einfach spitze
Ich kann sie nicht mehr sehen, die Spitzen. Hören kann ich sie auch nicht mehr. Alles spitzt sich zu: Bankenkrise, die Lage am Hindukusch, Teppich-Affären, Syrien, Atomstreit. Was passiert, wenn sich etwas zuspitzt? Eine Spitze bleibt eine Spitze, selbst wenn ich mir eine Mandelbrotmenge anschaue, und eine wachsende Spitze beobachte, so bleibt die Spitze eine Spitze. Stattdessen wächst die Basis. Sie wird breiter und breiter und breiter bis ich sie aus den Augen verlieren muss, um die Spitze im Blick zu behalten. Was wollen uns die Medien also sagen, wenn sie kritzeln, palavern: „es spitzt sich zu“?
Die Spitze ist im Journalismus eine der strapaziertesten Umschreibungen überhaupt, habe ich das Gefühl. Da gibt es ja nicht nur unendliche Zuspitzungen, außerdem gibt es auch noch Spitzenvertreter, Spitzenpolitiker, Spitzensteuersätze. Eine ganz tolle Spitze ist die hier: Spitzenrefinanzierungsfazilität. Die Spitze ist in aller Munde. Auf die Spitze getrieben, zugespitzt formuliert, mit spitzer Zunge vorgetragen bleibt sie trotzdem nur ein nasser Lappen.
Ich für meinen Teil gebe einen Scheiß auf die Spitze und einen Scheiß auf die Basis. Die Medien geben sich keine Mühe, Fakten ins rechte Licht zu rücken. Menschen geben sich keine Mühe, den Subtext, das Zwischenzeilige herauszulesen, wenn es denn etwas gibt, weil alles beherrscht wird von Spitzen. Die Kompliziertheit, die Interdependenzen (erst wenn der Iran Einsicht in sein Atomprogramm gewährt, wird das Ölembargo aufgehoben; erst wenn das Ölembargo aufgehoben wird, könnt ihr vielleicht mal gucken kommen usw.) werden der kurzen Schlagzeile geopfert und selbst in ausführlichsten Reportagen steht die Spitze am Anfang der Berichterstattung. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man von einer Spitzenzeit sprechen. Das Mantra der Postpostmoderne ist die Zuspitzung, die uns so oft auf Augen und Ohr schlägt, dass sie eher einem Hammer gleicht, denn einer Spitze. Das ist Brechstangenjournalismus; Amplitudendenken. Ich habe Kopfschmerzen.
Entschuldigung. Das musste ich jetzt mal loswerden.
edit: Meine heutiger Google
Die Spitze ist im Journalismus eine der strapaziertesten Umschreibungen überhaupt, habe ich das Gefühl. Da gibt es ja nicht nur unendliche Zuspitzungen, außerdem gibt es auch noch Spitzenvertreter, Spitzenpolitiker, Spitzensteuersätze. Eine ganz tolle Spitze ist die hier: Spitzenrefinanzierungsfazilität. Die Spitze ist in aller Munde. Auf die Spitze getrieben, zugespitzt formuliert, mit spitzer Zunge vorgetragen bleibt sie trotzdem nur ein nasser Lappen.
Ich für meinen Teil gebe einen Scheiß auf die Spitze und einen Scheiß auf die Basis. Die Medien geben sich keine Mühe, Fakten ins rechte Licht zu rücken. Menschen geben sich keine Mühe, den Subtext, das Zwischenzeilige herauszulesen, wenn es denn etwas gibt, weil alles beherrscht wird von Spitzen. Die Kompliziertheit, die Interdependenzen (erst wenn der Iran Einsicht in sein Atomprogramm gewährt, wird das Ölembargo aufgehoben; erst wenn das Ölembargo aufgehoben wird, könnt ihr vielleicht mal gucken kommen usw.) werden der kurzen Schlagzeile geopfert und selbst in ausführlichsten Reportagen steht die Spitze am Anfang der Berichterstattung. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man von einer Spitzenzeit sprechen. Das Mantra der Postpostmoderne ist die Zuspitzung, die uns so oft auf Augen und Ohr schlägt, dass sie eher einem Hammer gleicht, denn einer Spitze. Das ist Brechstangenjournalismus; Amplitudendenken. Ich habe Kopfschmerzen.
Entschuldigung. Das musste ich jetzt mal loswerden.
edit: Meine heutiger Google
Shhhhh - 19. Jun, 11:22