Buchbesprechung I: Moritz von Uslar: Deutschboden - Eine teilnehmende Beobachtung
Meine Lesegewohnheiten - Lesestoff, der selten weniger als drei Bücher umfasst, in denen ich abwechselnd lese - werden hin und wieder durch Lektüre besonderer Art unterbrochen. In diesen Zeiten lese ich dann tatsächlich nur ein Buch. In wenigen Fällen ist es Verpflichtung, meist ist es tatsächlich ein gutes Buch. Und in diesem besonderen Fall wurde aus Verpflichtung - denn ich habe das Buch geschenkt bekommen und soll zu unserem nächsten Treffen zu Silvester davon berichten - ein Vergnügen. Ein Glücksfall könnte man sagen. Naja, nicht ganz: der Schenkende versprach sich Aufschluss über etwas, was ich erlebt hatte und zu dem er keinen Zugang fand. Es ging ihm vor allem darum, zu erfahren, wie es in der DDR gewesen ist und wie die Nachwendezeit für uns ablief. Wie Menschen, die das Eine erlebten und das Jetzt mit allen teilen auf sich selbst und ihre Umwelt schauen. Welche Perspektive nimmt man da ein und worin unterscheidet sich diese von der Perspektive eines "Wessis", der die DDR nur aus dem Fernsehen kannte.
Ich könnte jetzt weit ausholen, alles so aufzählen und erzählen wie der Autor es in dem Buch gemacht hat. Ich bin schließlich im Osten aufgewachsen, zwar in einer Großstadt aber doch in ähnlichen Verhältnissen. Sogar das Alter der Protagonisten teile ich. Aber ich wäre nie zu diesen Urteilen gekommen. Für mich ist das immer ein Stück Sprachlosigkeit gewesen, so als hätte jemand die Fäden durchtrennt und statt vormals roter jetzt grüne Wolle genommen und ich mit meiner eingeschränkten Sicht, womöglich mit einer Rot-Grün-Schwäche, wüßte um den Unterschied, könnte aber nie sagen, worin er denn eigentlich besteht. Das ist das große Kunststück, was Moritz von Uslar gelungen ist. Es gibt neben dem Flax - ein Großteil des Buches ist aneinandergereihter Nonsens - ein paar Wahrheiten in diesem Buch zu finden, die ich für mich unterschreiben kann, ohne sie vorher je in Betracht gezogen zu haben, die ich gar nicht formulieren konnte.
Im Endeffekt war meine keineswegs vorurteilsfreie Herangehensweise an diese Lektüre wohl schuld daran, dass ich mich tatsächlich habe mitreißen lassen.
Eine sehr persönliche Buchkritik ist das jetzt geworden. Schließen möchte ich mit einem Absatz, der mich besonders beeindruckt hat, vielleicht versteht das jemand da draußen:
"Ich glaubte sie quer in der Gegenwart drinhängen zu sehen. Auf eine Art vertrug die Gegenwart sich nicht mit ihnen. Ich sah sie öfter zögern. Ich sah sie sich immer wieder distanzieren, auf Abstand gehen. Sie warteten ab, und diesen Sommer, den Rest des Jahres und die kommenden Jahre wollten sie, vor allem, weiter abwarten. Für mich, den Reporter, sah es so aus, als ob meine Jungs auf etwas warteten, mit einer stoischen, geradezu heroischen Ruhe auf ein Ereignis, eine Störung von außen warteten, von dem sie selber am besten wußten, dass es nicht mehr kam."
Ich könnte jetzt weit ausholen, alles so aufzählen und erzählen wie der Autor es in dem Buch gemacht hat. Ich bin schließlich im Osten aufgewachsen, zwar in einer Großstadt aber doch in ähnlichen Verhältnissen. Sogar das Alter der Protagonisten teile ich. Aber ich wäre nie zu diesen Urteilen gekommen. Für mich ist das immer ein Stück Sprachlosigkeit gewesen, so als hätte jemand die Fäden durchtrennt und statt vormals roter jetzt grüne Wolle genommen und ich mit meiner eingeschränkten Sicht, womöglich mit einer Rot-Grün-Schwäche, wüßte um den Unterschied, könnte aber nie sagen, worin er denn eigentlich besteht. Das ist das große Kunststück, was Moritz von Uslar gelungen ist. Es gibt neben dem Flax - ein Großteil des Buches ist aneinandergereihter Nonsens - ein paar Wahrheiten in diesem Buch zu finden, die ich für mich unterschreiben kann, ohne sie vorher je in Betracht gezogen zu haben, die ich gar nicht formulieren konnte.
Im Endeffekt war meine keineswegs vorurteilsfreie Herangehensweise an diese Lektüre wohl schuld daran, dass ich mich tatsächlich habe mitreißen lassen.
Eine sehr persönliche Buchkritik ist das jetzt geworden. Schließen möchte ich mit einem Absatz, der mich besonders beeindruckt hat, vielleicht versteht das jemand da draußen:
"Ich glaubte sie quer in der Gegenwart drinhängen zu sehen. Auf eine Art vertrug die Gegenwart sich nicht mit ihnen. Ich sah sie öfter zögern. Ich sah sie sich immer wieder distanzieren, auf Abstand gehen. Sie warteten ab, und diesen Sommer, den Rest des Jahres und die kommenden Jahre wollten sie, vor allem, weiter abwarten. Für mich, den Reporter, sah es so aus, als ob meine Jungs auf etwas warteten, mit einer stoischen, geradezu heroischen Ruhe auf ein Ereignis, eine Störung von außen warteten, von dem sie selber am besten wußten, dass es nicht mehr kam."
Shhhhh - 22. Dez, 22:33