschaftliche der Uni und die pseudopraktische an den Pädagogischen Hochschulen. Beide haben ihre Stärken, beide ihre Schwächen.

Du sitzt eben auf der Uni und siehst "Schüler, Lehrer, Praxis" vielleicht im letzten Jahr Deiner Ausbildung. Den pädagogischen Alltag wirst Du erst kennenlernen wenn du ihn auch nicht mehr los wirst. Find ich persönlich schade - hat aber System ;-)

Dein Prof. hat natürlich recht: es gibt mehr als einen Weg. Das Problem in diesem uni/fh belasteten Umfeld ist aber, dass sich dieses System durch diese Ausbildungsmethode reproduziert, weil die Leute dann eben nur "einen Weg" im Kopf haben. Damit gibt es zwar dann "mehrere Wege" aber nur "einen den ich kenne" und wenn es dann heikel wird - wirst sehen - gehts ganz schnell auf die Gedankenautobahn (Schüler sind faul, blöd, wollen nicht, nicht motivierbar) mit 200km mit Entstation Burnout.

In der heutigen Zeit noch Frontalunterricht zu propagandieren ist gefährlich. Für Schüler, aber noch viel mehr für einen (zukünftigen) Lehrer. Denn es ist der Weg in die Bedeutungslosigkeit, weil sich mindestens 50% der Schüler denken werden "Den Blödsinn lese ich daheim, bei der Nachhilfe selber".

Wenn man Schülern etwas lernen will, sollte man schauen, wie Schüler in Ihrer Freizeit lernen. Und vor allem sollte man nicht vergessen wie man selber lernt.

Und zum Abschluss: Ich bin in einer Sport-Zusatzausbildung mit lauter "jungen" Leuten um die 22. Der Vortragende bibilischen Alters (99% Frontal und Langweilig) erbarmt sich und zeigt "nur kurz" die Prüfungsfragen. eine PPT Folie mit 8er Schrift vollgeschrieben - Machtdemonstration - denn das kann keiner abschreiben in der "kurzen" Zeit.

Die ersten bekommen schon Stress und schreiben den Dreck ab. Ich zücke mein Handy, Cam ein, Foto, 2 Sekunden fertig. Ich drehe mich um (erste Reihe weil zu spät gekommen) und etwa 50% der Leute taten es genau so wie ich.

Die Gewissheit: Das System wird immer hinten nach sein

Shhhhh - 8. Dez, 10:26

Dann geht es anscheinend den Österreichern ähnlich wie uns. Eines jedoch möchte ich berichtigen: Unser Prof ist kein Verfechter des Frontalunterrichts, und wenn dies so angekommen ist, habe ich mich nicht richtig ausgedrückt, sorry dafür. Es ging mir eher um den Umstand der vielen Wege, wovon er sich lediglich dem reformpädagogischen fast gänzlich verschloss ( in Ansätzen und bei manch einer Facette konnte er durchaus über seinen Schatten springen, im Großen und Ganzen jedoch ist das für ihn Teufelszeug ).
la-mamma - 10. Dez, 17:57

also das bierdeckel-rätsel hätt ich schon gelöst:-)
wie unterricht ablaufen könnte und sollte, leider nicht ...

Shhhhh - 10. Dez, 18:10

Da hatte ich auch nicht so meine Schwierigkeiten, mehr Schwierigkeiten bereitete es mir jedoch, dem Vortrag dorthin zu folgen; das war mehr als abenteuerlich.

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