Willkommen

Bei den Leisen Tönen. Manchmal braucht es einen Blog, um sich Luft zum Denken zu verschaffen. Keine Steckenpferde, Hobbies oder sonstiges Spezielles, nur Luft zum Denken.

Kontakt

shhhhtwoday(at)googlemail.com

Aktuelle Beiträge

Astrid Lindgren: Kalle...
Astrid Lindgren: Kalle Blomquist lebt gefährlich, Verlag...
Shhhhh - 28. Mai, 20:30
Fich
mit Michgemüse.
Lo - 2. Jun, 00:20
Er
meinte Fich. ...tennadelsarg. Twodays Beerdigung.
pathologe - 1. Jun, 08:21
Fisch?
Ich riech' nix. ;-)
Lo - 1. Jun, 07:37
Tschüß
...und danke für den Fisch.
Shhhhh - 1. Jun, 06:45

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Sonntag, 20. November 2011

Ambrose beim Zahnarzt

Gerade hatte ich mich von einem Unglück erholt, da stürzte das nächste über mich herein: diesmal in Form eines Stück Zahns, das sich zwischen ein paar Chipskrümel mischte und mir das Kauen erschwerte. Ich rief also bei meiner Zahnärztin an und machte in den folgenden Tagen einen Termin zur Rettung des Rests.

Doch wer zur Hölle ist Ambrose? Ambrose Bierce ist ein ziemlich zynischer Autor des 19. Jahrhunderts, der, als es an der Zeit war, das Weite suchte und seitdem entweder tot oder lebendig in den Köpfen der Leute herumspukt. Ich bevorzuge die tote Variante aber so richtig weiß das niemand und bei dem morbiden Zeug, was der so schreibt, ist alles möglich.

Ambrose begleitete mich also in der Straßenbahn in Richtung Zahnarztpraxis. Wer schon einmal von der These gehört hat, dass Ereignisse größter Agonie in ihrer Dauer auf Jahre gestreckt werden können, obwohl sie eigentlich nur Sekunden andauern, der findet einen schlüssigen Beweis dafür in der Geschichte "Die Brücke über den Eulenfluß". Sie handelt von solch einem Moment: Der Todgeweihte auf der Brücke wird zwischen die Planken der Eisenbahnbrücke gestoßen, die Schlinge um seinen Hals zieht sich zu, in der Vorstellung das Seil risse, fällt er in den reißenden Fluß, bekommt einen Haufen Kugeln um die Ohren, die seine Henker ihm hinterherschicken, er taucht durch die finstere Brühe, dann folgen Kanonenschläge, die rettende Flußbiegung erscheint, unser Held verschwindet dahinter, er taucht aus dem Wasser und beginnt zu rennen, er läuft wie in Trance nach Hause, erscheint nach langer Reise am Torweg seiner Farm, seine Frau wartet an der Haustür auf ihn, er läuft auf sie zu und knack! das Genick bricht, der Gehängte ist tot.
Was für eine Geschichte! Und ich bin auf dem Weg zum Zahnarzt. Auf so eine Lektüre kann nur ich kommen.
Ich steige also aus in Erwartung von Höllenqualen und was müssen meine Augen sehen, als ich in Richtung Ärztehaus einbiege? Daneben steht eine Kneipe mit sehr unpassendem Namen. Na klar, die Kneipe heißt Dolores Treff.

Im Wartezimmer habe ich noch Zeit zum Lesen aber keine Lust mehr. So harre ich der Dinge, die da kommen. Ich habe längst kapituliert, bei solch bösen Vorzeichen. Und dann gehts ganz schnell, rauf auf Stuhl, Spritze rein, gebohrt, Loch zu, Glückwunsch, war nicht schlimm, aufstehen, bedanken und gehen, fertig.
Schneller konnte ich das jetzt wirklich nicht schreiben.

Suche

 

Status

Online seit 5238 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 02:02

Credits


xml version of this page
xml version of this page (summary)
xml version of this page (with comments)

twoday.net AGB

Blogverzeichnis Creative Commons Lizenzvertrag
Shhhhh.

Alles nur Theater
Auf Spatzen geschossen
Auslaufmodell Buch
Den Ball gespielt
Der alltägliche K(r)ampf
Die kleine Form
Gedankeninseln
Geldregierung Arbeitsplatz
Gelegenheitslyrik
HaCK
Herr Fischer
Klassenraum
Links
Mensagespräche
Nichts Spezielles
Ohne Brille
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development