Haben oder Nichthaben
Wenn du 50,- € brauchst, dir aber 50,- € fehlen, dann brauchst du sogar 100,- €, nämlich die 50,- €, die dir fehlen und dann noch die 50,- €, die du brauchst. Haben oder Nichthaben. So ungefähr muss man sich das vorstellen in der Küchen- und Kneipenpsychologie, -mathematik. So oder so ähnlich hat den Spruch ein jeder schonmal irgendwo gehört oder selbst erzählt. Ich kann es nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Spruch schon gehört habe, und leider meistens in der Situation, wo mir tatsächlich etwas fehlte.
Gestern Abend fehlte mir auch etwas. Ich ging in den Supermarkt und suchte ein paar Kleinigkeiten für das Abendessen zusammen. Ganz zum Ende machte ich vor dem Süßigkeitenregal halt und wurde auch dort fündig. Mit meinen 11,- € aus dem Portemonnaie ahnte ich, es würde vielleicht nicht reichen. Ich hatte genau drei 2,- € Stücke und einen Fünfer, als ich zur Kasse ging. Ich überschlug die Summen im Kopf und kam auf 12,- €, dachte aber, dass ich ja großzügig aufrundete.
Die Waren laufen piepend über das Fließband, der Pegel steigt. 6,54 €, 7,38 €, 9,41 €.
„11,50 €, bitte“, sagt die Frau an der Kasse. „Hab‘ ich nicht“, hauche ich zurück, das Wasser steht mir schon im Hals. Ich sortiere die Süßigkeit wieder aus, ein bisschen enttäuscht. Ich lege sie rüber und vermelde traurig: „Das bleibt dann hier.“
Sie dreht sich um, schaut über die Regale, klingelt an einem Knopf, es piept irgendwo im Gang. Ihre Chefin muss das Ganze stornieren. Es ist 21:45 Uhr, eine Viertelstunde vor Feierabend. Bis eben war der Laden komplett leer, jetzt steht eine Schlange hinter der Kasse. Alles guckt möglichst unbeteiligt und ärgert sich insgeheim über den Penner an der Kasse, der zu blöd zum Rechnen ist, das bin ich. Ich stehe auch da und starre fassungslos in meine Geldbörse.
Ich krame nochmals darin herum. Ich finde, eingekeilt zwischen dem ausgewaschenen rosa Lappen, einen weiteren Fünfer. Ich drehe mich triumphierend zur Verkäuferin herum, schwenke mein Friedensangebot und will dann alles bezahlen, als schon die Chefin um die Ecke kommt. Stornieren muss sie trotzdem und die Verkäuferin gibt dann alles nochmal ein. „11,50 €, ja?“ fragt sie mich. Ich gebe ihr meinen zweiten Fünfer zu dem ersten und eines meiner 2,- € Stücke. Sie hat von mir 12,- € erhalten und sagt erneut in leicht dummfrechen Tonfall „11,50 €, ja?“, ich nicke und sie gibt mir 1,50 € wieder raus.
Ich hatte kurz überlegt, ob ich dazu was sage. Ob ich vielleicht die Frechheit besessen hätte, mir von ihr mein Kleingeld zu einem Fünfer wechseln zu lassen. Mir fiel diese Redewendung ein, mir fiel ein, wie ich hier bedröppelt an der Kasse stand und „hab‘ ich nicht“ hauchte, wie entnervt rollende Augen den Laden inspizierten, um nach der Chefin zu suchen, wie die Schlange an der Kasse in den Laden hineinwuchs, wie peinlich das alles war; dass mir nicht einmal eingefallen ist, einfach meine EC-Karte zu zücken, wie die dämliche Kuh mich dreimal fragte, ob es denn jetzt 11,50 € seien, ob ich auch alles dabei habe oder ob ich nicht noch eine Packung blaue Säcke oder so… Nein! Ich behielt das Geld, stopfte die Sachen in meinen Rucksack und stapfte aus dem Geschäft.
Gestern Abend fehlte mir auch etwas. Ich ging in den Supermarkt und suchte ein paar Kleinigkeiten für das Abendessen zusammen. Ganz zum Ende machte ich vor dem Süßigkeitenregal halt und wurde auch dort fündig. Mit meinen 11,- € aus dem Portemonnaie ahnte ich, es würde vielleicht nicht reichen. Ich hatte genau drei 2,- € Stücke und einen Fünfer, als ich zur Kasse ging. Ich überschlug die Summen im Kopf und kam auf 12,- €, dachte aber, dass ich ja großzügig aufrundete.
Die Waren laufen piepend über das Fließband, der Pegel steigt. 6,54 €, 7,38 €, 9,41 €.
„11,50 €, bitte“, sagt die Frau an der Kasse. „Hab‘ ich nicht“, hauche ich zurück, das Wasser steht mir schon im Hals. Ich sortiere die Süßigkeit wieder aus, ein bisschen enttäuscht. Ich lege sie rüber und vermelde traurig: „Das bleibt dann hier.“
Sie dreht sich um, schaut über die Regale, klingelt an einem Knopf, es piept irgendwo im Gang. Ihre Chefin muss das Ganze stornieren. Es ist 21:45 Uhr, eine Viertelstunde vor Feierabend. Bis eben war der Laden komplett leer, jetzt steht eine Schlange hinter der Kasse. Alles guckt möglichst unbeteiligt und ärgert sich insgeheim über den Penner an der Kasse, der zu blöd zum Rechnen ist, das bin ich. Ich stehe auch da und starre fassungslos in meine Geldbörse.
Ich krame nochmals darin herum. Ich finde, eingekeilt zwischen dem ausgewaschenen rosa Lappen, einen weiteren Fünfer. Ich drehe mich triumphierend zur Verkäuferin herum, schwenke mein Friedensangebot und will dann alles bezahlen, als schon die Chefin um die Ecke kommt. Stornieren muss sie trotzdem und die Verkäuferin gibt dann alles nochmal ein. „11,50 €, ja?“ fragt sie mich. Ich gebe ihr meinen zweiten Fünfer zu dem ersten und eines meiner 2,- € Stücke. Sie hat von mir 12,- € erhalten und sagt erneut in leicht dummfrechen Tonfall „11,50 €, ja?“, ich nicke und sie gibt mir 1,50 € wieder raus.
Ich hatte kurz überlegt, ob ich dazu was sage. Ob ich vielleicht die Frechheit besessen hätte, mir von ihr mein Kleingeld zu einem Fünfer wechseln zu lassen. Mir fiel diese Redewendung ein, mir fiel ein, wie ich hier bedröppelt an der Kasse stand und „hab‘ ich nicht“ hauchte, wie entnervt rollende Augen den Laden inspizierten, um nach der Chefin zu suchen, wie die Schlange an der Kasse in den Laden hineinwuchs, wie peinlich das alles war; dass mir nicht einmal eingefallen ist, einfach meine EC-Karte zu zücken, wie die dämliche Kuh mich dreimal fragte, ob es denn jetzt 11,50 € seien, ob ich auch alles dabei habe oder ob ich nicht noch eine Packung blaue Säcke oder so… Nein! Ich behielt das Geld, stopfte die Sachen in meinen Rucksack und stapfte aus dem Geschäft.
Shhhhh - 8. Okt, 09:37