Alfred Polgar: Die Mission des Luftballons
Habe gestern in einen Polgar hineingeschaut, einen, den ich noch nicht kannte. Die Zusammenstellung orientiert sich am Gesamtwerk Polgars und zeigt es in Ausschnitten. Der Querschnitt, der dabei entsteht, umfasst knapp 50 Jahre; eine unglaublich lange Zeit.
In dem Kapitel, was ich gestern las, ist mir ein Stilmittel aufgefallen, dass ich noch nicht so richtig fassen kann, aber etwas damit zu tun hat, dass Polgar hier bekannte Muster – sei es nun im Denken, Sehen oder anderem Sinn – umdreht. Er baut Perspektivenwechsel ein, die überraschend sind, spannend. Einfach toll.
Das Kaptiel „Trost in Krisenzeit“ beginnt mit einem solchen Perspektivenwechsel. Der erste Artikel heißt: „Automobile sehen dich an“. Da ist er schon der Perspektivenwechsel. Aus der eigenen Position heraus, sich diese Gefährte sowieso nie leisten zu können, starrt nicht er auf die Autos, sondern die Autos auf ihn. Markige Werbesprüche greifen ins Leere und ihre Verpuffung am Zielobjekt der Botschaft demaskiert ihre eigentliche Sprödheit: „Nehmt Spidolin, das Öl der Sieger.“
Im Kleinen kann Polgar das auch. Da beobachtet er einen Zeitungsverkäufer, der wie ein Automat sein Zeitungsexemplar anpreist, egal ob nun Passanten da sind, die ihn hören können oder nicht: „Als ob in dem Mann ein Sprechmechanismus aufgezogen wäre, der, automatisch ablaufend, alle zehn Sekunden Laut gibt. Dieser Zeitungsverkäufer, den die Maschine noch nicht schluckte, schluckte die Maschine.“ Eine Anspielung auf den Vorstoß der Maschinen in die Arbeitswelt kehrt er um in eine widernatürliche Anpassung des Menschen an diese Situation. Wer assimiliert hier wen oder was assimiliert hier was, könnte man sich fragen. Großartig.
In dem Kapitel, was ich gestern las, ist mir ein Stilmittel aufgefallen, dass ich noch nicht so richtig fassen kann, aber etwas damit zu tun hat, dass Polgar hier bekannte Muster – sei es nun im Denken, Sehen oder anderem Sinn – umdreht. Er baut Perspektivenwechsel ein, die überraschend sind, spannend. Einfach toll.
Das Kaptiel „Trost in Krisenzeit“ beginnt mit einem solchen Perspektivenwechsel. Der erste Artikel heißt: „Automobile sehen dich an“. Da ist er schon der Perspektivenwechsel. Aus der eigenen Position heraus, sich diese Gefährte sowieso nie leisten zu können, starrt nicht er auf die Autos, sondern die Autos auf ihn. Markige Werbesprüche greifen ins Leere und ihre Verpuffung am Zielobjekt der Botschaft demaskiert ihre eigentliche Sprödheit: „Nehmt Spidolin, das Öl der Sieger.“
Im Kleinen kann Polgar das auch. Da beobachtet er einen Zeitungsverkäufer, der wie ein Automat sein Zeitungsexemplar anpreist, egal ob nun Passanten da sind, die ihn hören können oder nicht: „Als ob in dem Mann ein Sprechmechanismus aufgezogen wäre, der, automatisch ablaufend, alle zehn Sekunden Laut gibt. Dieser Zeitungsverkäufer, den die Maschine noch nicht schluckte, schluckte die Maschine.“ Eine Anspielung auf den Vorstoß der Maschinen in die Arbeitswelt kehrt er um in eine widernatürliche Anpassung des Menschen an diese Situation. Wer assimiliert hier wen oder was assimiliert hier was, könnte man sich fragen. Großartig.
Shhhhh - 12. Nov, 10:15
https://gutenberg.spiegel.de/buch/wozu-das-theater-4953/34