Mundtourismus
Ich bin heute zum ersten Mal auf der Schulenburger Landstraße mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Das ist eine stark befahrene Straße mit allerhand Gewerbeflächen und nur wenigen Wohnhäusern, wovon nicht wenige leer stehen. Diese Straße musste ich entlang fahren, weil ich einen Termin hatte, beim Zahnarzt, zur professionellen Zahnreinigung. Ähnlich wie diese Straße ist auch meine Mundhöhle ein stark befahrenes Areal. Meine Zunge, die sich bestens auskennt, mimt den Touristenführer und leitet alle Ankömmlinge gekonnt an Schlaglöchern, Erhebungen und sonstigen Hindernissen vorbei, direkt in die große Ausfallstraße nach Süden. Leider, und auch das hat meine Mundhöhle mit stark befahrenen Straßen gemein, bleibt häufig etwas liegen, füllt Zwischenräume, tritt sich fest, macht Fassaden grau und sorgt überhaupt für Abnutzung auf den Wegen.
Als ich beim Zahnarzt angelangte, bekam ich sogleich den üblichen Fragebogen überreicht, auf dem ich, unüblich, nichts anzukreuzen hatte, denn eine Spalte für die ganzen „Neins“ gab es nicht. Das einzige, was ganz genau geklärt werden sollte und deshalb mit Ja oder Nein zu beantworten, war die Frage, ob ich schwanger sei, ich kreuzte Nein an. Kurz darauf fand ich mich auf einem Leopardenfellbehandlungsstuhl wieder und wurde mit allerhand Tüchern belegt. Ein kleiner Becher mit rosa Flüssigkeit zum Ausspülen sollte später darüber hinwegtäuschen, wie unblutig das Ganze abgelaufen war, aber die Farbe war leider schlecht angemischt, so dass mein Eindruck von einem mittelgroßem Massaker auf der Fahrbahn nicht getäuscht werden konnte – wahrscheinlich ein Unfall durch rücksichtslose Fußgänger.
Zeit zum Nachdenken hatte ich übrigens ab Behandlungsbeginn keine mehr, vielmehr war ich damit beschäftigt, krampfartig nach Haltepunkten zu suchen und dem Schmerz im Mundraum und dem Piepen im Ohr so wenig Beachtung wie möglich zu schenken. Erst später, als die Grobheiten abgeschlossen waren, konnte ich wieder einen Gedanken fassen. Klar war dieser aber nicht, denn ich fragte mich als erstes, ob die behandelnde Zahnarzthelferin wohl Brillenputztücher gestellt bekommt oder diese, wenn sie nicht zur Verfügung gestellt wurden, von der Steuer absetzen konnte.
Nachdem sie mir dann während der abzuarbeitenden Feinheiten erklärt hatte, wie ich zu putzen habe und welche Bereiche besonders stark befahren werden, holte sie eine kleine Mundsperre heraus, auf die ich zu beißen hatte. Ein Lack wurde zum Schluss noch aufgetragen, guter alter Straßenbelag, der mir für eine Stunde jeglichen Verkehr in der Mundhöhle verbot, außer Anlieger natürlich, meine Zunge durfte also drinbleiben. Meine Zunge ist jetzt auch kein Touristenführer mehr, sondern selber fremd in der Mundhöhle und fährt deshalb erst mal alle Bereiche ab, um sich neu zu orientieren.
Einen meiner Zähne behandelte sie mit besonderer Nachsicht, denn er besteht, wie sie richtig festgestellt hatte, aus zwei schmalen Seitenwänden und einem riesengroßen Berg Beton in der Mitte. Sie sagte zu mir noch etwas von einer Krone, die da unbedingt drauf müsse, ich war mit meinen Gedanken aber gleich beim Hochbahnsteig, der zurzeit auf der Schulenburger Landstraße gebaut wird und sagte nur kurz, na klar, wird gemacht. Was das wieder kostet!
Als ich beim Zahnarzt angelangte, bekam ich sogleich den üblichen Fragebogen überreicht, auf dem ich, unüblich, nichts anzukreuzen hatte, denn eine Spalte für die ganzen „Neins“ gab es nicht. Das einzige, was ganz genau geklärt werden sollte und deshalb mit Ja oder Nein zu beantworten, war die Frage, ob ich schwanger sei, ich kreuzte Nein an. Kurz darauf fand ich mich auf einem Leopardenfellbehandlungsstuhl wieder und wurde mit allerhand Tüchern belegt. Ein kleiner Becher mit rosa Flüssigkeit zum Ausspülen sollte später darüber hinwegtäuschen, wie unblutig das Ganze abgelaufen war, aber die Farbe war leider schlecht angemischt, so dass mein Eindruck von einem mittelgroßem Massaker auf der Fahrbahn nicht getäuscht werden konnte – wahrscheinlich ein Unfall durch rücksichtslose Fußgänger.
Zeit zum Nachdenken hatte ich übrigens ab Behandlungsbeginn keine mehr, vielmehr war ich damit beschäftigt, krampfartig nach Haltepunkten zu suchen und dem Schmerz im Mundraum und dem Piepen im Ohr so wenig Beachtung wie möglich zu schenken. Erst später, als die Grobheiten abgeschlossen waren, konnte ich wieder einen Gedanken fassen. Klar war dieser aber nicht, denn ich fragte mich als erstes, ob die behandelnde Zahnarzthelferin wohl Brillenputztücher gestellt bekommt oder diese, wenn sie nicht zur Verfügung gestellt wurden, von der Steuer absetzen konnte.
Nachdem sie mir dann während der abzuarbeitenden Feinheiten erklärt hatte, wie ich zu putzen habe und welche Bereiche besonders stark befahren werden, holte sie eine kleine Mundsperre heraus, auf die ich zu beißen hatte. Ein Lack wurde zum Schluss noch aufgetragen, guter alter Straßenbelag, der mir für eine Stunde jeglichen Verkehr in der Mundhöhle verbot, außer Anlieger natürlich, meine Zunge durfte also drinbleiben. Meine Zunge ist jetzt auch kein Touristenführer mehr, sondern selber fremd in der Mundhöhle und fährt deshalb erst mal alle Bereiche ab, um sich neu zu orientieren.
Einen meiner Zähne behandelte sie mit besonderer Nachsicht, denn er besteht, wie sie richtig festgestellt hatte, aus zwei schmalen Seitenwänden und einem riesengroßen Berg Beton in der Mitte. Sie sagte zu mir noch etwas von einer Krone, die da unbedingt drauf müsse, ich war mit meinen Gedanken aber gleich beim Hochbahnsteig, der zurzeit auf der Schulenburger Landstraße gebaut wird und sagte nur kurz, na klar, wird gemacht. Was das wieder kostet!
Shhhhh - 25. Okt, 12:58
Lichtwochen.
hilft ein hell erstrahlendes Gebiss besonders dabei, schneller erkannt zu werden.
Es ersetzt notfalls eine fehlende Warnweste.
Übrigens:
Wurde Ihnen, was den neu aufzutragenen Straßenbelag anbetrifft,
auch Flüsterasphalt angeboten?
Den Flüsterasphalt habe ich nicht bekommen, es roch eher nach Nagellack und schmeckte komisch. Aber ich bin ja auch nicht privat versichert und als klammer Student kein Spekulationsobjekt in Zahnarztgeldbörsen, mich hat man einfach mit auf der Rechnung aber lieber ginge es ohne mich, glaube ich.