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Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

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Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

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Bismarck und Lenin als Türwächter

Im Deutschen Historischen Museum in Berlin stehen links, wo eine wenig freundlich aussehende Dame die Garderobenwagen für Gruppen hinter einer ansonsten geschlossenen Tür hervorholt, ein Bismarck und ein Lenin, direkt nebeneinander, nur durch die Tür zwischen ihnen getrennt.Nun verbindet die beiden nicht wirklich viel, war der eine doch gerade geboren, als der andere schon die Geschicke Europas lenkte.
Wenn man sich die kleinen A-Texte durchliest, ist klar, weshalb die beiden hier das Garderobentor bewachen. Nicht in Form, Material, politischen Ansichten oder Ähnlichkeit in Haltung oder Gesicht kam es bei der Platzierung an, es ging schlicht um ihren Weg in das Museum. Während der Bismarck ein vergessener Entwurf eines Denkmals war und nur aus Gips bestand, der später zerhauen wurde, um der Verkleidung einer Decke zu dienen - was dann nicht klappte und ein paar Mutige sich der Trümmer annahmen und ihn wieder zusammensetzten - war der Lenin Kriegsbeute der Nazis, die ihn in einem Dorf nahe St. Petersburg - in Puschkin um genau zu sein - gestohlen hatten und einschmelzen lassen wollten. Dafür schafften sie ihn nach Eisleben, wo er dann doch nicht eingeschmolzen wurde und kurz bevor die Russen in Eisleben einmarschierten, wurde Lenin dort aufgestellt und verhalf der später entstandenen DDR zu einem weiteren Gründungsmythos.
Da stehen sie nun einträchtig nebeneinander, die sonst wohl nichts hätten teilen wollen, wenn sie sich gekannt hätten und bewachen die Taschen, Koffer, Jacken und Mäntel der Besucher einer überholten Institution - eines deutschen Nationalmuseums.
Trithemius - 29. Jul, 19:07

Seltsamer Weise wirken solche Büsten anders als Gemälde. Man glaubt, die Dargestellten vor sich zu haben, dass sie sogar die Mäntel bewachen. Aber letzten Endes gilt selbst hier Magrittes: „Ceci n’est pas une pipe“.
Doch sag, was ist deiner Ansicht nach überholt an einem Deutschen Nationalmuseum?

Shhhhh - 29. Jul, 19:34

Das zu erklären, dafür hole ich in naher Zukunft ein wenig weiter aus. In Zeiten einer gesamteuropäischen Denkweise und Abkehr vom Nationalismus, der uns ja gerade in Zeiten der Krise gern vor Augen gehalten wird ( wenn es zum Beispiel darum geht, Griechenland neue Kredite zu gewähren ), halte ich das dort präsentierte Ausstellungskonzept für überholt. Es ist sozusagen auf einem ( mehreren? ) Auge blind.

Im Übrigen waren das keine Büsten, sondern überlebensgroße Statuen. Bismarck sitzt auf einem Sessel und Lenin steht und sieht starr gerade aus.
Trithemius - 29. Jul, 21:02

Statuen sind ja noch schlimmer. Ich muss wohl auf deine Ausführung warten, denn es erschließt sich mir nicht, da ich bislng nur im Berliner Technikmuseum war. Auch das sichert und bewahrt die Erinnerung an vergangene Zeiten, und manchmal erschließt sich dem Betrachter, warum etwas in unserer Gegenwart ist wie es ist, obwohl man es vorher für selbstverständlich gehalten hat. Dass beispielsweise die alten IC-Wagen so eine Art Kutschendächer haben, erinnert daran, dass man beim Aufkommen der Eisenbahn zuerst Kutschen hintereinandergehängt hat.
Wenn wir jetzt europäisch denken sollen, dann ist es doch interessant zu wissen, wie es dazu gekommen ist. Um das zu verstehen, sollte man wissen, dass uns die Nationalstaatsidee in Kriege verstrickt hat, und die EU ist ein Garant, dass Europa weitgehend zur Ruhe gekommen ist. Aber der Nationalstaat hat einst die Kleinstaaterei abgelöst, ist unter dem gleichen Gescihtspunkt betrachtet auch schon der Versuch gewesen, das Land zu befrieden.
Shhhhh - 29. Jul, 21:36

Empfehlenswert sind hier schon mal vorab die beiden letzten Absätze dieser Seite, wobei die Seite generell interessant ist und ein paar Einblicke in das Ausstellungskonzept bietet. Die Umstrittenheit des Konzeptes vom Nationalmuseum ist auch nur ein Teilaspekt einer ganzen Reihe von Kontroversen, die das Museum seit seiner Errichtung durch Helmut Kohl erlebt hat. Die durchaus verständliche Kritik richtete sich vor allem an die Regierung Kohl und den "Getreuen", die für dieses Projekt verantwortlich waren.

Aber nun noch der Link:
https://www.dhm.de/ausstellungen/staendige-ausstellung/index.html

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