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Sonntag, 26. August 2012

Blankenburg: Landmarken aus allen Erinnerungen

Sogar seine Frau war am Tag unserer Abreise freundlicher, als ich es noch vor drei Tagen für möglich gehalten hatte. Sie kam zwar – wie vorher auch schon einmal – wieder durch die innerhalb der Ferienwohnung gelegene Verbindungstür zu ihrem Teil des Hauses – sie hatte ein Schlüsselbund, mit dem sie ein Klopfen an der Tür simulierte, indem sie es vernehmlich klappern ließ, bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte, herumdrehte und plötzlich in unserem Flur stand – aber sie erwischte uns nie mit heruntergelassenen Hosen. Sie lief unserem Sohn entgegen und ehe der noch protestieren konnte, saß er bei ihr auf dem Arm und wurde besprochen wie eine Bauchrednerpuppe. Das kennt er ja, das beeindruckt ihn nicht. Ich war beeindruckt, von so viel plötzlichem Zutrauen.

Doch ich schweife ab, denn bevor wir überhaupt wieder abreisen konnten, mussten wir ja erst einmal richtig ankommen. Mir ist das die ganze Zeit nicht gelungen, weil ich mit gewissen, positiven Vorbehalten an diesen Urlaubsort belastet bin. Die sich zwar abstellen aber nicht einstellen ließen. Also nicht oft. Ich hatte zum Beispiel trotz mehrmaliger Urlaubsaufenthalte während der Kindheit überhaupt kein Problem damit, mich an Details aus unserer damaligen Unterkunft – ein FDGB Heim – zu erinnern: den großen Wintergarten im Frühstücksraum, das mit klein gehämmerten Glas eingefasste Treppenhaus, den dunklen Teppichboden in der Wohnung oder der riesige Fernseher im Wohnzimmer, auf dem nach der Aktuellen Kamera mein erster Winnetoufilm lief. Ich war aber nicht in der Lage diese Innenansichten auf meine Umgebung zu übertragen, ich habe das Haus nicht wieder gefunden. Nicht die Straße. Ich habe nichts wiedererkannt. An was glaubte ich mich also zu erinnern? Gerüche? Geräusche? Wäre ein Trabant durch eine Straße gefahren, die wir dort zu Fuß durchschritten, ich hätte vielleicht schwören können, dass das gesuchte Haus hier irgendwo sei, umgebaut, renoviert vielleicht.

Aber auf der anderen Seite: sogar die Treppe hinauf zur Teufelsmauer – von der ich im Übrigen eine ziemlich genaue Vorstellung in meiner Erinnerung/Fantasie hatte, bis ich sie sah – war nicht die Gleiche, der Aufgang war ein ganz anderer. Dabei war ich mir sicher. Überhaupt, diese ganzen Straßen und Häuser. Soviel Leerstand. Ob Ladengeschäfte, Wohnungen oder Tiefgaragenplätze, alles konnte man hier mieten oder gleich kaufen und zwar massenhaft. Der Ausverkauf ist noch nicht am Ende. Was mit den Filetstückchen kurz nach der Wende begann, zieht seine Kreise jetzt in kleineren Bahnen, jetzt wird einfach alles verscherbelt.
Das Schloss Blankenburg war ja früher ein solches Filetstück, bis es dann fast zu spät war und bei einer Zwangsversteigerung „zurückgekauft“ werden musste von dem Verein „Stiftung Schloss Blankenburg“. Ich musste daran denken, als ich, zurück in der Stadt, wieder zum Schloss hochblickte. Ich stand links von der Touristeninformation, das Schloss Blankenburg liegt von dort in einer Flucht mit dem Rathaus und der dahinterliegenden Bergkirche St. Bartholomäus wie ein verwitterter Prometheus an den Berg gekettet. Mir huschte ein kalter Schauer um die Beine, ich sah mich danach um und entdeckte in einem verlassenen Haus ein offenes Kellerfenster.

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