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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Blankenburg: An- und Unterkunft

Es hätte eine Reise in die Vergangenheit sein sollen. Was mir zu Beginn der Reise allerdings nicht klar war, wessen Vergangenheit hier bereist werden würde. Uns, meine Frau, unser Sohn und ich, verschlug es nach Blankenburg. Kennen Sie nicht? Kennen viele nicht. Es liegt zwischen Wernigerode und Quedlinburg, hat kein Welterbe zu bieten wie Quedlinburg oder eine Rennstrecke wie Oschersleben und eben auch keinen Dom wie Halberstadt oder ein Schloss wie Wernigerode. Kein Schloss? Doch Blankenburg hat ein Schloss aber dazu später mehr.
Blankenburg ist von den wenigen Erinnerungen, die ich an mein Leben vor dem 5. Lebensjahr habe, eine der einprägsamsten gewesen. Nicht nur, weil sie fast jährlich wieder aufgefrischt wurde, so lange wie die DDR Bestand hatte, sondern vor allem auch wegen meines eigenen fortschreitenden Alters. Es ist nämlich so, dass die Erinnerungen der frühen Kindheit mit dem Alter wieder in den Vordergrund rücken. Häufig stellt sich dazu eine gewisse, sagen wir mal Verklärung ein, die sowohl die schlechten Erinnerungen ihr Gutes abzugewinnen vermag als den guten das Phänomenale. Wenn ich also mit gerade einmal kurz über 30 Jahre – jaja es ist schon ein wenig länger über 30 geworden – zurückblicke auf meine Kindheit und mit unserem Sohn nach Blankenburg in den Urlaub fahre, dann wäre es ja gelacht, wenn mir nicht genau diese Erinnerungen in den Sinn kommen sollten.

Wir wohnten in der Kreuzstraße in einer alten Backsteinvilla, aus deren geöffneten Kellerfenstern ein so kalter Lufthauch wehte, dass mir trotz 30° im Schatten ein wenig fröstelte, als ich vorüber ging. In unserer Ferienwohnung, direkt über dem Keller gelegen, war es ebenfalls angenehm kühl. Die hohen Decken waren heruntergenommen und durch Styroporplatten und Kaltlichtneonröhren eingestimmt auf einen längst vergessenen Zweck. Das Türschild unseres Vermieters klärte später darüber auf, denn vor dem Nachnamen prangte kein Vorname, sondern ein Dr. Die Ferienwohnung, einstmals die Praxisräume des heutigen Rentners, bestand aus zwei solcher Räume, von denen wir einen als Schlafzimmer bewohnten, der zweite war, weil wir ihn nicht benutzen sollten und wollten, abgesperrt. Die übrigen Räume hatten eine „normale“ Deckenhöhe von ca. 3,30 m und bestanden aus einem geräumigen Wohnzimmer mit offener Küche und zwei Nassräumen: ein Duschraum und eine Toilette. Das Haus wurde von einem ansehnlichen Grundstück umschlossen, auf dem noch ein Ferienhaus stand. Dazwischen wuchsen Obstbäume auf Wiesen. Stachelige Hecken säumten schmale Beete, auf denen Rosen rankten, dazwischen allerlei Kitsch. Ein riesengroßes funktionsuntüchtiges Thermometer stand herum, auf einem blanken Stück Erde stand ein marmorner Brunnen mit gelblich grüner Flüssigkeit und drei darauf schwimmenden bunten Stumpenkerzen darin. Ein Wasserbassin mit frisch aufgefülltem Wasser krönte die einladende Stimmung und wurde uns bereits kurz nach unserer Ankunft wärmstens empfohlen. Das Wasser war eiskalt.

Den Doktor bekamen wir bis zur Abreise übrigens gar nicht zu Gesicht. Seine Frau übernahm die Formalitäten. Sie führte uns reichlich wortkarg herum, deutete auf das Bassin, lud uns ein, es zu benutzen, empfahl uns noch das „neue“ Biobad am Fuß der Straße – auch dazu später mehr. Alles in allem war es ein gemischt guter Einstand. Was gingen uns unsere Vermieter an? Wer waren wir, dass wir über das uns entgegengebrachte Misstrauen urteilen konnten? Nicht einmal meine Erwähnung, dass ich bereits vor 30 Jahren in Blankenburg Urlaub gemacht hatte, ließ ihre Reserviertheit bröckeln. Wir waren einfach eine junge Familie aus Hannover und sind durch Zufall ihrem Domizil verfallen. Ihr war es schlichtweg egal, was wir hier wollten, denn viel konnte es ja nicht sein – auch dazu mehr später.
Als am Tag unserer Abreise der Doktor erschien, reichte er uns jovial die Hand, die nur von unserem Sohn ausgeschlagen wurde. Er hat es noch nicht so mit alten Ritualen. Er sprach dabei keinen Ton, blickte uns nur taxierend mit seinen kleinen spitzen Augen an, als fröne er an uns seiner alten Gewohnheit, der Diagnose.
Teresa HzW - 24. Aug, 15:54

Dazu später mehr...

...mit einem Frozen Cappuccino in der Hand schlug ich Ihr heutiges Blo[ck] auf, die Überschrift... so passend... [zu meinem Thema]... doch dazu später mehr...
ich liebe Reisereportagen, daran dachte ich, nachdem ich das Ziel Ihrer Reise in die Vergangenheit erfahren, bei dem es sich um eine Gegend handelt, die mir völlig unbekannt, nur vage eine Vorstellung, wo ich denn mit dem Finger auf der Landkarte hinfahren müsste, aber wozu gibts denn Google-Maps... also weiter...
gelesen.... später mehr....
dann sah ich, wie Sie an der Tür klingelten, ihnen geöffnet, Sie und Ihre Lieben herumgeführt wurden... Wohnungen wie diese... ein Traum.... mit solch einer schönen Deckenhöhe... hinter der abgehängten Decke bestimmt Stuck!?
Der Dottore, der seiner alten Angewohnheit frönt... auch das... gut vorstellbar... jedoch... was haben Sie dort gemacht? Warum wählt jemand, der aus Hannover stammt, als Ferienort eine Stadt wie Blankenburg? Was war das Besondere früher, als Sie als "Dreikäsehoch" dort mit der Familie hinfuhren? Haben Sie es wieder gefunden... jetzt? Haben den Spielplatz von einst, das Haus, die Straße, den Supermarkt von damals gesucht? Und... gefunden? Haben dieselben Jungsspiele wie damals nun mit dem Sohnemann gespielt? ...Hmmm.... a u c h d a z u SPÄTER mehr? Von Ihnen, lieber SHHHHH?
Ich bin jedenfalls sehr neugierig geworden!
[Falls Sie noch dort sind... weiterhin schön` Urlaub... wirkt ein wenig so auf mich, als ob Sie noch an Ihrem Ferienorte weilen]

Shhhhh - 25. Aug, 16:11

Ich muss leider vorerst auf später verweisen, da ich in den kommenden Tagen wenig bis keine Zeit habe... vielleicht heute Nacht...
Bubi40 - 25. Aug, 12:56

diese "reisen in die vergangenheit" haben etwas geheimnisvolles, das besetzt ist mit vielen, oft überraschenden, emotionen. es ist interessant zu lesen, wie es anderen zu solchen anlässen ergeht.
meine empfindungen, als ich das erste mal im erwachsenenalter nach oberschlesien, der heimat meiner eltern, kam, waren überwältigend, und selbst beim schreiben hier sind sie wieder da ...
naja, ein alter mann halt ...

Lo - 26. Aug, 00:28

Bubi40 spricht mir aus der Seele.

Ich empfinde es als wunderschön und spannend, mit so vielen Jahren Abstand Orte zu besuchen,
die ich mit Kinderaugen sah.
Als Erwachsener empfinde ich diese Orte als kleiner.
Auch Geruch ist ein sehr starker Erinnerungsträger.
Wenn der noch hinzukommt (ich denke spontan an einen "Teergeruch" der Boote im Spreewald...),
ist die Erinnerung perfekt - das Vergangene gegenwärtig.
Einfach nur schön.
Vorausgesetzt, es sind Erinnerungen an schöne Erlebnisse.

Die Erinnerung malt mit goldenem Pinsel....
Shhhhh - 26. Aug, 16:47

Wenn Oberschlesien Ihre Heimat war und Sie dort aufgewachsen sind, ist die Erinnerung daran noch viel phantastischer als die kurzen Urlaubs-Intermezzos einer Kindheit in Magdeburg. Wären es Schuhe, dann trüge ich den Pantoffel und Sie den Winterstiefel.
Bubi40 - 27. Aug, 09:35

nee, nee ... ich trage bestenfalls eine pantolette ...
meine eltern wohnten schon in Berlin. mein vater schickte meine mutter mit meiner schwester und mit mir in die "heimat", als die bombardierungen von Berlin begannen.ich war damals vier jahre alt und habe mich in oberschlesien bis zum einmarsch der russen aufgehalten. das waren schon prägende eindrücke ...
eine pantolette halt ;-)

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