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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Eisenhüttenstadt

Die DDR hat sich hier ein Denkmal gesetzt, hier in Eisenhüttenstadt. Die Stadt ist ein einziges Denkmal, Mahnmal, Museum? Eisenhüttenstadt ist auf dem Reißbrett entstanden. Die Kohle aus der Lausitz und der Stahl aus der Ukraine sollten hier die Stahlindustrie befeuern, die - oberstes Ziel im ersten Fünjahresplan - schnellst möglich aufgebaut werden sollte.Zuerst kam das Werk. Mit modernster Technik ausgestattet und trotz vieler baulicher und technischer Mängel konnte die Stahlproduktion ziemlich schnell anlaufen. Dann wurde die Stadt gebaut, für mindestens 30.000 Einwohner sollte die Stadt ein neues Zuhause bilden. Das Konzept sah vor, dass sich jeder Baukomplex fächerförmig zum großen Werkstor hin herausbildete, das fehlende große Werkstor war vielleicht der erste Riß in einer sonst noch schönen Fassade, denn egal wie hässlich die Stalingotik - einer der ersten Baustile im Wohngebiet - auch gefunden wird, was danach kam war hässlicher. So entstanden also erste Wohnsiedlungen. Viel Grün, großzügige, fast verschwenderische Bebauung, hier ein Brunnen, dort ein kleiner Park und alles weit auseinander, damit sich niemand eingeengt fühlen musste zwischen den Häusern.

Spätestens mit Stalins Tod ging es im Baustil rapide bergab, was die kleinen Extravaganzen anbelangte. Vom Realismus der Mangelwirtschaft eingeholt fielen zuerst die Verzierungen später alles scheinbar Zwecklose der Architektur der einheitlichen Plattenbauweise zum Opfer, die in den verschiedenen Baukomplexen in ihrer Entwicklung sehr schön nachvollzogen werden kann. Wo das endete, hat jeder schon gesehen, dafür muss man nicht einmal in den Osten fahren.

Die zweite Ausstellung befindet sich im Wohnkomplex II. Das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR. Da gab es nichts überraschendes. Die üblichen Aneinanderreihungen von Ostprodukten, einer "Industrieästhetik" ( komisch, das hier gleich der erste Beitrag auf Eisenhüttenstadt verlinkt ) untergeordnet und mit abschreckend großen Textbeiträgen zu Designern, Produkten und Geschichte. Die Beiträge sind an den Wänden angebracht, die Exponate stehen für sich. Für mich kein Problem, ich kenne die meisten Produkte. Für Menschen, die sich nicht auskennen, ist das ein ewiges Rennen nach der richtigen Information zwischen dem Exponat und dem Text an einer der Wände, als wollte man beweisen: Willst du das Produkt, dann musst du du dich bewegen, vielleicht gibt es da was.

Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, das Konzept. Ich fand es blöd. Die Trennung von Exponat und Text kann man bei holländischen alten Meistern machen, wenn die Ausstellung dann "Licht und Schatten" heißt, weiß ich, wonach ich zu suchen habe, da brauche ich keinen Text. Wenn aber in einer DDR-Ausstellung ein Stapel Tetrapacks mit offensichtlich schwedisch bzw. dänischem Aufdruck in einer Vitrine liegt, dann muss sich der nichtwissende Besucher womöglich fragen, ob das Tetrapack-Konzept nicht in der DDR erfunden worden ist und dann exportiert wurde. Das stimmt natürlich nicht, das war nur Strandgut, von einem Designer gefunden, der am Strand entlang spazierte.

Wer geht also nach Eisenhüttenstadt ins DOK? Die; die noch nicht genug haben, die sich Mangel und Repression ersparen möchten, die auf bunte Plastik stehen und den Eierbecher oder das Sandspielzeug aus Kinder- oder Jugendtagen wiedererkennen, die sind hier richtig; die mehr wissen wollen als der Ostalgiker, die sind hier falsch. Bis auf die zu Tränen rührende Erklärung am Anfang der Ausstellung ist hier viel Verheißung und wenig Erfüllung, und vielleicht, nein, ganz bestimmt, ist hier auch die große Parallele zur Alltagskultur der DDR zu suchen.

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Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 02:02

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