Prüfangst
Habe heute im Seminar eine Menge über Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler gelernt. Wir sind in Gruppen eingeteilt worden und sollten an den einzelnen Stationen die Aufgaben lösen. Es wurde viel diskutiert und ernsthaft gearbeitet. Es gibt:
Milde- und Strengefehler
Tendenz zur Mitte/zu Extremen
Reihungsfehler/rhythmische Schwankungen
logischer Fehler/Halo-Effekt
Wissen um die Folgen-Fehler
Kontrastfehler und Ähnlichkeitsfehler/Fehler der gleichen Art
Nähe Fehler
Bei den vielen Fehlerarten, die es gibt und die man als Lehrer machen kann, frage ich mich, ob es überhaupt noch ein Richtig gibt. Unterstützt wurde das Ganze noch durch ein Schlagwort am Ende des Seminars, als es dann nämlich hieß: Wir erreichen sowieso keine Objektivität, nennen wir das Ganze doch gleich „kontrollierte Subjektivität“.
Und weil das alles schon merkwürdig genug war, begegnete mir heute Abend auf dem Weg zur Vorlesung eine ehemalige Arbeitskollegin aus dem Strandleben. Sie ist jetzt seit einem Jahr Lehrerin und hatte heute ihre ersten mündlichen Prüfungen als Prüfer in einer Abschlussklasse. Sie sagte, das sei ganz seltsam gewesen, weil sie ja sonst schon Mittag zu Hause sei. Diesmal jedoch hatte sie am Vormittag frei und erst am Nachmittag gingen die Prüfungen los. Ich sagte noch so etwas wie, ach, dann konntest du wenigstens ausschlafen. Das konnte sie nicht, sie hat vielmehr kein Auge zugetan, weil sie so aufgeregt war.
Milde- und Strengefehler
Tendenz zur Mitte/zu Extremen
Reihungsfehler/rhythmische Schwankungen
logischer Fehler/Halo-Effekt
Wissen um die Folgen-Fehler
Kontrastfehler und Ähnlichkeitsfehler/Fehler der gleichen Art
Nähe Fehler
Bei den vielen Fehlerarten, die es gibt und die man als Lehrer machen kann, frage ich mich, ob es überhaupt noch ein Richtig gibt. Unterstützt wurde das Ganze noch durch ein Schlagwort am Ende des Seminars, als es dann nämlich hieß: Wir erreichen sowieso keine Objektivität, nennen wir das Ganze doch gleich „kontrollierte Subjektivität“.
Und weil das alles schon merkwürdig genug war, begegnete mir heute Abend auf dem Weg zur Vorlesung eine ehemalige Arbeitskollegin aus dem Strandleben. Sie ist jetzt seit einem Jahr Lehrerin und hatte heute ihre ersten mündlichen Prüfungen als Prüfer in einer Abschlussklasse. Sie sagte, das sei ganz seltsam gewesen, weil sie ja sonst schon Mittag zu Hause sei. Diesmal jedoch hatte sie am Vormittag frei und erst am Nachmittag gingen die Prüfungen los. Ich sagte noch so etwas wie, ach, dann konntest du wenigstens ausschlafen. Das konnte sie nicht, sie hat vielmehr kein Auge zugetan, weil sie so aufgeregt war.
Shhhhh - 13. Mai, 19:48
Aber gehen wir noch einmal kurz zurück: Was das Wort Lebenschancen bei mir auslöste, habe ich beschrieben. Was ich noch unerwähnt ließ, war der optimistische Beigeschmack, den das Wort "Chance" für mich hat, denn mal ganz ehrlich, die Einserkandidaten sind in dieser Verteiltaktik doch sowieso kaum von Belang, die können sich sowieso alles aussuchen und haben keinen Grund zur Klage. Es bleiben also Wackelkandidaten und die schlechten Schüler, die aus welchen Gründen auch immer, nicht die Reife besitzen, den gewünschten Schulabschluss zu machen.
Und jetzt kommen die Lehrer ins Spiel, die aufgrund von "Ungereimtheiten in der Notengebungspraxis" Lebensentwürfe zerstören. Ich denke, dass mit solchen Seminaren, wie sie an der Universität angeboten werden, durchaus eine gewisse Transparenz in der Notenvergabepraxis hergestellt werden kann. Wenn also ein zukünftiger Lehrer dahingehend sensibilisiert wird, welche Fehler passieren können, dann ist das doch eine feine Sache.
Ich finde es im Übrigen überhaupt nicht zynisch, wenn ich von einem zielbstrebigen jungen Menschen spreche, der sich irgendwann in seinem Leben - und sei es erst nach dem Abschluss der regulären Schulpflichtjahre - ein Ziel setzt und alles dafür tut, es zu erreichen. Die Chancen dafür bekommt er auch und zwar in weit besserem Ausmaß, als das noch vor 40 Jahren der Fall war.
Ein "zielstrebiger junger Mensch" kann gewiss etwas mehr erreichen als eine lahme Ente, aber man hat als Lehrer oft mit Kindern zu tun. Wenn die dann mal von einem Notenhammer niedergeschlagen werden, richten sie sich vielleicht nicht mehr auf, bevor sie überhaupt etwas wie einen Lebensentwurf haben konnten. Dass Lehramtsstudierende die Fehlerquellen bei der Notengebung systematisiert bekommen und sie damit sensibilisiert werden, ist gewiss besser als das Thema gar nicht zu behandeln, wie in meinem Studium. Was ich meinte war, dass man Fehler kennen kann, aber trotzdem nicht umhin kommt, solche zu machen.
Ich bin da ganz deiner Meinung, wenn es darum geht, dass die Fehler deshalb trotzdem passieren, wünsche mir das aber nicht. Und wenn ich dann besagte ehemalige Arbeitskollegin treffe, die vor Aufregung vor den mündlichen Prüfungen nicht schlafen konnte, so gibt mir das doch ein nicht ungutes Gefühl.
Das mit dem Marschallstab wird Napoleon zugeschrieben.
https://www.erzwiss.uni-hamburg.de/personal/lohmann/lehre/som3/bourdieu1992.pdf
Welches alternative Konzept zur Notenvergabe kenne ich denn? Gar keins! Ehrlich gesagt, habe ich mich noch nicht damit befasst, nach Alternativen zu suchen, und wie Sauerbier werden sie uns an der Uni auch nicht hinterhergetragen aber: Noten haben weit mehr Aufgaben zu erfüllen, als zu selektieren, hier mal eine von unseren Listen:
1.Orientierungs- und Berichtfunktion
2. Beratungsanlass
3. Pädagogische Funktion
4. Auslese-, Rangierungs-,Berechtigungsfunktion
Stellt man die Notenvergabe insgesamt in Frage, wird es ja nicht besser, sondern viel schlimmer. Denn nicht nur - worauf gewisse Kräfte in der Gesellschaft pochen - auf das Selektionsinstrument, müsste verzichtet werden, auch jede andere Funktion einer Benotung fiele unter den Tisch.