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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Montag, 7. Dezember 2015

Wie kann ich das Windows 10 Update abstellen?

Wahrscheinlich gibt es einen Weg. Es gibt immer einen. Es gibt auch immer einen, der weiß, wie es geht, und derjenige stellt sein Ergebnis dann ins Netz, um anderen die Möglichkeit zu bieten, sich ebenfalls schlau zu machen; wenn es denn funktioniert. Aber fangen wir doch erst einmal vorne an:

Warum sollte ich das Windows 10 Update abstellen? Dafür gibt es keinen Grund. Mich, und nur deshalb stelle ich mir diese Frage, beunruhigt das Update. Für andere mag es handfestere Gründe geben. Für manch einen gibt es wahrscheinlich gar keine Gründe. Für mich gibt es welche. Ich werde dabei immer an den neuesten Terminator-Streifen erinnert, wo ebenfalls mit einem kostenlosen Update geworben wird. Oder an den Rasenmähermann, der, einmal an die Höllenmaschine Computer angeschlossen, in jedes Bauteil emigrierte und sich in der ganzen Welt fortzupflanzen trachtete. Schaurige Vorstellung. Deshalb möchte ich kein Windows 10 Update installieren. Deshalb möchte ich mein Windows 10 Update abstellen.

Was kann ich dafür tun? Ich kann mir die Beschreibung dazu im Internet durchlesen. Hier wird ausführlich beschrieben, wie es geht. Ich habe einen Screenshot von den wichtigsten Details gemacht, um Sie Ihnen hier zu präsentieren. Werden Sie schlau draus?



Ich habe Update KB3035583 tatsächlich gefunden. Ich habe es gelöscht, um es bei Neustart wieder auf dem Rechner zu haben. Ich stolperte über den letzten Satz im zweiten Absatz. Für so subtile Sätze bin ich zu dumm. (Wenn Sie den Satz so nicht lesen können, können Sie, indem Sie auf das Bild klicken, eine vergrößerte Variante des Screenshots erhalten.) Haben Sie übrigens die Werbung im unteren Teil des Bildes gesehen?

Warum schreibe ich also eine Anleitung, wenn ich doch sogar zu dumm bin, eine andere zu befolgen? Aus dem einfachen Grund, weil ich vielleicht zu dumm bin für anderer Leute Anleitungen, aber weil ich etwas davon verstehe, Leuten Dinge klarzumachen. Ich kann Sachen erklären, das ist eine meiner guten Eigenschaften. Deshalb schreibe ich eine eigene Anleitung.



So, und jetzt die Anleitung: Sehen Sie das Symbol in der Taskleiste? Ich habe einen roten Kreis darum gemacht. Leider ist der Kreis nur ein ovales Dingens, aber Sie werden sicher wissen, was ich meine und erkennen, worum es sich handelt. Es geht um das kleine störende Symbol dort.

Und jetzt schauen Sie auf diesem Bild! Das ist ein kleiner Aufkleber, wie sie manchmal aus Mickey Maus Heften herausfallen, wenn man zufällig in der Zeitung blättert, um zu sehen, was die Jugend von heute so liest. Oder in der Bravo, Wendy oder was auch immer Sie sich für eine Zeitung suchen. Sie finden darin kleine Aufkleber. Sie können sich natürlich auch welche kaufen, kosten nicht viel. Ein Euro vielleicht. Kleben Sie ihn einfach auf die betreffende Stelle. Je größer Ihre Verunsicherung, umso größer der Aufkleber. Einfache Kongruenz. Funktioniert immer. Garantiert!

Samstag, 5. Dezember 2015

Nicht mehr

Vor langer Zeit einmal habe ich in einem Supermarkt Inventur gemacht. Wir kamen unsortiert dort an und wurden dann eingeteilt in Zweierteams, um Dinge zu zählen. Von uns zählte ich, und mein Partner, den ich nicht kannte, schrieb auf, was ich zählte. Wenn wir ein Regal fertig hatten, dann ging es zum nächsten, nicht ohne vorher einen großen Zettel an das Regal zu kleben, auf dem so etwas stand wie: Erfasst. Oder sowas ähnliches. Ich weiß es nicht mehr.

Was ich aber noch weiß, ist, dass ich eine Gitterbox zu zählen hatte, in der lauter kleine Dosen Tomatenmark lagen. Es waren bestimmt hundert. Oder noch mehr. Das weiß ich nämlich auch nicht mehr. Aber seitdem mag ich Tomatenmark nicht mehr, vor allem nicht jenes, welches in kleinen Dosen daherkommt. Schon allein der Umstand, dass es Dosen gibt, die noch kleiner sind als Thunfischdosen, war mir bis dahin unbekannt, und der Preis dieser Dose, der irgendwo im Pfennigbereich angesiedelt war, rechtfertigte niemals den Bohei um die Dose, den Dosenöffner, den Inhalt und den Nutzen.

Trotzdem gibt es wahrscheinlich immer noch Dosen von Tomatenmark in unzureichender Größe und überdimensionierter Festigkeit, als gälte es Überlebende eines Atomkrieges von den Vorzügen einer Dose Tomatenmark samt Geschmacksprobe zu berichten; denn mehr Platz bietet diese kleinste Verpackungseinheit ja nicht.

Die Dosen waren übrigens nicht stapelbar, ich stapelte sie trotzdem. Dann fielen sie um und ich begann, unter dem Regal herumzukriechen, um einzelne verstreute Objekte aufzuklauben. Das ist wie zu einem Umzug eine Münze unter dem Sofa zu finden, die nicht klein genug ist, um sie zu ignorieren und nicht groß genug, um sich die Hände dafür dreckig zu machen. Kleingeld ist ja überhaupt so eine Sache. Es fliegt ständig irgendwo herum und tritt es geballt auf, beult es das Portemonnaie aus. Womöglich fällt es an den Seiten heraus und rollt unter das Sofa.

Aber was erzähle ich da überhaupt schon wieder? Wo bleibt denn die Moral von der Geschichte? Tja, es gibt keine. Außer vielleicht, dass Tomatenmarkdosen genauso wenig stapelbar sind wie Kleingeld und gerne mal unter Dinge rollen, wo sie dann vergessen werden. Mehr ist es nicht.

Freitag, 4. Dezember 2015

Freutagstexter

Freitagsbanner

Meine lieben Damen und Herren,

der äußerst zuvorkommende Herr Spott hat mich am Mittwoch dazu auserkoren, den dieswöchigen Freitagstexter ausrichten zu dürfen, vielen Dank nochmal an dieser Stelle!
Ich habe deshalb keine Kosten und Mühen gescheut, mit diesem höcht investigativen Foto tief in deutsche Umtriebe blicken zu lassen. Die Interpretation überlasse ich natürlich Ihnen. Die Regeln, das Procedere können Sie hier zusammengefasst noch einmal nachlesen.

Ansonsten halten Sie die Angelegenheit hier streng vertraulich, sagen Sie höchstens Ihrem Blognachbarn Bescheid, Ihrem besten Freund, Ihrer besten Freundin, den Eltern, Tanten und Verwandten, Hund und Katze. Hier gibt es was zu sehen. Melden Sie sich zu Wort, schreiben Sie es hin und vielleicht, vielleicht sind Sie ja nächte Woche dran und dürfen ein verstörendes Foto posten. Am Dienstag in der späten Nacht suche ich mir eine Gewinnerin oder einen Gewinner aus, die Kommentarzeilen sind poliert und ausgerichtet. Machen Sie die Zeilen voll! Scheuen Sie sich nicht! Jeder Kommentar zählt! Viel Spaß!

Dienstag, 1. Dezember 2015

Marbach

Nur ganz kurz, weil vom Smartphone:

Ein tolles Archiv und eine tolle Frau B. Mein Spleen ( zumindest dachte ich immer, es wäre einer), Buchumschläge sorgfältig zu Hause aufzubewahren, statt sie die Bücher "schützen" zu lassen und mitzunehmen, wird hier geteilt. Die Bücher haben keine aufgeklebten Signaturen. Ich fühle mich verstanden, gewertschätzt, obwohl ich gar kein Buch bin.

Sonntag, 29. November 2015

Borowski, und?

Ich habe heute um 21:15 Uhr auf die Uhr geschaut. Nicht auf meine, weil ich die gerade nicht parat hatte. Ehrlich gesagt, ich habe gar keine Uhr, sondern schaue auf mein Handy, wenn ich wissen will, wie spät es ist. Aber selbst das hatte ich nicht in Reichweite. Dennoch kam ich genügend schnell dazu, auf eine Uhr zu gucken, um festzustellen, dass es genau 21:15 Uhr ist.

Zu genau diesem Zeitpunkt redeten der „stille Gast“ und Borowski über ihren Liebsten, die dem jeweils anderen aus der persönlichen Reichweite entfernt worden waren, wiederum von dem jeweils anderen. Ich las es ab von der Küchenuhr, die Borwoski da hängen hat. Ansonsten fliegt da auch schon mal die Pfanne oder ein Toaster. Da wird eine hässliche Wunde über dem Auge mit einem Tequila desinfiziert. Und überhaupt der Borowski. Mit seinem extra schmalen Pornobalken, dafür mal ohne Krawatte, reichlich derangiert. Wie Katze und Katze war das. Hanebüchen.

Hanebüchen leitet sich übrigens irgendwie von der Hainbuche ab und bezeichnete ursprünglich einen eher derben, groben Menschen. Wie der Bedeutungswandel zustande kam, darüber ist nichts bekannt, aber plötzlich war er da und Dinge wurden hanebüchen, wenn sie absurd oder an den Haaren herbeigezogen waren. Dabei ist das ja gar nicht so weit von einander entfernt. Wenn ein etwas grober Mensch um eine Ausrede verlegen ist, könnte er ja schon irgendwen an den Haaren herbeiziehen, um demjenigen dann die Schuld in die Schuhe zu schieben. Aber nur, weil sich jemand an den Haaren herbei ziehen lässt, muss das nicht heißen, dass er sich den Schuh auch anzieht, und dann steht er da, der Grobian.

So. Jetzt haben Sie wieder ganz viel übers Tatortgucken gelernt, über Allgemeinplätze, Redewendungen usw. Wenn Sie mal etwas wirklich Schönes im Fernsehen sehen wollen, schalten Sie vor dem Tatort Arte ein. Da gibt es immer ganz tolle Leute, die fantastische Sachen machen, kochen und reden und überhaupt so skurril sind, dass man sie gar nicht erfinden könnte, selbst wenn man wollte. Gute Nacht.

Freitag, 27. November 2015

Ulrich Peltzer - Das bessere Leben - Teil 2

Teil 1




Angelika Volkhardt, 45, Managerin einer großen Reederei, ist eines dieser Bindeglieder, die Peltzer geschickt in seinen Roman einbaut. Die es ihm ermöglichen, große zeitliche Sprünge zu absolvieren und manchmal sogar die Geschichte so realitätsgetreu zu erzählen, als wäre sie so passiert. Warum zum Beispiel Johannes R. Becher die stalinistischen Säuberungen unbeschadet überlebt. Weil ein weiterer deutscher, politischer „Flüchtling“ am gleichen Tisch sitzt, während einer Redakteurssitzung in Moskau, der noch weniger erklären kann, wie er einerseits dorthin gekommen ist und andererseits, wie es um seine tatsächliche Einstellung zum Stalinismus bestellt ist. Dessen Tochter wird die Russischlehrerin von Angelika Volkhardt.

Peltzer überlässt es dem Leser, daraus Schlüsse zu ziehen. Er wertet nicht, weiß oft nicht mehr als der Leser, weil es eben keinen allwissenden Erzähler zu geben scheint. Manchmal schimmert er durch, wenn sich die Figuren in der Zeit vorwärtsbewegen, doch seine hauptsächliche Erzählweise ist der Gedankenstrom, gespickt mit Dialogen, die von den jeweiligen Figuren sogleich in Assoziationen weiterverarbeitet werden, in die Vergangenheit führen, ins Spekulative und immer wieder ins Nichts, weil er erst später – oder früher, je nachdem, wie der Roman gelesen wird – scheinbare Zusammenhänge konstruiert.

Ulrich Peltzer wirft seine Figuren in ein Gesamtpanorama globaler finanzieller, politischer und gesellschaftlicher Verstrickungen hinein, lässt sie darin mehr oder weniger frei schwimmen. Er spielt auf große Zusammenhänge an, Kausalitäten, und er spielt mit den Lesern ein großartiges Versteckspiel, wo und wie sich diese Zusammenhänge offenbaren. Der Thriller ist nicht das Buch, das wir lesen, der Thriller ist im Kopf jedes einzelnen Lesers zu finden, und er geht jedes Mal anders aus. Das ist die große Kunst dieses Romans.

Die Welt von heute verstehen zu lernen, indem man eine Zeitung liest, ist eine höchst naive Vorstellung, dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass den Entwicklungen an der Börse im Wirtschaftsteil die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse vorausgehen. Sie nehmen darauf genauso Einfluss wie es auch anders herum der Fall sein könnte, so dass es tatsächlich egal ist, an welcher Stelle man als Leser beginnt. Darin ähneln sich Peltzers Roman und die Zeitungslektüre. Sie ähneln sich noch auf eine zweite Weise: es wäre genauso naiv, zu glauben, mit dem Lesen des Buches käme der Leser dem Geheimnis der Welt und ihren Mechanismen ein bisschen näher. Das ist Illusion und das bleibt sie auch. Und Peltzers Illusion ist eine der gelungensten.

Alternatives Ende (ein alternativer Anfang fehlt noch, vielleicht, aber ich will lieber nichts versprechen)

Als Fleming nach seinem Alter gefragt wird, antwortet er, dass er sich steinalt vorkomme, dass er sich fühlt, als ob er schon immer mitten im Geschehen dabei gewesen wäre. Einerseits diese Arroganz, alles zu wissen und zu verstehen und andererseits die Unfähigkeit, Beginn und Ende zu markieren, nicht einmal über Tod und Geburt, denn genauso wie Fleming behauptet, den Anfang nicht mehr zu erkennen, genauso wenig kann er aufhören mit seinem Job. Er ist ein Getriebener, und er ist nicht allein. Das lässt die Figuren in Peltzers Roman so ambivalent erscheinen. Das macht sie so interessant. Jochen Brockmann schätzt Fleming auf 56 und dieser antwortet lächelnd darauf: „Da sag ich mal ja, in diesem unseren Leben.“

Donnerstag, 26. November 2015

Ulrich Peltzer - Das bessere Leben - Teil 1

Eine Rezension, die ich gestern noch geschrieben habe für ein Seminar. Ist ein wenig lang, deshalb teile ich sie in zwei Teile auf. Morgen oder heute Abend, je nachdem wie ich es schaffe, kommt dann Teil 2 dazu. Im zweiten Teil gibt es ein alternatives Ende, dass ich kursiv halten werde. Hier im Text sind auch zwei Stellen kursiv, die erste ist von mir noch nicht zu Ende gedacht, jedenfalls nicht wirklich (verdammt, wo ist nur meine Ausgabe von "Homo Faber"?), die zweite würde ich wohl weglassen, wenn ich mich für das alternative Ende entscheiden müsste.



Eine Zeitung von hinten nach vorn zu lesen ist nicht nur vorstellbar, sondern wird auch häufig praktiziert. Aber einen Roman? Kapitelweise am Ende beginnend zum Anfang vorzudringen, würde die Geschichte komplett rückwärts ablaufen lassen. Aber die Gesetze der Kausalität haben umgekehrt angelegt die gleiche Berechtigung wie ihre lineare, chronologische Reihenfolge. Und finden sich beide Strukturen in einem Roman, sowohl die aufeinanderfolgende, einem Zeitfluss unterworfene Erzählung, als auch die auf das Prinzip von Ursache und Wirkung beruhende, die scheinbar willkürliche, die rückwärtsgerichtete Erinnerung, dann sind die Aussichten nicht schlecht, so oder so einen Zusammenhang herzustellen.

Ulrich Peltzers Roman „Das bessere Leben“ ist ein solcher. Zugegeben, nicht alles hängt zusammen. Manches ist nur lose verknüpft, vieles hat gar keine Verbindung, aber Peltzer wäre kein guter Konstrukteur, wenn er diese Klippen nicht zu meistern wüsste; das hat er hier eindrucksvoll bewiesen. Es geht ihm in seinem Buch um nicht weniger als die ganz großen Zusammenhänge, um das Geflecht aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, erzählt aus der Sicht von einem guten Dutzend an Personen.

Gleich zu Anfang des Romans finden wir uns in einem Traum wieder, der fast 40 Jahre in die Vergangenheit führt. Auf den Campus der Kent-State-University im Jahr 1970, wo bei Studentenprotesten vier Studenten unter ungeklärten Umständen zu Tode kommen. Der Träumende ist Sylvester Lee Fleming, Mitte 50, der sich nicht nur zufällig in seine eigene Vergangenheit zurückträumt, sondern sich, auch in der Zeit, zu der der Roman spielt, im Mai eines Jahres befindet: „Er nahm sein Blackberry hoch (07:08, 2.5.2006, Mist)…“ Fleming ist ein Backup-Mann, ein homo Faber der Ökonomie, ein Mann fürs Grobe und Feine, diskret, effizient. Er ist überall zu Hause, virtuos auf der Klaviatur globaler, halblegaler Finanzgeschäfte, dessen einzige Schwäche das Träumen zu sein scheint, das kann er nicht kontrollieren, nur abstellen mittels Tabletten.

Der zweite Protagonist ist kein wirklicher Widerpart. Auch er bereist im Auftrag die Welt, fädelt Deals ein, schließt Verträge ab, klärt Finanzierungen, hofiert Geschäftspartner, lässt sich hofieren. Jochen Brockmann ist Anfang 50, Sales-Manager, wie er sich selbst beschreibt, und arbeitet seit 14 Jahren für die gleiche Firma. Man könnte in ihm fast einen Anachronismus nennen, bedenkt man, wie hoch die personelle Fluktuation in diesen Bereichen ist. Wie schnell hochrangige Manager kommen und wieder gehen, entweder weil sich lukrativere Posten ergeben oder weil kompetenteres Personal nachrückt und altes verdrängt.

Letzterem, so scheint es, fällt auch Brockmann zum Opfer. Sein Arbeitgeber verliert nach und nach die Autonomie an einen Finanzinvestor, einen Hedgefonds, der immer größere Anteile der Firma aufkauft, um am Ende die Aktienmehrheit, somit die Entscheidungsgewalt innerhalb des Konzerns zu erhalten. „Die Branche kränkelt, Übernahmen stehen auf der Tagesordnung“, säuselt Fleming verschwörerisch während ihrer letzten Begegnung in einer Bar. Sie lernten sich kennen in der Lobby eines Hotels in Sao Paulo. Zufällig, könnten wir fragen? „Und?“ fragt Brockmann, irgendwie unberührt, obwohl er längst ahnt, dass sich Fleming nicht ohne Grund in dieser Weise an ihn wendet. „Es wird im Augenblick sehr viel Geld bewegt, man wirft Gewicht ab, schlankere Geschäftsmodelle sind gefragt. Auch im Maschinenbau.“, führt Fleming weiter aus. Und spätestens als er den Namen Basaldella fallen lässt, der Noch-Firmeneigner, bei dem Brockmann angestellt ist, ist klar, welche Rolle der Zufall hier spielt.

Peltzer interpretiert nicht, er konstruiert nur. Geschickt baut er um seine Figuren einen Wald aus Synchronizitäten, die seine Figuren entweder selbst assoziieren, träumen manchmal, wie im Fall von Fleming, oder sie passieren einfach, stellen sich eher zufällig ein wie die Begegnung Angelika Volkhardts und Jochen Brockmann in einem Amsterdamer Restaurant namens „Blue Pepper“. Dort wäre Angelika Ende des Monats mit Fleming verabredet gewesen. Sie reserviert sich dort einen Tisch ein paar Wochen vorher, um das Essen zu probieren und trifft auf Brockmann, der von einer eher ziellosen, in den Straßen und in seinen Gedanken stattfindenden Wanderung ablassen muss, weil ihn plötzlich das Knie schmerzt. Sie essen zusammen, es funkt irgendwie zwischen beiden, und obwohl sie kaum etwas voneinander wissen, versuchen sie später beide, den anderen ausfindig zu machen. Sie wollen sich wieder sehen...Fortsetzung folgt

Teil 2

*Bildquelle: Wikipedia

Mittwoch, 25. November 2015

Anachronistisches



Ich mag Erlen. Längst sind alle Bäume kahl und diese Bastionen stehen immer noch mit ihrem Blattwerk herum und trotzen der Jahreszeit.
Es wird bald Winter, Weihnachten.
Dann wird das Ganze plötzlich lächerlich.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 02:02

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