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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Er
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Lo - 1. Jun, 07:37
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Auslaufmodell Buch

Freitag, 2. März 2012

Alfred Döblin: Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord

Wie so oft war es mir nicht vergönnt, das Buch im Antiquariat zu erstehen, das ich eigentlich haben wollte und aus der Enttäuschung darüber habe ich dann einfach dieses gegriffen. Ich habe es nicht gelesen. Es sprachen jedoch zwei Gründe dafür, es trotzdem mitzunehmen. Einerseits ist es mir gar nicht so wichtig, genau das Buch von einem Autor zu lesen, weswegen er so berühmt ist und andererseits hat dieses Buch in der Ausgabe, die ich erstand eine Werbeanzeige in seiner Mitte. Es erschien nämlich im Rowohlt Taschenbuchverlag. "Die Ermordung einer Butterblume" habe ich dann einfach im Buchhandel bestellt und neu erworben, allerdings ist diese Ausgabe im DTV-Verlag erschienen, also für mein zweites Hobby um das Buch herum leider ungeeignet.

Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann und möchte ich ich nicht über den Inhalt referieren. Auch andere Quellen zu benutzen liegt mir fern. Ich lese es einfach irgendwann und reiche das dann nach. Ich möchte diesmal die Aufmerksamtkeit eher auf das Bild direkt lenken, eigentlich nicht einmal auf das Bild, sondern auf das kleine Kürzel in der rechten unteren Ecke. Es fiel mir schon öfter auf, so zum Beispiel auch bei Genets "Notre-Dame-des-Fleur".

Nachdem ich mehrere Namen ausprobiert hatte, landete ich bei diesem Namen und bin mir ziemlich sicher einen Treffer gelandet zu haben. Was mich allerdings verwundert, ist, dass es zu dieser Illustratorin nicht einmal einen Wikipediaeintrag gibt, obwohl sie längst nicht nur für Rowohlt die Werbung illustrierte. Vielleicht stimmt das aber auch gar nicht und hinter dem Kürzel verbirgt sich eine ganz andere Person, zu 100% sicher bin ich mir natürlich nicht.

Autor: Alfred Döblin
Titel: Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 46 und 47




Bildquelle: Alfred Döblin, Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, November 1978 ( mein Geburtsjahr ).

Freitag, 20. Januar 2012

Kaliformien

Ich weiß nicht, weshalb mich immer Sachen interessieren, die anderen unangenehm aufstoßen oder schlimmstenfalls - also für mich wäre das schlimm - gar nicht auffallen. Druckfehler sind solche Dinge. Wir wissen, was dort zu stehen hätte, und dieser winzige Augenblick zwischen dem Erfassen durch das Auge und das Eindringen in unser Gehirn, wo das falsch geschriebene Wort dann mit Hilfe unseres Gedächtnisses und anderer Teilbereiche unseres Denkapparats in das richtige verwandelt wird und die Lücke schließt. In diese Zeitspanne passt nicht einmal ein Achselzucken.

Doch genau solche Momente, diese kleinen Fehler sind es, die uns inspirieren sollten. Wenn ich mit dem Handy eine SMS schreibe, gibt mir das T9 immer "was" vor, obwohl ich viel lieber "war" schreiben möchte. Ich will immer nur "war" schreiben. Stören könnte mich das oder aber - und das gefällt mir besser - ich denke darüber nach. Wann schreibt man denn "was"? In Fragesätzen! Völlig klar. Meine SMS beschränken sich aber auf kleine Statusmeldungen, ich erwarte keine Antworten, jedenfalls keine Ausführlichkeiten. Ich stelle auch keine offenen Fragen oder schreibe lange Sätze, die zur Erläuterung mit "was" eingeleitete Relativsätze evozieren. Ich habe zu große Finger, ich schreibe wirklich ungern SMS und mute das deshalb auch niemand anderem zu.

Ich las aber ein ganz anderes Wort, als "was" oder "war". Das stieß diese ganzen Überlegungen aber erst an. In Richard Brautigans Roman "Die Abtreibung - Eine historische Romanze 1966" entdeckte ich ihn. Wäre das Wort nicht durch einen Trennstrich geteilt worden und dadurch auf zwei Zeilen verteilt, ich hätte es vielleicht überlesen. Die Verwechslung hätte nie stattgefunden, wenn ich nicht gezwungen gewesen wäre am Zeilenende neu anzusetzen. So marginal entscheidend war der Fehler. Es war nur ein Bogen zuviel in der dritten Zeile von unten, der aus dem Bekannten etwas völlig Neues machte. Ein völlig neues Land wurde da geschaffen, nicht von Brautigan - oder vielleicht doch? - jedenfalls konnte ich dazu nichts finden.

Auf Seite 146 erschuf uns irgendjemand ein Land, in dem all die fabelhaften Dinge passierten, von denen Brautigan schrieb. Ein Land, in dem es Frauen gab, die so schön waren, dass es ihnen eine Last war, von der sie geheilt werden mussten. Ein Ort, an dem es Bücher gab, die niemand jemals lesen würde, stattdessen hatten diese Bücher aber eine eigens für sie eingerichtete Bibliothek. Eine Welt, in der Geld immer verfügbar ist aber nur dann in Erscheinung tritt, wenn es gebraucht wird, sonst nicht. Eine Gegend, in der Verlust ein Gedicht ist, was nicht von Schmerz handelt. Kaliformien.

Sonntag, 8. Januar 2012

Charles Bukowski: Pulp - Ausgeträumt

Der Roman Pulp - erschienen bei Kiepenheuer und Witsch 2011 - beginnt mit einem Druckfehler. Kein toller Anfang eigentlich, doch begann ich dort gar nicht. Ich begann zum ersten Mal daran zu denken, dass hier etwas nicht stimmt, als der lethargische, trinksüchtige Detektiv Nick Belane in einem Telefonat den Auftrag erhält, den Red Sparrow zu suchen. Nun erscheinen Buks Bücher - ich denke es sind fast alle Bücher von ihm dort erschienen - im englischen Original bei Black Sparrow Press. Warum der Spatz jetzt rot sein sollte, ist ein Geheimnis geblieben, auch weshalb in meiner Ausgabe die Rechte an dem Buch bzw. die Erstveröffentlichung in der Black Sparror Press erfolgte, erklärt sich daraus nicht, darüber nachgedacht hatte ich deshalb trotzdem.

Alles läuft auf diesen roten Spatzen zurück, denn derjenige, der Nick den Auftrag erteilt, danach zu suchen, empfiehlt ihn auch an alle anderen "Klienten", die Belane in dieser Zeit so einsammelt. Keinen dieser Fälle arbeitet er systematisch ab, vielmehr kommen ihm die Klienten meist selbst soweit entgegen, dass sich der Fall lösen lässt. Nebenbei ist Belane am Trinken, Wetten und Prügeln. Immer wiederkehrendes Motiv seiner Auseinandersetzungen sind komische Fragen, die ihm ein Barmann, eine Bedienung oder ein Gast des jeweilig von ihm besuchten Etablissements stellt. Mal darf er kein Wasser zu seinem Scotch trinken und einmal darf er keine zwei chinesischen Biere auf einmal bestellen.

Eine Sache an diesem Buch ist noch seltsam, die Affinität zu Zahlen. Nicht nur dass es 51 Kapitel sind, die Buk braucht, um seinen Helden abtreten zu lassen - eine frappierende Ähnlichkeit zum Brautigan-Krimi "Träumen von Babylon" drängt sich hier auf - sie sind auch ziemlich kurz. Das kürzeste hat gerade einmal 20 Wörter und handelt von einem ganzen Tag, an dem einfach nichts weiter passiert, worüber aus Belanes Sicht berichtet werden könnte. Nick Belane braucht einmal 47 Sekunden und einmal 45 Sekunden, um ein Schloss zu knacken. Einen Fall löst er, weil er mit seinen Klienten um die Menge der Zahlen auf dem Führerschein wettet. Belane benutzt drei unterschiedliche Kaliber, eine 32er, eine 38er und eine 45er, die sich meistens in seiner Hose oder seiner Schublade befinden. Belane mag die Zahlen 3, 7 und 8, wird ziemlich am Ende des Buches erklärt; 3 und 8 waren freie Appartments bei einem Beschattungsauftrag, in der 7 befand sich das Opfer, irgendwie logisch, dass er das freie Zimmer Nummer 8 wählte. Mit der 9 kann er übrigens nichts anfangen, das erfuhr ich auch noch.

Alles andere ist wie immer, Belane ist Bukowskis anderen Figuren nicht unähnlich. Die kurzen Weltweisheiten, die sich in seinen Texten finden lassen, kommen auch hier vor. Das Gewand der "hard boiled" Detektivgeschichte steht dem Buch nicht schlecht, auch wenn es wegen der vielen Zahlen und Kapitel an eine Nummernrevue erinnert.

Montag, 2. Januar 2012

Ivan Illich: Selbstbegrenzung

Anfang der 70er erschien dieses Buch von Ivan Illich zum ersten Mal. Es waren turbulente Zeiten damals; die 68er waren gerade vorbei, die Ölkrise stand ins Haus und am Ende der 70er Jahre bin ich geboren worden.

Illich wird einem ja immer wieder einmal angepriesen wie Sauerbier und leider ist er zu diesen Zeiten meist vergriffen. Das hat er übrigens mit einem anderen großen Gelehrten gemein, der zufällig auch gerade nicht in Buchform zu beschaffen ist, wenn er einem wärmstens empfohlen wird: Norbert Elias. Mir wurde Illich jedenfalls so oft angepriesen, dass ich nicht umhin kam, mir den Erstbesten zu kaufen und durchzulesen, obwohl ich eigentlich einen ganz anderen haben wollte. Ich bleibe aber weiterhin dran und hoffentlich kann ich bald die Illichs in den Händen halten, die ich auch lesen wollte.

Das Buch war zwar keine Offenbarung und gerade der anfängliche Ärger über so manch kleine Episode ist mittlerweile längst verraucht ( die einzigen Zitationen, die in dem Buch auftauchen, sind Illichs eigene Werke, die natürlich im Rowohlt Verlag zu kaufen waren - damals, da musste ich erst eine Weile drüber nachdenken, bevor ich durch den Schleier des Dänikenschen ( der zitiert sich nämlich auch am liebsten selbst ) wieder klare Bilder sah ), ich habe die Lektüre aber nicht bereut. Insgesamt war mir das Buch ein wenig zu radikal und leider in manch einer Hinsicht mit zu wenig Erklärungen versehen. "Je ärmer umso freier" heißt es da auf S. 144, gut und schön doch wer bemißt die Armut und welchen Maßstab nehmen wir dafür? Keine Antwort, oder doch? " Die Festsetzung der Grenzen ist abhängig von Lebensweise und Freiheitsgrad, die eine Gemeinschaft sich wünscht.", auf derselben Seite.

Natürlich darf dies nicht auf Kosten einer anderen "Gemeinschaft" geschehen und so geht es eben nur mit Selbstbegrenzung. Dieser "fromme" Askese-Wunsch zieht sich durch das gesamte Buch und nervt manchmal ein bißchen, wenn auch vieles von dem, was er anprangert richtig ist. Die gesamte Werkzeugproblematik ( der Untertitel im Englischen lautet: Tools for Conviviality ), also die Beherrschung des Werkzeugs durch den Menschen ( ob dies nun ein Auto, eine Maschine oder schlicht eine Institution wie die Judikative oder ein Wirtschaftszweig wie der medizinische Sektor ist ) und die Beherrschung des Menschen durch das Werkzeug ( die Werkzeuge ) kommt so verstörend einfach in seiner Argumentation daher, dass es mir schwerfiel dagegen zu denken. Und leider hat er fast immer Recht, manchmal übertreibt er ein bißchen aber im Großen und Ganzen hält er sich an die Fakten ( auf S. 96 spricht er vom 100millionsten Opfer des Autoverkehrs, welches die Amerikaner unlängst feiern konnten und es wird nicht klar, ob er damit das 100millionste Auto meint, das vom Band lief und einen Käufer fand oder ob er Verkehrstote damit gemeint hat, der zweite Punkt wäre allerdings höchst zweifelhaft, denn das würde bedeuten, dass selbst wenn wir von 1908 ausgingen, wie Illich, und 2008 ansetzen würden, in den USA jedes Jahr 1.000.000 Verkehrstote zu beklagen hätten, eine unglaubliche Zahl! ).

Naja, weswegen ich das Buch überhaupt hier besprochen habe, ist dem ein oder anderen vielleicht bei der Erwähnung des Verlages eingefallen: Rowohlt. Wir haben also wieder eine Werbung im Buch, nichts Besonderes, das hatten wir sogar schon. Aber in sich trotzdem recht interessant, erinnern wir uns kurz an den Anfang des Textes: Anfang der 70er erschien dieses Buch zum ersten Mal und jetzt schaut einmal auf den letzten Satz des kursiven Abschnitts. Fällt etwas auf?

Die Bücher sind wieder teurer geworden und der Zinssatz für Pfandbriefe ist längst nicht mehr so gut. Ein Umstand, dem auch in der 1986 erschienenen Ausgabe nicht Rechnung getragen wurde, wo das Buch immerhin bereits 7,80 DM gekostet hat und sich der Zinssatz von Pfandbriefen bei geradezu obzön hohen 15% belaufen haben müsste, um für 100 DM Erspartes zwei Taschenbücher davon kaufen zu können. Auch das geht also leicht an der Wirklichkeit vorbei.

Autor: Ivan Illich
Titel: Selbstbegrenzung
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 84 u. 85


"Macht unser Bücher billiger!...
... forderte Tucholsky einst, 1932, in einem "Avis an meinen Verleger". Die Forderung ist inzwischen eingelöst.
Man spart viel Geld beim Kauf von Taschenbüchern. Und wird das Eingesparte gut gespart, dann zahlt die Bank oder Sparkasse den weiteren Bucherwerb: Für die Jahreszinsen eines einzigen 100-Mark-Pfandbriefs kann man sich zwei Taschenbücher kaufen.




Bildquelle: Ivan Illich, Selbstbegrenzung, Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juni 1986

Samstag, 10. Dezember 2011

Timothy Zahn: Die Blacklash Mission

Die Menscheit wird seit längerem von einer außerirdischen Zivilisation beherrscht. Doch langsam regt sich Widerstand. Die einst so gefürchteten Blackcollars starten einen neuen Versuch sich von den Ryqril zu befreien. Dazu benötigen die Soldaten eine synthetisch hergestellte Kriegsdroge namens Backlash; und außerdem brauchen sie Raumschiffe, Waffen usw.

Heute ärgere ich mich ein wenig über die Naivität, mit der ich früher solche Bücher verschlungen habe, zumal auch nicht wirklich viel hängengeblieben ist. Das ist auch der Punkt, der mich bei diesem Buch immer wieder stört, obwohl es sogar noch eins der besseren war. Da taucht irgendwann eine Stelle auf, an der versuchen die Krieger eine längst vergessene Flotte ausfindig zu machen. Das schaffen sie auch, die Schlacht kann losgehen und na klar, wer hätte das anders geahnt, sie gewinnen. Alles ist gut.

Timothy Zahn hat allerdings auch mehr oder weniger gut für die Star Wars Reihe geschrieben. Und ich meine mich erinnern zu können, dass es dort ebenfalls einen Abschnitt innerhalb eines Buches gab, der ähnlich konstruiert war, also auch eine längst vergessene Kriegsflotte, die nur geborgen werden müsse, um alle Feinde der Rebellen zu besiegen. Sicher bin ich mir nicht, aber es war glaube ich das "Letzte Kommando" aus seiner Feder. Zumindest hatte ich beim Lesen häufig das Gefühl, diesen Abschnitt schon zu kennen. Ich war mir nie sicher, ob ich nicht aus Versehendas Buch zweimal gelesen hatte. Vielleicht weiß ein zufälliger Leser ja mehr.

Aber, und das ist der wahre Grund für den kleinen Exkurs, es geht um Werbung im Buch. Nicht nur Rowohlt hat das praktiziert. Auch Heyne hat das eine zeitlang versucht und so will ich Euch das Produkt nicht vorenthalten:

Autor: Timothy Zahn
Titel: Die Backlash-Mission
beworbenes Produkt: 5 Minuten Terrine
Fundort: S. 341 und 342




Bildquelle: Timothy Zahn, Die Blacklash-Mission, Wilhelm Heyne Verlag, München 1986.

Freitag, 2. Dezember 2011

Citavi und die grausa Brille

Ich bin ja schon seit geraumer Zeit dabei, meine Lektüre zu verschlagworten, einzelne Zitate herauszupicken, kleine Zusammenfassungen zu schreiben, überhaupt, jeden Furz, den ich mit Bleistift an eine betreffende Seite schrieb, in dieses Programm einzupflegen. Wie interessant das sein kann, war mir anfangs nicht ganz klar, da ich natürlich mit systematischer Lektüre begonnen hatte und sich die Schlagworte somit zwangsläufig ergaben und logischerweise auch häuften. In einem Seminar letztes Semester lasen wir viel zur Drastik, demzufolge findet sich so manch ein Querverweis dazu in den teilweise wahllos erscheinenden Buchtiteln.

Nun begab es sich, dass ich Schloß Gripsholm von Tucholsky las. Da sind ja ein paar schöne Stellen gleich zu Anfang zu finden, die ich natürlich gleich in den Canon mitaufnahm und verschlagwortete. Da ist zum Beispiel die schöne Wortschöpfung "blausa" zu finden als Pendant zum "rosa" was auf einen Himmel natürlich mit all seinen Facetten auch zutreffen könnte, in dem Zusammenhang allerdings machte "blausa" mehr Sinn, denn mit "rosa" wird mehr als nur eine Farbe beschrieben.

Ich schaute also durch die blausa Brille seiner Prosa und verschlagwortete natürlich auch "Schweden", denn um Schweden ging es ja eigentlich. Dann fiel mir plötzlich ein, dass ich Schweden schon einmal verschlagwortet hatte, konnte mich aber beim besten Willen nicht erinnern wo. Und hier offenbarten sich dann die großen Stärken des Programms, denn mit der Schlagwortsuche war der Eintrag schnell gefunden: Es war in "Naked Lunch" von William S. Burroughs, der in Malmö von einer Fähre steigt. Den genauen Wortlaut, weshalb ich das überhaupt hinein genommen habe, muss ich mir bei Gelegenheit noch einmal anschauen, denn den Zusammenhang habe ich schon fast wieder vergessen. Ich meinte jedoch gelesen zu haben, dass Burroughs die schwedischen Städte beschrieb als nekrophile Häuseransammlungen, denn sie waren immer um einen Friedhof herum gebaut. So wurde dann aus der blausa Brille eine grausa Brille.

Mittwoch, 23. November 2011

Jean Genet: Notre-Dame-Des-Fleurs

Manchmal sind starke Bilder nicht förderlich. Sie fressen sich fest, überlagern darunter liegende Schichten, sind im Allgemeinen aber genau das, was selbst nach Jahren der Nichtbeachtung plötzlich wieder ans Tageslicht kommt, wenn man das Buch erneut in die Finger bekommt.

Vor Jahren, ich weiß nicht wie viele, las ich dieses Buch. Ich habe vergessen, ob ich es überhaupt ausgelesen habe. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an den Schluss erinnern. Was ich nie gelesen habe, war das Vorwort, und plötzlich, als Kramberg, der das Werk im Bayrischen Rundfunk besprach, auf die drei Phasen bei seinem eigenen Leseerlebnis zu sprechen kam, war es wieder da. Nicht das Ende, leider. Das Bild. Das stärkste Bild im Buch. Kein schönes, das will ich voraus schicken. Wer also auf das Bild verzichten möchte, der kann sich jetzt die Werbung im Buch ansehen und lässt den folgenden Absatz einfach aus.

S.29-30
Kurz, er trägt seine Schande wie ein mit dem glühenden Eisen auf seine Haut gebranntes Mal, aber dieses kostbare Mal adelt ihn ebenso, wie die Gauner von einst durch die Lilienblume auf ihrer Schulter geadelt wurden. Blaue Augen, die von Faustschlägen herrühren, sind eine Schmach für die Zuhälter; aber ganz anders Mignon:
"Meine beiden Veilchensträuße", sagt er.
Er sagt auch gelegentlich, wenn er das Bedürfnis hat, zu scheißen:
"Ich hab die Zigarre schon an den Lippen."

Unter allen Büchern...
...ist eines, das sich von den anderen unterscheidet: Sein Inhalt wechselt, Mal ist er bescheiden, in anderen Fällen von Bedeutung; bei jenem löst er Kummer aus, bei einem andern helle Freude; hier sind erst wenige Seiten gefüllt, dort bereits alle, und stets bestimmt der Besitzer selbst den Inhalt: seines Sparbuches. Eines der seltenen Bücher, die den Besitzern mehr einbringen als den Herausgebern.



Autor: Jean Genet
Titel: Notre-Dame-des-Fleurs
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 88 und 89


Bildquelle: Jean Genet, Notre-Dame-des-Fleurs, Rowohlt Taschenbuchverlag Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Oktober 1975

Mittwoch, 16. November 2011

Honoré de Balzac: Oberst Chabert

Ein Buch, das ich nicht gelesen habe. Ich habe eine uralte Ausgabe der tolldreisten Geschichten zu Hause aus dem Greifenverlag zu Rudolstadt, die habe ich vor 20 Jahren einmal in den Fingern gehabt, kann mich aber kaum erinnern, worum es in den Geschichten ging. Sie waren aber manchmal ziemlich blutrünstig und der Witz erschloss sich mir leider nicht so leicht damals. Das Buch gehörte einmal meinen Eltern und ich habe es irgendwann, als meine Mutter wieder Platz im Regal schaffen wollte, einfach mitgenommen.

Das Buch, von dem hier aber eigentlich die Rede sein soll, habe ich in meinem Lieblingsantiquariat gekauft. Es war etwas teurer als die üblichen 1,50 Euro, es kostete diesmal sogar 2 Euro. Ich kann mir nicht unbedingt erklären, weshalb, denn es ist weder in besonders gutem Zustand, noch ist es ein gefragtes Exemplar ( Erstausgabe ). Vielleicht aber auch wegen des Exlibris auf der ersten Seite.

Interessant ist an diesem Buch jedoch nicht nur das Exlibris, welches ich leider keinem berühmten Künstler zuordnen konnte ( eine große Vielfalt an Exlibris bietet der DEG ), sondern auch die Werbung. Im letzten Beitrag wurde von Pfandbriefwerbung gesprochen, diesmal ist es etwas anderes:

Autor: Honoré de Balzac
Titel: Oberst Chabert
beworbenes Produkt:
Aral bleifrei
Fundstelle: zwischen S. 62 und 63

SIC TRANSIT GLORIA MUNDI
Ein Hinweis sei erlaubt nicht auf den Ruhm, wohl aber auf die Erfreulichkeiten dieser Welt...

nämlich auf die Freude, die das Kraftfahrzeug mit dem dazugehörigen Kraftstoff
ARAL bleifrei
uns Heutigen bereitet. Denn ARAL bleifrei bedeutet sorgenfreies, fröhliches Fahren für jedermann mit jedem Fahrzeug.



Bildquelle: Honoré de Balzac, Oberst Chabert, Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg, 1956

Dienstag, 15. November 2011

Werbung im Buch

Ich bin natürlich wieder zu spät, denn das große Jubiläum ist längst vorbei. Das war 2006, als Rowohlt 60 Jahre rororo feiern konnte. Rororo steht übrigens für Rowohlts Rotations Romane ( die Bindestriche habe ich weggelassen und die Schreibweise von Google übernommen, Rowohlt selbst sagt auf seiner Internetpräsenz nämlich nichts mehr über die Abkürzung rororo, da heißt es nur noch "Der Taschenbuchverlag" ), was auf das äußerst preiswerte Druckverfahren auf Zeitungspapier zurückzuführen war, Wiki weiß das auführlicher. Schon in den 50er Jahren wurde dann im heute noch verwendeten Taschenbuchformat gedruckt.

Mein Anliegen ist es aber nicht, hier ein Jubiläum nachzuholen oder ein Nichtjubiläum zu feiern, sondern vielmehr auf eine kleine Kuriosität aufmerksam zu machen, die mir vor Jahren, als ich mein erstes rororo antiquarisch erstand, zum ersten Mal begegnete. Da lese ich ganz unbefangen und plötzlich erscheint ein Bild auf der rechten Seite. Ich blättere um und lese den kurzen Absatz, nach wenigen Worten wird mir klar, hier geht es nicht um den Inhalt des Buches. Das ist eine Werbeanzeige, für Pfandbriefe. Ich dachte mir da nichts bei, las weiter und vergaß die Sache wieder.

Mittlerweile kaufe ich regelmäßig alte rororo Taschenbücher, manchmal deshalb, weil mir die neuen Bücher schlicht zu teuer sind. Meistens jedoch kaufe ich sie, um mir das Bild und den Werbetext irgendwo in der Mitte des Buches herauszusuchen und durchzulesen. Das kostet mich im Schnitt 1,50 pro Buch und hin und wieder lese ich das ein oder andere dann sogar im Ganzen und wundere mich dann, dass mir der Autor vorher nie untergekommen ist.

Ich möchte meine Büchervorstellung deshalb nicht mehr am Inhalt des Buches, sondern am Werbetext festmachen. In meiner Rubrik "Auslaufmodell Buch" werde ich in der kommenden Zeit immer mal wieder eines meiner alten rororos heraussuchen und den Werbetext vorstellen. Vielleicht lasse ich auch den Autor mit einem Zitat zu Wort kommen, vielleicht auch nicht. Und anfangen möchte ich heute mit einer berühmten Anekdote. Diese findet sich recht häufig in den rororos und geht auf das Schreiben eines Schülers an Kurt Tucholsky zurück. Der Schüler wünschte sich, dass Tucholsky hoffentlich bald stürbe, damit seine Bücher billiger wurden.

Autor: Günther Grass
Titel: Treffen in Telgte
beworbenes Produkt: Pfandbrief und Kommunalobligation
Fundstelle: zwischen S. 146 und 147


"Macht unser Bücher billiger!...
... forderte Tucholsky einst, 1932, in einem "Avis an meinen Verleger". Die Forderung ist inzwischen eingelöst.
Man spart viel Geld beim Kauf von Taschenbüchern. Und wird das Eingesparte gut gespart, dann zahlt die Bank oder Sparkasse den weiteren Bucherwerb: Für die Jahreszinsen eines einzigen 100-Mark-Pfandbriefs kann man sich zwei Taschenbücher kaufen.




Bildquelle: Günter Grass, Das Treffen in Telgte, Rowohlt Taschenbuchverlag Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg, Juli 1981

Montag, 24. Oktober 2011

Richard Brautigan: Träume von Babylon

Vor zwei Wochen so gegen 21:00 Uhr fuhr ich mit überhöhter Geschwindigkeit auf dem Zubringer zur A7. Mein Ziel war Bremen, wo gegen 22:30 Uhr der Bruder meiner Freundin vom Flughafen abgeholt werden musste. Die Autobahn war frei. Es war dunkel. Wie ein verlorener Schnürsenkel schlängelte sich das schwarze Band in leichten Links- und Rechtskurven auf sein Ziel, die A7, zu. Die A352 führt auch am Flughafen vorbei, an großen Industrieanlagen und an den Logistikern, die sich zwischen den hier verlaufenden Autobahnen angesiedelt haben. Leuchtreklame, die blinkenden Lichter des Flughafens, umliegende Straßenbeleuchtung und auch das ein oder andere Fahrzeug erweckten den Eindruck, als führe ich durch eine große leuchtende Platine. Komischerweise waren die Leuchtreklame der Industriehallen fast immer in blau gehalten.

Ich fuhr gerade an den Hallen des Großlogistikers Hermes vorbei, als mich Babylon erwischte. Bisher wurde ich nie von Babylon heimgesucht. Ich wurde auch heimgesucht, und wie mir neulich ein versierter Pädagoge erklärte fängt so etwas meist in der Pubertät an und je nach Begabung kann man sein gesamtes Leben davon begleitet werden. Ich träumte nicht von Babylon, will es aber in Anlehnung an Brautigans Krimi einmal so nennen. Ich träumte von der Zukunft, meiner Zukunft.

Wovon träumt man, wenn die letzte vage Erinnerung eine blaue Leuchtreklame von Hermes ist? Natürlich man träumt vom Götterboten, von Homo Fabers Schreibmaschine, von dem einzigen Buch, das mir während der Schulzeit gefallen hat, obwohl es auf dem Lehrplan stand. Ich träumte davon Lehrer zu werden. Ich unterrichtete meine Schulklasse im Beisein der Hospitanten und brachte ihnen alles über Homo Faber bei. Ich forderte die Klasse auf, ans Fenster zu gehen und mir zu erklären, was es mit dem Hermes-Transporter auf sich habe. Wir erörterten all die wichtigen Stellen. Meine Schüler waren Feuer und Flamme, die Lehrerin und mein Dozent von der Uni waren begeistert. Es lief einfach fabelhaft. Ich wurde gefragt, ob ich nicht in einer anderen Klasse vertreten wolle. Natürlich wollte ich.

Und dann, dann kam die Abfahrt auf die A27. Hier gab es keine Leuchtreklame mehr, keine umliegenden beleuchteten Straßen. Der Strom war abgestellt, nicht existent. Hier gab es nichts als Dunkelheit und rot leuchtende Augen der Fahrzeuge vor mir. Ich strömte dahin. Ich verpasste die Abfahrt, fuhr an ihr vorbei und merkte es erst als die A7 kurz dahinter zweispurig wurde. Ich beging jetzt keine Fehler mehr, dachte an "Eye", der ständig zu weit fährt und zurück laufen muss, weil er keine 5 Cent für das Busticket hat. Ich konzentrierte mich auf die Dunkelheit. Ich wendete bei der nächsten Abfahrt und fuhr zurück, nahm die Ausfahrt und war 10 Minuten nach dem Flieger am Flughafen.

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